Mit dem Motorsegler in Dalmatien
Kroatien ist großartig: Kristallklares Meer, kulinarische Kapazunder und kolossale Kultur locken Millionen von Besuchern. Auch Philipp Braun folgte dem Ruf.
Inseln sind faszinierend. Als Orte der Sehnsucht begeistern sie Menschen seit jeher: Rückzugsort, zauberhaftes Paradies, unvergessliches Urlaubsziel.
Kroatien hat den charmanten Vorteil, eines der beliebtesten Reiseziele Europas zu sein. 16 Millionen ausländische Besucher und 90 Millionen Übernachtungen im Jahr 2016 hieven Kroatien weit nach oben. Was eben auch mit den Inseln zu tun hat. Denn deren gibt es Hunderte. Mehr als 1240 werden im Adriatischen Meer gezählt. Nur wenige, nämlich 47, sind bewohnt. Etwa die Hälfte davon entdeckt man in der südlichen Adria.
Eine Woche auf der Yacht
Inseln erforscht man mit dem Schiff. In meinem Fall ist das der Motorsegler "My Solaris". Eine luxuriöse Motorjacht, Baujahr 2018, 44 Meter lang und damit eines der längsten Schiffe in der Flotte des kroatischen Reisespezialisten Riva-Tours. 18 Doppelkabinen und ein 250 Quadratmeter großes Sonnendeck überzeugen, die Reise zu den Inseln anzutreten. Bedenken, dass man auf offener See verhungert oder in Trägheit verfällt, bestehen nicht. Halbpension wird angeboten, das Frühstück ist schlicht und Stopps in schönen Badebuchten laden zur täglichen Schwimmstunde ein.
Trogir
Die romanische Hafenstadt befindet sich 30 Kilometer vom Flughafen Split entfernt, und ist in 75 Flugminuten von Wien aus zu erreichen. Etwas länger dauert die Autofahrt. Acht Stunden Reisezeit muss man auf alle Fälle einkalkulieren.
Einmal angekommen erwartet die Gäste ein malerisches Städtchen, dessen Altstadt zum UNESCO-Welterbe zählt. Zur Einstimmung flaniert man am besten durch die engen Gassen, ignoriert galant die Liebesbekundungen von Restaurantbetreibern und inspiziert das geschäftige Treiben im Hafen – bevor das Abenteuer Inselhüpfen startet. TIPP: Am Rand der Altstadt befindet sich der Eissalon Bella: ausgezeichnetes Eis und Smoothies.
Split
Die zweitgrößte Stadt Kroatiens und "Hauptstadt Dalmatiens" wird am späten Nachmittag angefahren. Auch wenn es an Bord Abendessen gibt, verzichten sie darauf und genießen sie die gewonnene Zeit in Split. Zwar ist die Altstadt nicht so schön herausgeputzt wie jene von Dubrovnik, ja sie wirkt an manchen Stellen etwas verrucht, aber genau das verleiht Split die Identität: anziehend, lebendig und einzigartig.
Kulinarische Flaneure dürfen in der 1700 Jahre alten Stadt aus dem Vollen schöpfen. Die Liste führt "Bokeria kitchen and winebar" im Zentrum an: sehr gute Weinauswahl und köstliches Essen. Unbedingt reservieren! Die Warteliste ist lang. Etwas gediegener geht es im Restaurant Bajamonti mit Live-Piano-Musik zu. Das beste Eis der Stadt bekommt man bei "Luka Ice Cream & Cakes", alternativ bei "Moritz", ein Eissalon, der vom Gmundner Moritz Fried vor sechs Jahren gegründet wurde.
Wer sich mit ein paar kulinarischen Mitbringsel, von Kaffee bis Likören, eindecken möchte, schlendert vernünftigerweise ins "franja coffee and teahouse".
Hvar
Der aromatische Duft von Lavendel lässt die Nasenflügel beben und die Augen erblicken eine Handvoll Verkäufer auf der Hafenpromenade. Hvar ist als Lavendel-Insel bekannt. Auch wenn Waldbrände viele Sträucher zerstört haben, es gibt sie noch genügend.
