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Die sieben Monate im Leben einer Weidegans

Von Roman Kloibhofer, 12. Oktober 2023, 00:04 Uhr
Die sieben Monate im Leben einer Weidegans
Die Weidegänse sind sehr gesellig und verbringen die meiste Zeit im Freien auf der Weide.

RAAB. Noch schnattern die Gänse munter auf der Weide vom Biobetrieb Etzl in Raab. Doch in wenigen Wochen wird es dort still und die rund 120 Weidegänse werden für Martini geschlachtet und für den Verkauf vorbereitet – nach sieben Monaten, in denen sie von Silvia und Johannes Etzl betreut worden sind. Werfen wir einen Blick auf diese sieben Monate im Stall und auf der Weide des Biobetriebs Etzl in Einburg.

Fünf Tage, bevor die frisch geschlüpften Gänseküken auf den Hof kommen, beginnt die Arbeit: "Der Stall muss gut beheizt und auf 32 Grad Celsius Raumtemperatur gebracht werden, wichtig ist die gute Isolierung nach unten mit Stroh", berichtet Biobauer Johannes Etzl. "Wennst barfuß am Boden ein angenehm warmes Gefühl hast, passt’s", sagt seine Frau Silvia.

Tag X: Mitte April (heuer war es der 19. April) kommen die frisch ausgebrüteten Eintagesküken vom Brutbetrieb in Vöcklabruck auf den Etzl-Hof. "Die erste Woche sind die Küken sehr empfindlich, die Temperatur im Stall muss stabil sein. Das ist eine heikle Phase", sagt der Bauer. Rund 120 Gänseküken pro Jahr zieht der einzige Weidegansbetrieb im Bezirk Schärding auf.

Woche 2: "Die Gansln wachsen am Anfang recht schnell und brauchen mehr Platz. Wir müssen Platz und Kubatur erhöhen, die Frischluftzufuhr sichern, aber Zugluft vermeiden. Auch die Vitaminzufuhr ist sehr wichtig", erklärt das Gänsebauern-Ehepaar. Was gefüttert wird, wird übrigens streng kontrolliert, die Bio-Kriterien müssen penibel erfüllt werden, die Aufzucht der Tiere muss stets nachvollziehbar sein.

Woche 4 bis 6: Jetzt folgt die heiße Phase, wie Johannes Etzl sagt: "Etwa in Woche fünf haben die Gansln den ersten Weidetag – und zwar erst dann, wenn sie vollständig zugefiedert sind." Nach und nach werden die Tiere nun an die Weide, an die neuen Lichtverhältnisse und an Temperatur und Witterungseinflüsse gewöhnt. Silvia Etzl ergänzt: "Zum Fressen bekommen sie am Anfang feines Gras. Das Gras ist für unsere Weidegänse danach die wichtigste Nahrungsquelle. Den hohen Nährstoffbedarf decken unsere Tiere auf der Weide, das unterscheidet uns ganz wesentlich von der Importgans, bei der meist auf schnelles Wachstum gesetzt wird. Biologische Aufzucht verlangt aber eine bestimmte Mindesthaltedauer."

Ab Woche 6: Ab etwa Ende Mai verbringen die Weidegänse die gesamte Zeit – tagsüber und nachts – auf der Weide. Zum Gras erhalten die Tiere einen Futterausgleich mit Getreide und eiweißreichem Futter wie Ackerbohnen. Die Weideflächen werden von Zeit zu Zeit gewechselt, um stets junges Gras als stabilen Ernährungsfaktor zur Verfügung zu haben. "Jetzt heißt es: Herde beobachten und Herde betreuen, vor allem die Versorgung mit sauberem Wasser ist sehr wichtig", wie Johannes Etzl erklärt. So sollen die Tiere von Schädlingsdruck befreit werden. "Die Weidegänse sind ab dieser Zeit sehr stabil und widerstandsfähig, Verluste durch Krankheit sind relativ selten", sagt der Biobauer. Schlüsselstellen seien aber saubere Tränkestellen.

Mitte Oktober: Nun beginnt die Vorbereitung für die Schlachtung, nach rund 26 Wochen Aufzucht der Weidegänse. "Die Zeit liefert uns den Termin für die Schlachtung, ab Mitte Oktober ist es so weit", sagt Silvia Etzl. "Unsere Tiere kommen stressfrei von der Weide in den Schlachtraum. Meine Frau fängt sie, ich schlachte sie", sagt Johannes Etzl. Dann werden die Tiere ausgenommen, gebrüht, gerupft und sauber geputzt. "Jede Weidegans wird sorgfältig geputzt für den Verkauf vorbereitet", sagt Silvia Etzl. Verwertet wird alles, wie das Ehepaar Etzl sagt: Die Innereien werden verpackt mit jeder Gans mitgeliefert (zum Mitbraten oder für die Ganslsuppe), die Federn gehen an den Weidegansverband, das Ganslfett wird ausgelassen und ebenfalls verwertet (manche schwören auf Ganslfett als Hausmittel bei Atembeschwerden).

Bis Ende November ist der Verkauf der Tiere abgeschlossen, rund sieben Monate sind nun seit der Ankunft der Eintagesküken vergangen. "Danach legt sich der Ganslbauer aber nicht nieder und rastet sich aus", sagt Johannes Etzl lachend. Denn am Hof der Familie Etzl werden auf rund 17 Hektar Nutzfläche sieben Sorten Speisegetreide (zu 50 Prozent, von Weizen über Linsen bis zu Kichererbsen) angebaut und Schafe sowie Enten gehalten. Mit den Bioprodukten werden unter anderem auch Food-Coops beliefert, wie Silvia Etzl sagt. Nicht genug damit – Johannes Etzl betreibt dazu am Hof auch eine Kunstschmiede. "Der Johannes ist auch da ein sehr Geschickter", streut ihm seine Frau Silvia Rosen.

Für Silvia und Johannes Etzl sind der Bio-Weidegansbetrieb sowie der Getreideanbau und die Enten- und Schafhaltung ihre große Leidenschaft. "Wir sind überzeugt, dass Vielfalt auch in der Landwirtschaft wichtig ist. Mono ist für uns nichts", sagen sie. Durch die strenge Kontrolle als Bio-Weidegansbetrieb sei zwar der Aufwand größer, aber dadurch werde die gesamte Produktion nachkontrollierbar. "Das trennt die Spreu vom Weizen", sagt Silvia Etzl.

Die Weidegansbetriebe sind auf der Webseite der Organisation auf einer interaktiven Karte abrufbar: www.weidegans.at

Autor
Roman Kloibhofer
Redaktion Innviertel
Roman Kloibhofer

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