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"Es ist keine Bereicherung, wenn das Frauenbild des Islam zu uns kommt"

Von Peter Grubmüller, 08. Mai 2017, 00:04 Uhr
"Es ist keine Bereicherung, wenn das Frauenbild des Islam zu uns kommt"
Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele Bild: APA/BARBARA GINDL

Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Salzburger Festspiele, diskutiert heute im Südflügel des Linzer Schlosses mit Markus Hengstschläger zum Thema "Eine Frage der Kultur".

Seit 1995 streitet und lebt sie für ihre künstlerisch-kulturelle Herzensangelegenheit, die Salzburger Festspiele, denen sie noch 2021 als Präsidentin vorstehen wird. Heute um 19.30 Uhr wird sich jeder selbst von der Leidenschaft Helga Rabl-Stadlers überzeugen können, im Südflügel des Linzer Schlosses spricht sie im Rahmen der Reihe "Academia Superior Dialog" mit Genetik-Professor Markus Hengstschläger über den sich verändernden Kulturbegriff.

 

OÖNachrichten: Wie definieren Sie den Kulturbegriff?

Helga Rabl-Stadler: Mir geht auf die Nerven, dass heute alles Kultur ist. Es gibt eine Bier-Kultur, eine Nazi-Kultur – das ist alles keine Kultur. Ich würde den Kulturbegriff gerne enger fassen, im Sinne von Wertvorstellungen und nicht als Summe irgendwelcher Vorlieben und Gewohnheiten.

Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in einer ökonomisierten Welt?

Wir sind mittendrin in einer riesigen Kulturdebatte. Es hat ja schon der amerikanische Politikwissenschafter Samuel Phillips Huntington 1996 in seinem Buch den "Clash of Cultures", den Kampf der Kulturen, erwartet – und ich glaube, wir befinden uns in einem Kampf um die Kultur. Ich halte es etwa für völlig falsch, dass über das Thema Leitkultur nicht gesprochen werden darf. Wer das tut, wird sofort als engstirnig hingestellt. Es kann doch gar nicht sein, dass die Kultur der Mehrheit als ein arroganter Anspruch auf die Leitkultur vernadert wird, während alle Kulturen der Minderheiten als Bereicherungen verordnet werden.

Inwiefern?

Es ist keine Bereicherung, wenn das Frauenbild des Islam zu uns kommt. Es gilt für uns auszusprechen, was Kultur eigentlich ist. Mir gefällt der Satz des Soziologen Niklas Luhmann: Kultur ist das Gedächtnis der Gesellschaft. Jahrhunderte haben unsere Vorfahren dafür gekämpft, was unsere Kultur heute ausmacht – das müssen wir auch verteidigen. Ich finde es zum Beispiel auch verheerend, wenn in China die Debatte über die Menschenrechte abgewürgt wird, weil es heißt, die Menschenrechte seien eine typische Erfindung der westlichen Welt. Quasi: Lasst uns damit in Ruhe, wir haben eben eine andere Kultur. Dann müssen wir eben um unsere Kulturvorstellungen kämpfen. Und kämpfen heißt, dass sich das Bessere durchsetzt. Natürlich kann es sein, dass Einflüsse von anderen Völkern sehr wohl bereichernd sein können, aber das muss es nicht sein.

Wie ist der Turbokapitalismus in die Kultur eingesickert?

Gerade ich als Anhängerin der ökosozialen Marktwirtschaft bin traurig darüber, dass der Turbokapitalismus als kulturelle Errungenschaft betrachtet werden könnte. Für mich ist der Turbokapitalismus ein Feind – wie für einen Gewerkschafter. Was an mich herangetragen wird, ist der Wunsch, man soll Kunst und Kultur mehr nach Marketing-Gesichtspunkten programmieren. Da antworte ich immer: Kunst darf ihre Rechtfertigung niemals aus ihrer Rentabilität beziehen. Wenn es wie im Fall der Salzburger Festspiele gelingt, dass nicht nur das Künstlerische Motor einer Region ist, sondern auch die Ökonomie, dann ist das wunderbar. Dafür will und brauche ich mich nicht zu rechtfertigen.

Stehen Sie unter Rechtfertigungsdruck?

