Der Streit um die Grenzen des Nationalparks
MOLLN/REICHRAMING. Touristiker gegen Naturschützer: Wo soll der Nationalpark Kalkalpen erweitert werden?
Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer ließ im OÖN-Interview keine Zweifel: "Die Erweiterung ist für mich ein Muss", sagte er anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums, das der Nationalpark vergangenenen Sonntag feierte. Doch die Erweiterung ist – wie einst die Gründung des Nationalparks – umstritten. Weit auseinander klaffen die Vorstellungen, wo der Nationalpark erweitert werden sollte. Die OÖN haben mit den Interessengruppen über ihre Wunschvarianten gesprochen.
Variante 1: Bis nach Bad Ischl – die Maximalvariante des "Mollner Kreises"
Der "Mollner Kreis", eine Gruppe von Naturschützern, fordert eine Erweiterung um die Gebiete Warscheneck, Haller Mauern und Totes Gebirge.
Um 47.900 Hektar würde so der Nationalpark wachsen. "Es wird wichtig sein, schrittweise vorzugehen: Die Haller Mauern und der Bosruck sollten möglichst sofort integriert werden. Nach diesen 2000 Hektar müsste in einem weiteren Schritt das Warscheneck folgen, aber auch rasch, innerhalb der nächsten Jahre. Dabei würde es sich um weitere rund 9800 Hektar handeln, die im Wesentlichen schon jetzt ein bestehendes Naturschutzgebiet sind", sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Danach sollte das Tote Gebirge Teil des Nationalparks werden. Schon durch die Einbeziehung der Haller Mauern würde der Nationalpark in Oberösterreich auch die Landesgrenze erreichen.
"Das wäre ein Signal an die Steiermark, auch mit der Erweiterung des Nationalpark Gesäuse bis an die Landesgrenze nachzuziehen", sagt Maier.
Variante 2: Erweiterung nur im Norden – der Wunsch der Pyhrn-Priel-Touristiker
Vor allem bei Touristikern im Pyhrn-Priel-Gebiet stoßen diese Pläne auf Ablehnung. "Wir wollen die Haller Mauern und den Bosruck nicht als Nationalparkgebiet. In unserer Region gibt es schon 30 Prozent Naturschutzgebiete. Das geht an die Substanz", sagt Herbert Gösweiner, Vorsitzender des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel.
Man habe nichts gegen den Naturschutz. "Aber die Bürokratie, die dahinter steht, zwängt uns ein. Wir sind auf Nächtigungs-Tourismus ausgerichtet. Wir wollen es selbst in der Hand haben, zu handeln und nicht in der Bürokratie des Landesnaturschutzes gefangen sein." Als Ersatz für die Flächen der Haller Mauern und des Bosrucks schlägt Gösweiner eine Erweiterung Richtung Molln vor. "Auch dort sind riesige Wälder. In der Laussa gibt es ebenfalls Möglichkeiten. Es wäre sinnvoll, den Nationalpark dorthin zu bringen, wo die Leute zu Hause sind, die ihn unbedingt wollen."
Variante 3: Haller Mauern und Warscheneck – der Vorschlag des Nationalpark-Direktors
Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer hält von der Idee der Touristiker nichts. "Das ist indiskutabel und entbehrt jeglicher Grundlage." Die Erweiterung habe ökologische Gründe und orientiere sich an der Qualität der Gebiete. Dazu gebe es auch Studien.
Deshalb tritt Mayrhofer für eine Erweiterung um die Haller Mauern und den Bosruck an, in einem nächsten Schritt sollte das Warscheneck folgen. Mayrhofer beklagt "die Polarisierung zwischen den Naturschützern um den Mollner Kreis und dem Tourismusverband". Für die Region wäre Mäßigung auf beiden Seiten hilfreich, sagt er: "Die Erweiterung zu den Haller Mauern würde Natur und Tourismus nützen." Mit der von ihm vorgeschlagenen Variante käme man auf eine Höhenlage von 2300 Metern und damit in den alpinen Bereich. "Bundesforste und auch private Grundeigentümer haben positive Signale ausgesendet", sagt Mayrhofer, der heuer in Pension geht.
Erweiterungsvorschläge (PDF):
Erweiterungsplan
Aus dem Büro des für Naturschutz zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreters Manfred Haimbuchner (FP) heißt es, dass ein Zeit- und Managementplan für die Erweiterung erstellt werden soll, sobald ein neuer Nationalpark-Direktor im Amt ist. Dieser soll, wie berichtet, Mitte August vorgestellt werden. Danach könne es losgehen. Haimbuchner hat erst kürzlich von einem Zeithorizont von zehn Jahren gesprochen, was die Erweiterung betrifft. Bisher wurde der Nationalpark zweimal erweitert und umfasst 20.850 Hektar.
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"Wo soll der Nationalpark Kalkalpen erweitert werden?"
Am Besten gar nicht. 70 Millionen Euro kostet uns der jetzige bereits pro Jahr.
Schon jetzt darf eine grenznahe Trinkwasserquelle nicht genützt werden. Der Luchs ist 150 Jahre niemanden abgegangen, ich brauch ihn auch jetzt nicht...
Die 70 Mio könnte man sinnvoller einsetzen.
Wanderer und Wilderer! Touristiker und ein Spatznhirn! Erinnert mich an Visby und Paviken!