Vinka Milicic betreibt mit ihrer Familie ein Lavendelgeschäft und eine Frühstückspension in Brusje, sechs Kilometer vom Zentrum entfernt. Die Ernte erfolgt zwischen Mitte Juni und Anfang Juli. Danach wird vieles aus Lavendel produziert – die positiven Wirkungen sind offensichtlich. "Lavendel wirkt entspannend, hilft bei Kopfschmerzen, wird in Kosmetika verwendet und kann zum Backen oder als Tee eingesetzt werden", sagt Milicic. Tipp: Die Festung erklimmen. Ein paar Stufen müssen bewältigt werden. Dafür entschädigt der Blick aufs offene Meer und auf die Altstadt für die Mühen.
Mljet
Der Schatz im Silbersee wurde in Mljet zwar nicht versenkt, aber wenn man zu den zwei Salzwasserseen im Nationalpark radelt, wähnt man sich in einer anderen Epoche und in alte Winnetou-Zeiten zurückversetzt. Die malerischen Seen glitzern und laden zu einem erfrischend Bad ein. Davor besichtigt man das Benediktinerkloster, danach tritt man euphorisiert in die Pedale. Fahrräder werden beim Hafen verliehen und sind dem Bus vorzuziehen. Einzig bis zu den Seen ist ein kleiner Anstieg zu bewältigen. Tipp: Die Fußballstars von Real Madrid, Luka Modric und Mateo Kovacic, wurden in der "Konoba Antica" bereits gesichtet. Das Restaurant liegt direkt bei der Schiffanlegestelle, begeistert durch herzliches und engagiertes Service, sowie durch authentische, einfache aber köstliche Fischküche.
Dubrovnik
Die "Perle der Adria" glänzt besonders schön und wurde fast auf Hochglanz poliert. Doch die Schönheit hat ihren Preis. Zur Hochsaison ist man nicht der einzige, der das "Freilichtmuseum" besuchen möchte. Gerade, wenn eine beachtliche Anzahl an Kreuzfahrtsschiffen vor den Toren ankert. Zudem reagieren Gastronomen und touristische Einrichtungen auf die hohe Nachfrage mit dementsprechend angepassten Preisen. Tipp: Das "Restaurant 360" (siehe Interview weiter unten) gilt als eines der besten in Kroatien. Nicht günstig, aber die Preise sind für die gebotene Qualität angemessen. Außerordentliche Weinkarte.
Korcula
Marco Polo ist anscheinend auf Korcula geboren, auch wenn es dazu widersprüchliche Aussagen gibt. Als gesichert gilt hingegen, dass "die schwarze Insel" zu den bezauberndsten zählt. In kurzer Zeit hat man die Altstadt zu Fuß umrundet und saugt positive Stimmung und kroatisches Lebensgefühl ein. Was auch an den Kochkünsten von Marko Gajski vom edlen "Lesic Dimitri Palace" liegt.
Der ehemalige Trader hat dem Börsenleben Adieu gesagt und schwingt jetzt gekonnt den Kochlöffel. Fazit: Gasjki ist einer der heißesten kulinarischen Aktien aus Kroatien. Könnte bald davongaloppieren.
Brac
Weißer Kalkstein, roter Wein und goldenes Horn. Die größte Insel Dalmatiens wird mit diesem Dreiklang in Verbindung gebracht. Auf der letzten Station der Kreuzfahrt im Süden Kroatiens wird mit der Crew noch richtig gefeiert und das "Captains Diner" gebührend genossen.
Mehr Informationen zu dieser Kreuzfahrt oder anderen Reisen und Schiffen gibt es auf www.kroatien-idriva.de
„Restaurant 360“– eines der besten in Kroatien
Zauberhaft: ein Blick auf den Hafen von Dubrovnik, formidables Essen und Weine
Das kroatische „Restaurant 360“ zählt zur Créme de la Créme auf dem Balkan. Im März wurde der erste Michelin-Stern verliehen, Anfang Juli zeichnete das amerikanische Magazin „Wine Spectator“ das Nobel-Restaurant mit dem „Best of Award of Excellence“ aus. Einzigartig in Kroatien. Die OÖN trafen Koch Marijo Curic und Restaurant-Manager Rudolf Papac zum Interview.
