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Rassismus, Liebe und Ruhm in New York um 1900

Von Lukas Luger, 04. Februar 2019, 00:05 Uhr
Bild: Landestheater

Am Freitag feiert das Musical „Ragtime“ nach E. L. Doctorows Bestseller seine Premiere im Linzer Musiktheater.

Ein schwarzer Jazz-Pianist kämpft verbissen um Gerechtigkeit. Ein jüdischer Einwanderer träumt vom wirtschaftlichen Aufstieg und davon, seine Tochter versorgen zu können. Eine weiße Frau aus wohlhabender Familie adoptiert ein Findelkind und stellt ihr Leben auf den Kopf. Drei Menschen. Drei Schicksale. Eine Stadt. Verwoben zu einem Porträt des pulsierenden New Yorks um 1900 – „Ragtime“ entführt die Zuschauer in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Am Freitag feiert das auf dem Bestseller von E. L. Doctorow basierende Musical in der Inszenierung von Musical-Chef Matthias Davids Premiere im Linzer Musiktheater.

Gino Emnes als Coalhouse Walker jr. Bild: Winkler/Landestheater

„,Ragtime‘ ist zeitlos und spiegelt unsere Wirklichkeit mit all ihren Missständen wider. Der Rassismus, soziale Ungerechtigkeit, Migration – die behandelten Themen sind leider aktueller denn je“, sagt Daniela Dett, die als „Mutter“ die weibliche Hauptrolle innehat. Für ihren Ensemble-Kollegen Riccardo Greco, der den lettischen Juden Tate gibt, ist es exakt diese Zeitlosigkeit, die „Ragtime“ von anderen Musicals abhebt: „Jeder Besucher wird sich mit einem anderen Strang der Geschichte, mit einem anderen Charakter identifizieren.“ Identifizieren kann sich auch Gaststar Gino Emnes mit seiner Rolle. Nicht nur, weil der Niederländer – wie seine auf Kleists „Michael Kohlhaas“ verweisende Figur Coalhouse Walker jr. – als afroamerikanischer Mann schon rassistischen Ressentiments ausgesetzt war. „Es sind Erfahrungen, die ich für diese Rolle benutzen kann. Ich muss aber nicht alles erlebt haben, um es spielen zu können“, sagt der Den Haager, der in Hamburg als Boxer in „Rocky – das Musical“ sowie als Lola in „Kinky Boots“ auf der Bühne stand. Für Emnes ist der nach einer rassistisch motivierten Attacke zum Terroristen mutierende Coalhouse „eine der spannendsten und komplexesten Musical-Figuren, die es gibt“, und der Hauptgrund, warum er nach Linz gekommen ist.

Riccardo Greco (Tate) und Daniela Dett (Mutter) Bild: Winkler/Landestheater

Jiddisch-Kurs per YouTube

Der Vorbereitungsprozess für die Musiktheater-Fassung von Barack Obamas Lieblingsbuch lief für die Hauptdarsteller unterschiedlich ab. Während Emnes auf Persönliches zurückgriff, ging Daniela Dett auf Recherchetour. Um ihrer Rolle, die als „Mutter“ keinen richtigen Namen trägt, sondern als Symbol für emanzipierte Frauen jener Zeit fungiert, mehr Tiefe zu geben, las sie nicht nur weibliche Heldenstorys, sondern machte sich auch im persönlichen Umfeld auf Vorbildersuche. Dett: „Frauen, die auf die eine oder andere Weise mutig ihren Weg gehen, findet man überall.“ Einen anderen Weg beschritt Riccardo Greco. Mühsam trainierte er sich mittels YouTube-Video einen jiddischen Akzent an. Greco: „Am Anfang war ich echt schlecht und habe nur die ,Ü‘s durch ,I‘s ausgetauscht. Mittlerweile rede ich mit unseren Kinderdarstellern sogar abseits der Bühne auf Jiddisch.“

Rassismus, Frauenrechte, der ur-amerikanische Traum von Ruhm – analog zur titelspendenden Musikrichtung reiht „Ragtime“ Versatzstücke aneinander, konfiguriert sie neu und übersteigert sie, um etwas Eigenes zu bauen. Fiktive Charaktere treffen dabei auf historische Persönlichkeiten wie Henry Ford, die Schicksale der kleinen Leute verbinden sich so mit den großen sozialen Bewegungen um 1900.

Dieser Vielfältigkeit trägt auch die Musik Rechnung. Lynn Ahrens und Stephen Flaherty tauchen in ihren Songs tief in die Ursuppe der US-Musik – von Gospel über Märsche bis hin zu Soul – ein. „Etliche Momente werden das Publikum von den Sesseln reißen “, verspricht Greco, der wie Dett „akuten Gänsehaut-Alarm“ verortet. „Ach, es gibt eben sehr viele Ohrwürmer“, konstatiert Emnes trockener, aber nicht weniger enthusiastisch.

„Ragtime“: Preview am 7.2., Premiere am 8.2. im Linzer Musiktheater, weitere Termine: 13., 22.2 , 1., 6., 7., 9., 10., 16., 17., 24.3.

 

Hintergrund

Das Musical „Ragtime“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des 2015 verstorbenen US-Autors E. L. Doctorow aus dem Jahr 1975. Dessen literarisches Porträt der Zeit um 1900 gilt als Klassiker der modernen Literatur. Milos Formans Verfilmung wurde 1982 für acht Oscars nominiert, ging aber leer aus. Die Musical-Adaption von Librettist Terrence McNally feierte 1998 ihr Broadway-Debüt und wurde für 13 „Tonys“ nominiert – und gewann vier davon.

 

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Autor
Lukas Luger
Redakteur Kultur
Lukas Luger
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3  Kommentare
3  Kommentare
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xerMandi (2.161 Kommentare)
am 04.02.2019 11:52

Als Synonym für die USA im jahr 2019 noch die Uralt-Floskel vom "Land der unbegrenzeten Möglichkeiten" zu verwenden, ist wahrlich keine journalistische Glanzleistung.

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vjeverica (4.300 Kommentare)
am 04.02.2019 08:34

bin schon gespannt drauf. Ich liiiiiebe ja Musicals.

Wobei ich mir nicht jedes zum Musical vermanschte Buch / Stück anschaue, wie Heidi oder so *g*.Oder sagen wir so, bevor ich mir derlei anschauen würde, da würde ich mich vorher bestens erkundigen punkto Aufmachung und Musik. (war von Lazarus nämlich sehr enttäuscht - das passiert mir nicht so schnell wieder. Sooo billig sind die Karten schließlich auch nicht)

Es mit der Gegenwart zu vergleichen und Migration, das hinkt. Die USA hatte Ureinwohner, die verdrängt und ausgerottet und in Reservate abgedrängt wurden. DAS wird uns, so Gott will, nicht passieren.
ABER - die USA hat eine Riesenfläche, wo immer noch Platz wäre für Zigtausende Zuwanderer. Tja, die meisten wollen halt in die Städte, wie überall.
UND noch eins - die USA fördern Zuwanderer absolut nicht, die fordern (sie) nur.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 04.02.2019 05:31

Cooles Musical aus einer noch Aufbauzeit in Amerika.

Mode - Bauwerke - Stil - Musik alles im Wandel der Zeit
der Entdeckung von Amerika - Hoffnungen und Enttäuschungen.

Freu mich darauf.

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