Und wieder fallen die Würfel
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Revolutionen können uns erstaunen, verwirren, sogar berühren. Ab 27. Juli werden neuerlich die „Frankenburger Würfelspiele“ aufgeführt, die Bauernrevolten des 17 Jahrhunderts darstellen.
Die arabische Welt steht derzeit Kopf, zahlreiche Aufstände ergießen sich gleich über mehrere Länder, während die oberösterreichischen Bauernaufstände längst in die Geschichte eingegangen sind.
Für 400 Laienschauspieler in Frankenburg am Hausruck ist dieses Gestern allerdings noch lange nicht in Vergessenheit geraten. Viele von ihnen sind sogar Nachkommen der damaligen Betroffenen und stehen auch heuer wieder bereit, um zu Ehren der tapferen Vorfahren das „Frankenburger Würfelspiel“ nachzustellen.
Im Zwei-Jahres-Takt durchleben die Hobby-Revoluzzer immer wieder Momente der damaligen Auflehnung. Perfekt geplant, fand diese 1626 statt, ein Jahr nachdem der bayrische Statthalter Adam von Herberstorff sein makabres Spiel trieb. Er rief die Rebellen unter dem Vorwand der Begnadigung zum Haushamer Feld, um sie dort gegeneinander würfeln zu lassen. Der jeweilige Verlierer wurde hingerichtet. Somit fanden 17 Männer ihren Tod, der jedoch nicht ungerächt bleiben sollte. Ihren Platz in den Geschichtsbüchern fanden das folgende Aufbegehren und der Kampf gegen die bayrische Besetzung unter dem Namen „Oberösterreichische Bauernkriege“.
Um Vergangenheit eindrucksvoll in die Gegenwart zu katapultieren sind nicht nur traditionelle Kostüme, sondern auch eine passende Kulisse wichtig. Die größte Naturfreilichtbühne Europas sollte dafür ausreichen und bei Schönwetter genug Platz für bis zu 3000 Besucher bieten.
Neben den Rollen auf der Bühne sind diese auch abseits der Kulissen gut aufgeteilt. Mehr als 300 begeisterte Helfer sind notwendig, um Licht, Ton und sonstige Aufbauarbeiten im Griff zu haben. Dafür rottet sich schon mal die gesamte Marktgemeinde zusammen.
Die Proben für die Sprechrollen spielen sich zweimal pro Woche ab und starten jeweils zwei Monate vor Theaterbeginn. Die Besetzung bleibt dabei bis auf wenige Ausnahmen immer dieselbe.
Auch der Lohn ist für alle Beteiligten gleich: ein Essen und zwei Getränke. Nicht mehr und nicht weniger. Der Kartenerlös fließt direkt in das Vereinsbudget, um auch die nächsten Aufführungen finanziell stemmen zu können. Vor allem die Kostüme sind ein erheblicher Kostenfaktor. „Ziel ist es, jede Saison mit einem kleinen Plus abzuschließen“, so Vorstand Alexander Schmid.
Neben den Theaterdarbietungen gibt es zudem seit drei Saisonen ein Würfelspielmuseum, das bei freiem Eintritt an jedem Spieltag von 16 bis 20 Uhr besucht werden kann.
Im Vorfeld kam es heuer zu Diskussionen um den Autor des Stücks, Karl Itzinger. Er soll ein ehemaliger Nazi-Propagandist gewesen sein. Für die Würfelspielgemeinde zählt jedoch primär der geschichtliche Wert des Stücks.
„Itzinger ist für uns in erster Linie der Schriftsteller des größten Ereignisses in Frankenburg“, betont Schmid. Außerdem sei das Stück bereits etliche Male überarbeitet und somit zeitgemäß angepasst worden.
Ein Stück Revolution also, das auch heute noch Authentizität beweist.
Die Termine
Die Vorpremiere findet am 27. Juli statt, Premiere ist am 29. Juli um 19.00 Uhr. Weitere Spieltage sind am 30. und 31. Juli, 5., 6., 7., 12., 13., 14. und 15. August. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Karten und Infos: Tel. 0664/160 42 65 oder 07683/ 50 06 21, info@wuerfelspiel.at