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Luther, viel Licht und auch viel Schatten

13. November 2017, 20:46 Uhr

Hättest du geschwiegen … wärst du ein Philosoph geblieben … Eine Replik auf die Aussage von Richard David Precht, „Luther war einer der größten Verbrecher der deutschen Geschichte“.

Will man Precht nicht schlicht Unkenntnis seines Gegenstandes unterstellen, und scheidet offensichtlich auch Dummheit als Entschuldigung für seine Tiraden aus, dann müsste man von einer absichtlichen und böswilligen Verdrehung der Tatsachen ausgehen.

Nun, Luther war kein Heiliger, beileibe nicht. Und sein Judenhass der späten Jahre ist böse und ein bitteres Erbe, von dem sich freilich „seine“ Kirche gelöst, und dieses Erbe als häretisch verworfen hat. Ihn mit den Taliban zu vergleichen, ist aber schlicht stupide, und um Herrn Precht zu enttäuschen, auch Fundamentalist war Luther keiner. Ein schlichter Blick in das Vorwort der bahnbrechenden Übersetzung des Neuen Testaments hätte das Herrn Precht lehren können.

Aber Luther hat die Bibel ernst genommen, sie war ihm kein „Märchenbuch“ und kein Bilderbuch „humanistischer Werte-Metaphorik“. Wer ihm das zum Vorwurf macht, der sollte ihm ehrlicherweise gleich seinen christlichen Glauben vorwerfen.

Ich bekenne, dass ich bis heute viel von Luther lerne. Er ist eine große Gestalt. Mit viel Licht und auch viel Schatten. Ich kenne den Briefschreiber, der tröstet, rät, ermahnt, zurechtweist. Ich kenne den begnadeten und auch den gnadenlosen Polemiker. Ich kenne den, der im Ablassstreit gegen Tetzel auftritt, der aber, als dieser von den eigenen Leuten „entsorgt“ wird, bereit ist, sich für ihn einzusetzen. Ich kenne den Lobredner der Ehe, der den Männern ins Stammbuch schreibt, dass es Gott gefällt, wenn sie den Kindern die Windeln wechseln. Ich kenne den Übersetzer, der überragenden Sinn für die Melodik der Sprache und ihre Bildhaftigkeit besitzt und zugleich die Knochenarbeit des Übersetzens nicht scheut … Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.

Precht hat nicht Luther „beschädigt“, sondern sich selbst. Das Vertrauen in seine Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit.

Dr. Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Diözese OÖ, Linz

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2  Kommentare
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MichaelSattler (1 Kommentare)
am 14.11.2017 19:49

Wenn mann als berühmtester deutscher Gegenwartsphilosoph eingeführt wird, darf man sich so etwas nicht erlauben.
Bei aller möglichen Lutherkritik, die berechtigt sein mag, gilt es doch den Geist der Zeit zu berücksichtigen, aus der er kam. Herr Dr. Lehner hat in seinem Kommentar schon auf vieles hingewiesen, das hier nicht wiederholt werden muss. Ja, es stimmt, man kann am Charakter Luthers Korrekturen anbringen, doch ihn für den 30-jährigen Krieg verantwortlich zu machen ist schlichtweg unsinnig. Hat Luther in der Bauernkrise falsch agiert, muss doch festgehalten werden, dass die Bauernkriege seit dem Hochmittelalter geführt wurden, die Unterdrücker waren die Grundherren. Hat Luther später die Juden angegriffen, muss man doch sehen, dass Judenhass römisch-katholisches Erbe seit den Kreuzzügen war.
Was will man Luther vorwerfen? Dass er die Welt, wie sie seit Jahrhunderten bestand, nicht vollständig reformieren konnte? Möge ihm heute doch einer nachmachen, was er Positives getan hat.

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 13.11.2017 22:17

Könnte es sein, dass Sie sich mit der Geschichte der Taliban zu wenig beschäftigt haben, um dieses Urteil abzugeben?

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