OÖN: Gratulation zu den Erfolgen der vergangenen Jahre. Ein Zeichen, dass ihre Philosophie gefruchtet hat. Wie würden Sie ihre Ausrichtung beschreiben?
Marijo Curic: Ich bin von der traditionellen französischen Küche inspiriert und versuche das mit dem regionalen Geschmack von Dubrovnik und der dalmatinischen Region, auf eine moderne Art und Weise neu zu interpretieren. Zwei Punkte sind mir wichtig: Zutaten als Ressource für Geschmack. Hier kommt meine Heimat Dubrovnik zur Geltung, mein Terroir, wo ich aufgewachsen bin. Der zweite wichtige Aspekt sind die Techniken. Lebensmittel müssen achtsam behandelt werden. Es muss eine erkennbare Linie geben. Zwischen dem Koch, der die moderne Gastronomie und Küchenlinie vertritt und den Lebensmitteln, die ihre Identität nicht verlieren dürfen. Wenn Gäste meine Menüs verkosten, bekommen Sie schnell einen Einblick in meine Idee und mein Konzept.
Rudolf Papac: Die Philosophie vom „Restaurant 360“ ist es, eine Erfahrung für Wein, Essen und Service in einer historischen Lage zu vermitteln. Der Schwerpunkt liegt auf „fine dining“ und der passenden Weinbegleitung, was letztendlich auch vom „Wine Spectator“ anerkannt wurde. Die Menüs fokussieren auf die Vielfalt an Texturen, die in jedem Gang sichtbar werden und mit zumindest einem lokalen Element akzentuiert werden.
Welche Ziele verfolgen Sie für die nächsten Jahre?
Marijo Curic: Auf alle Fälle möchte ich den Michelin-Stern behalten, weil er eine Belohnung für die harte Arbeit von meinem Team bedeutet. Ich will mich weiter fortbilden, Techniken professionalisieren und immer auf dem Laufenden bleiben. Menschen wie Philip Howard, Yu Sugimota, Marcus Wereing, Enrico Bartolini inspirierten mich während meiner Tätigkeit und ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Wintersaison. Außerdem möchte ich regelmäßig auf einem konstanten hohen Niveau kochen, und Gästen ihre Erwartungen erfüllen. Wir wollen uns als einzigartigen Platz für Connaisseurs etablieren.
Rudolf Papac: Qualität ist uns ein großes Anliegen. Die nächsten Jahre investieren wir verstärkt in die Weiterbildung aller Angestellten. Aktuell haben wir 46 Mitarbeiter beschäftigt und die Auszeichnungen basieren genau auf diesem Team. Was den Wein betrifft, möchten wir unsere umfangreiche Weinkarte und den Weinkeller mit ein paar hochkarätigen Weinen aufstocken. Großes Ziel ist die Renovierung des Restaurants, was der Logistik und den Arbeitsabläufen geschuldet ist, um noch besser arbeiten zu können. Insgesamt geht es darum, unsere Position zu rechtfertigen, aber auch konsequent die Latte ein Stück höher zu legen und immer besser zu werden.
Was bedeutet kroatische Küche für Sie. Was macht sie so einzigartig?
Marijo Curic: Es sind die Zutaten. Wie überall auf der Welt. Was unsere Küche so besonders macht, ist das historische Erbe und der Mix von vielen Einflüssen aus anderen Regionen wie Venetien, Italien, Österreich, Ungarn und selbst aus der Türkei.
Rudolf Papac: Man muss bedenken, dass die kroatische Küche sehr von der Historie und der geopolitischen Lage beeinflusst wurde. Speziell in Dubrovnik spüren wir den mediterranen und italienischen Einfluss: „mantala“, „kotonjata“, „black risotto“, „buzara“ und „brudet“ oder Variationen von Fischeintöpfen sind Beispiele. Es gibt aber auch türkische Einflüsse, was sich in den Gerichten und der Mentalität zeigt. Dennoch wird in Zukunft der Kraft der Lebensmittel viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Das muss in Zukunft viel besser genutzt werden. Die gesamte Gastronomie tut gut daran, den Fokus noch mehr auf die Landwirtschaft und ihre Produkte zu legen. Denn das ist das Potential der kroatischen Küche.