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Jiri Grusa präsentierte neuestes Werk

Von nachrichten.at/apa, 14. April 2011, 21:27 Uhr
Jiri Grusa
Jiri Grusa Bild: APA

WIEN. »Benes jako Rakusan« (Benes als Österreicher) - unter diesem Titel ist kürzlich auf Tschechisch das neueste Werk von Jiri Grusa, langjähriger tschechischer Botschafter in Österreich, erschienen.

Am Donnerstagabend präsentierte Grusa die „etwas anders geschriebene Biografie“ des tschechischen Politikers Edvard Benes in Wien.

Die Lesung einiger Auszüge des Buches auf Deutsch war eine Österreich-Premiere, ein Datum für die Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum ist noch nicht einmal bekannt.

Als „wichtigsten Malediktus der Tschechen“ beschreibt der 63-Jährige seinen Landsmann Benes in Anspielung auf die deutsche Übersetzung dessen Familiennamens, die „Benedikt“ lautet. Dass Grusa den Ex-Präsidenten der Tschechoslowakei „nie mochte“, gibt er offen zu: „In meiner Familie war Benes ein Versager.“ Da verwundert auch nicht, dass er Benes als „von der Macht der Machtlust“ besessen oder als „uninteressanten Menschen“ beschreibt.

Grusa attestiert dem Begründer der Benes-Dekrete außerdem eine gewisse „Unfähigkeit zu kommunizieren“. Benes ist „loyal untreu und von hinten demontierend“, schreibt Grusa, der damit auf die jahrelange politische Tätigkeit BenesÒ aus der „zweiten Reihe“ anspielt. Benes war von 1918 bis 1935 Außenminister der Tschechoslowakei (CSR) und dabei ein enger Vertrauter des damaligen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk.

Interessant sind auch die Parallelen, die Grusa zwischen Benes und Adolf Hitler ortet. Beide hätten die selbe „soziale Herkunft“, eine ähnliche Familienstruktur und auch der „Hass Wien gegenüber“ würde beide verbinden. Diese Tatsache hätte Grusa selbst „wirklich überrascht“, gesteht der Autor.

In diesem Zusammenhang betonte Grusa, dass der 1884 geborene Benes erst zwischen 1912 und 1914 eine „klar anti-österreichische“ Linie entwickelt hätte. „Zuerst war er Österreicher“, so der Diplomat. Das erste Buch BenesÒ habe sogar noch davon gehandelt, wie man Österreich „retten“ könne. Bereits seine zweite Arbeit habe den Namen „Vernichtet Österreich“ getragen.

In seiner Zeit als tschechischer Botschafter in Deutschland und Österreich sei Grusa oft mit Fragen zu den Benes-Dekreten (die Voraussetzung für die Vertreibung und Enteignung von mehr als zwei Millionen Sudetendeutschen) konfrontiert gewesen. Nachdem sich immer mehr Dokumente und eigene Aufzeichnungen dazu angesammelt hätten und Grusa auch Vorträge zu dem Thema hielt, war die Idee aufgekommen, dies zu einem Buch zusammenzufassen. Dies basiert demnach sowohl auf wissenschaftlichen Studien als auch auf Sekundärliteratur und Primärquellen.

Eine zusätzliche Conclusio aus Grusas Werk zog der Schauspieler und Moderator der Lesung, Miguel Herz-Kestranek: Grusa postuliere eindeutig, dass der „Nationalismus eine Fehlidee sei. „Ich halte den Nationalismus für die wahre Krankheit Mitteleuropas“, ergänzte der Autor. Man müsse mit dem Begriff „Nation“ anders umgehen und sich von dem Vergeltungsgedanken verabschieden, Rache funktioniere nicht mehr.

Der im böhmischen Pardubice (Pardubitz) geborene Schriftsteller studierte an der Karlsuniversität Prag Geschichte und Philosophie und gründete 1964 die erste nicht-kommunistische Literaturzeitschrift der Tschechoslowakei. Als einer der Mitunterzeichner der „Charta 77“ und als Autor des Romans „Dotzanik“ wurde er 1978 wegen „Angriffs auf das gesellschaftliche System“ für einige Monate inhaftiert. Im Dezember 1980 konnte er in die USA ausreisen und wurde im Jahr darauf gegen seinen Willen ausgebürgert; es folgten Jahre als freier Schriftsteller in Deutschland.

Seine politische Karriere begann der 1938 Geborene als tschechischer Botschafter in Deutschland, es folgten einige Monate als tschechischer Bildungsminister und sechs Jahre (1998 bis 2004) als Botschafter seiner Heimat in Wien. Danach war Grusa vier Jahre lang Leiter der Diplomatischen Akademie in Wien und bekleidete von 2004 bis 2009 die Funktion des Präsidenten der internationalen Schriftstellervereinigung PEN-Club.

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 15.04.2011 10:35

Dass der feine Herr Herz-Kestranek noch den Verve hat, bei literarischen Veranstaltungen aufzutreten, nachdem er mit seinen Vorstandskollegen den PEN Club in den Konkurs begleitet hat?

Normalsterbliche würden sich vor Scham wahrscheinlich in einem dunklen Loch verkriechen.

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