Wirbel um den zweiten Mundl-Kinofilm
Am 31. Mai fällt die erste Klappe für den zweiten Mundl-Kinofilm „Die Depperten und die G’spritzten“ – unter schlechten Vorzeichen. Produzent Robert Winkler hat nur ein schmales Budget, Kurt Ockermüller hat die Regie zurückgelegt, Autor Ernst Hinterberger seinen Namen zurückgezogen.
Nach dem Publikumserfolg von Teil eins – mehr als 370.000 Zuschauer kamen ins Kino – wurden auch noch 40.000 DVDs abgesetzt. Das Original-Team um Karl Merkatz war bereit, bei der Fortsetzung mitzumachen. Routinier Kurt Ockermüller bearbeitete mit Wolfgang Limberger das Drehbuch von Mundl-Erfinder Ernst Hinterberger.
Mitte März kam die Schockmeldung: Just die Wiener Filmförderung meldete, dass sie nichts bezahlen würde. Das Drehbuch habe keine Zustimmung gefunden, die Mundpropaganda (!) für Teil zwei sei auch nicht positiv.
Ockermüller: „Merkwürdige Begründungen, denn unser Drehbuch für den ersten Film war anfangs auch ganz anders als die Endfassung. Filmen ist eben ‚working in progress’. Auch erfolgt die Wiener Filmförderung nicht nach künstlerischen Aspekten, sondern aus wirtschaftlichen. Hat man die Besucherzahlen von Teil eins etwa übersehen? Also, wenn man dort den ‚Echten Wiener 2’ ablehnt, muss man wohl noch sehr heiße Eisen im Feuer haben…“
1,7 statt 2,6 Millionen
Immerhin blieb das Geld der Österreichischen Filmförderung und des ORF, der jedoch weniger bezahlt als beim letzten Mal. Alles in allem: Statt 2,6 stehen nur noch 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Da Kurt Ockermüller die angebotene Regiegage nicht akzeptieren konnte, stieg er aus. Robert Winkler selbst wird nun an der Kamera stehen, seine Frau Barbara Gräftner (Max Ophüls Preis 2002 für „Mein Russland“) übernimmt die Regie. Gräftner hatte Ockermüller zuvor um seine 130 bearbeiteten Drehbuchseiten gebeten und eine Neubearbeitung vorgenommen. Von der Letztfassung war Ur-Autor Ernst Hinterberger so wenig angetan, dass er am Montag schriftlich seinen Namen zurückzog.
Und Karl Merkatz? Als die Probleme begannen, bekam er gerade im Krankenhaus eine neue Hüfte. Gestern hatte er am Telefon keine Zeit für einen Kommentar: „Ich steh’ gerade für eine andere Sache vor der Kamera und hab’ momentan nicht den Kopf, mir eine treffende Antwort zu überlegen.“
Ich möchte eindeutig festhalten, dass ich die Regie beim 2. Film "Echte Wiener" nicht wegen der "Nichtakzeptanz der angebotenen Regiegage" zurückgelegt habe. Ich habe niemals seitens der Bonusfilm ein Angebot eines Regievertrages erhalten und konnte daher auch nichts ablehnen. Ich habe mich einzig und allein wegen des um ein Drittel gekürzten Budgets zurückgezogen, da ich keine Möglichkeit gesehen habe, den Film meinen und des Autors entsprechenden Vorstellungen eines würdigen Abschieds von einem 35-jährigen Kultphänomen zu verantworten. Immerhin zählt Ernst Hinterbergers "Mundl Sackbauer-Komplex" inzwischen zum Allgemeingut Österreichisch-Wienerischer Identität, dem entsprechender Respekt zu zollen ist.
Kurt Ockermüller 14.05.2010
das "wiener kulturgut" sackbauer mundl so wichtig ist, dann würde ich nicht so einfach das handtuch werfen und eben schauen, daß eventuell fehlende finanzielle mittel anderweitig aufzutreiben sind. müßte normalerweise auch gelingen......
seien sie versichert, dass dies sehr wohl meinerseits geschehen ist. es ist zwar nicht meine aufgabe als regisseur, fehlendes geld aufzutreiben, sondern die aufgabe des produzenten. ich habe es dennoch mehrfach versucht, leider ohne erfolg. wenn sie der meinung sind, dass derartiges "normalerweise gelingen müsste", bleibt ihnen das unbenommen. es zeigt mir aber, dass sie leider zu wenig einblick in die realsituation der österreichischen filmfinanzierung haben. ich bin auch der meinung, das so etwas "normal" sein müsste, aber was ist in diesem land schon normal?