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Großes Kino

Von Michael Schäfl, 14. März 2019, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Die lange Geschichte der Kinos in Linz
Bild: Archiv/Schäfl

Blick ins Archiv: Vor 110 Jahren öffnete mit "Lifka’s Grand Théatre electrique" in der Linzer Waltherstraße das erste Kino der Stadt – ein Streifzug durch die Kinogeschichte.

Der wirkliche Kinematograph, lebende Photographien, in Lebensgröße kommt!": Die Linzer staunten nicht schlecht, als der Wanderkinobetreiber Karl Friedrich Lifka Mitte März 1897 in der Tages-Post, der Vorgängerin der OÖNachrichten, seinen neuntägigen Halt in Linz bekanntgab.

Mit im Gepäck hatte er die "300 schönsten und neuesten Bilder, darunter Katastrophen vom Vesuv und San Francisco". Der Eintritt für die 30- bis 45-minütige Vorstellung betrug 30 bis 50 Kronen, damals immerhin fünf bis acht Halbe Bier.

Jahrelang war Lifka mit seinem Wanderkino durch Mitteleuropa gezogen, bevor er 1908 am Südbahnhof die vorerst letzte Station seiner Reise erreichte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Linz ausschließlich von Wandertheatern bespielt, die ihre Kulissen und Schauräume aufwendig durch Mitteleuropa transportierten.

Auch Lifka zog lange mit einem solchen durch die Lande. Es umfasste ein imposantes 20.000 Mark teures Portal aus Holzschnitzereien und eine Prachtorgel, "welche ein Orchester von 40 Mann ersetzt", lobte die Kinematographische Rundschau 1907.

Ein Jahr später löste er an der Kreuzung Waltherstraße Steingasse "Roithners Theater Variété" ab und rief im Frühjahr 1909 das "Lifka´s Grand Théatre electrique" ins Leben. Und während es in Wien bereits sechs stationäre Kinos im Prater gab, erblickte damit vor 110 Jahren in Linz das erste Lichtspieltheater das Licht der Welt. Tags darauf berichtete die Tages-Post von der ersten Vorführung: "Spannend ist eine Heldentat des berühmten Detektives Sherlock Holmes dargestellt, der unter großen Gefahren ein geraubtes Kind den Banditen entreißt und seinen Eltern wieder zuführt."

Neben den ersten Krimis zeigte das Lifka-Kino, das sich in Inseraten als "ältestes, vornehmstes, ständiges Etablissement für moderne Kinematographie" lobte, anfangs Filme wie "Das malerische Japan" und "Die Tochter des Bergmannes", gab sich jedoch mit Titeln wie "Zukunftsbild einer Seeschlacht im Jahre 19.." auch durchaus visionär.

Die lange Geschichte des "Central"

Nach Lifkas Premiere war schnell der nächste Kinounternehmer zur Stelle: Ebenso 1909 rief der ehemalige Wanderkinobetreiber Johann Bläser im einstigen Hotel Schiff an der Landstraße mit dem "Bio-Kinematograph" (später: Central-Kino) das zweite ortsfeste Kino in Linz ins Leben.

Das Kolosseum, das Apollo Kino und Volkskino, späteres Kolping Kino, bereicherten in den Folgejahren die Linzer Filmszene. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Lichtspielhäuser zu einem Ort der Ablenkung, während der Kontinent im Chaos versank.

1920 wurde das Hotel Schiff samt Gastwirtschaft und Kino (nun: Bläsers Zentral-Kinematograph) von der oberösterreichischen SPÖ erworben. Das Central-Kino avancierte, bis zu seiner Schließung 2006, zum am längsten bespielten Kino in Linz – und erlangte 1934 als Schauplatz für den Beginn des österreichischen Bürgerkriegs traurige Berühmtheit.

Der erste Tonfilm 1930

1930 wurden die Linzer Zeugen einer Sensation: Im Kolosseum Kino wurde der erste Tonfilm gezeigt. Die Tagespost lobte: "Nach vielen vergeblichen Versuchen endlich ein ganzes Werk, ein Beweis, dass die Stummheit des Filmbildes ein überwundener Standpunkt ist."

Zuvor waren Filme von Musikkapellen begleitet worden. Daran, dass es hierbei häufig zu kleineren Pannen kam, erinnert sich ein Leser in den OÖNachrichten von 1975: "Wenn ein Film zum ersten Mal gezeigt wurde, wurde oft bei traurigen Stellen lustige Musik gespielt und umgekehrt."

1942 folgte im Kolosseum der nächste Paukenschlag: Der Film bekannte Farbe. "Die Farbe kommt in zahlreichen Szenen so gut zur Wirkung, dass man sich die Vorgänge schwerlich in Schwarz-Weiß-Manier denken kann", schrieb die Tages-Post. Während des NS-Regimes waren die Kinos aber auch eine effektive Propagandamaschinerie.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Mehrheit der Kinos zerbombt. In Trümmern lagen etwa das Kolosseum, das Volkskino und das Phönix. Das unbeschädigte Central-Kino blieb der amerikanischen Besatzungsmacht vorbehalten. Vorführungen für die österreichische Bevölkerung waren nur in drei Kinos erlaubt, unter anderem im Lifka.

Die Bomben hatte das Lifka-Kino großteils unbeschadet überstanden – den 1988 gefassten Beschluss der Stadt Linz, die Förderung zugunsten des heutigen Moviementos einzustellen, nicht. Das Lifka-Kino wurde zurück zu seinen Wurzeln geführt und in ein Wanderkino umgewandelt. Wenig später musste es den Betrieb einstellen. Das Gebäude, das das Kino für 80 Jahre beheimatet hatte, beherbergte zwischenzeitlich die "Cheeese"-Bar, bevor es 2012 abgerissen und ein mehrstöckiges Büro- und Wohngebäude errichtet wurde.

Was an Kinos übrig blieb

Heute werden auf Linzer Stadtgebiet nur noch im Cineplexx an der Industriezeile sowie im Moviemento und im City Kino Filme auf großer Leinwand gezeigt – doch eine Frage spannte sich über die Jahre hinweg: "Was will das Publikum sehen?" 1920 glaubte die Tages-Post die Antwort zu kennen: "Nur dem Guten muss das Kino zum Durchbruch verhelfen, denn das Ende muss jedenfalls gut sein."

Der Blick ins Archiv der OÖN

Die Geschichte unserer Zeitung reicht zurück ins Jahr 1865. Damals brachte der Linzer Buchdrucker Josef Wimmer die erste „Tages-Post“ – Vorgängerzeitung der OÖN – heraus. 154 Jahre besitzen und führen mit der Familie Cuturi nach wie vor Nachkommen Wimmers das Medienunternehmen. Mit der Kolumne „Blick ins Archiv“ werfen wir nun regelmäßig einen Blick zurück auf prägende Ereignisse in Oberösterreich.

 

 

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1  Kommentar
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lentio (2.771 Kommentare)
am 14.03.2019 06:19

Ein recht guter Artikel. Aber warum wird der Name des Autors nicht genannt?

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