Ständig. Bei den einen muss ich mich wegen unserer tollen Umwegrentabilität rechtfertigen, bei den anderen, warum wir nicht noch rentabler sind. Kunst muss keinen Sinn haben. Das war auch die Gründungsidee der Salzburger Festspiele: Am 27. April 1917 hat Max Reinhardt seine Denkschrift zum Bau eines Festspielhauses in Salzburg an das kaiserliche Theateramt in Wien geschickt. Er hat darin vermittelt, wie wichtig Kunst und Kultur gerade in schwierigen Zeiten sind. Diese Leute, die den Glauben an die Kraft der Kunst hatten, gerade während des Ersten Weltkriegs so etwas auf die Beine zu stellen, müssen uns Vorbilder sein. Jetzt hat man das Gefühl, man müsse den Mund halten, weil die Welt Wichtigeres zu tun hätte.

Kunst muss nicht sinnvoll sein, aber wie hat sich die Funktion der Kunst verändert?

Kunst und Kultur müssen angesichts der bei uns verschwindenden Religionen wichtiger werden. Es stimmt schon, man kann nicht von verschwindenden Religionen sprechen, sofern wir die schreckliche Ausbreitung des radikalen Islam erleben. Aber in unseren Breiten hat ja doch eine gewisse Säkularisierung stattgefunden – und wir sagen immer mit Recht, dass dem Islam die Aufklärung fehlt. Insofern spielt die Kultur als Summe von Wertvorstellungen bei uns eine größere Rolle, weil sie die Religion als Summe von Wertvorstellungen abgelöst hat. Auch deshalb haben wir Kulturschaffende eine besonders große Verantwortung.

 

Academia Superior

Markus Hengstschläger ist wissenschaftlicher Leiter des Think Tanks "Academia Superior", der sich als Gesellschaft für Zukunftsforschung versteht. Er wurde 1968 in Linz geboren und studierte an der Uni Wien Genetik. 2003 wurde er in Wien zum Professor berufen und ist nun Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik und Leiter des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik an der Med-Uni Wien.

 

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23  Kommentare
23  Kommentare
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victorhugo (455 Kommentare)
am 08.05.2017 22:14

Ich habe die Veranstaltung heute Abend mit Frau Rabe-Stadler und Markus Hengstschläger besucht. Es war witzig, schlagfertig, interessant und hörenswert. Zu meinem Bedauern kamen allerdings die Themen "Kulturrelativismus", "Gefahr für die westliche Kultur", "Unterwanderung unserer Kultur durch muslimische Verbände" gar nicht zur Sprache. So kam es, dass ich mich ein bisschen fühlte wie auf der Titanic. Viele weiße Häupter, die wissen, wer Markus Hinterhäuser ist und wer Jürgen Flimm - die niederknien, wenn Anna Netrebko singt und gerne ein paar hundert Euro für eine Opernaufführung hinlegen - ich fürchte, dass es die letzte Generation ist, die in dieser Welt zu Hause ist.

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am 08.05.2017 23:23

Victor, die Angst, dass die Sonne vom Himmel stürzen könnte,
ja es ist so, kleine und große Fälle bestürzen uns.

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am 08.05.2017 14:41

Den freien Künste blüht der Tod. Mit sichtlicher Mühelosigkeit verteidigt Frau Rabl-Stadler den Turbokapitalismus und die Unterwerfung der Kultur. Rentabilität darf jedoch nicht zählen.

Im Klartext, der Geldgeber bestimmt was Kunst ist.

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JohnSinclair (1.234 Kommentare)
am 08.05.2017 14:58

so ist das Leben, wer bezahlt schafft an. Und das ist auch gut so, denn sonst würden sich viele das Bezahlen sehr gut überlegen.

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am 08.05.2017 15:04

Nein, die wirklich wichtigen Dinge kannst du nicht kaufen.
Um kein Geld in der Welt. So ist das Leben.

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JohnSinclair (1.234 Kommentare)
am 08.05.2017 15:07

um das ist es aber auch nicht gegangen. Und Kunst gehört auch nicht zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben.

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am 08.05.2017 15:20

Hierarchien sind per se nicht schlecht, etwa Chef und Angestellte, die Arbeitsteilung funktionierte recht gut und hat uns den Wohlstand geschaffen, nur jetzt ist wieder Zeit zum Kurs ändern.

Ohne Kunst und Kultur ist es eine tristes, sinnloses Leben.

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JohnSinclair (1.234 Kommentare)
am 08.05.2017 15:24

nur jetzt ist wieder Zeit zum Kurs ändern.

sagt wer ?

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am 08.05.2017 15:40

So kann es nicht weitergehen, das begreifen viele Menschen, man kann sich leicht ausrechnen, warum nicht.

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JohnSinclair (1.234 Kommentare)
am 08.05.2017 15:46

das war eine ziemliche Wischiwaschi-Antwort.

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am 08.05.2017 23:25

Wischi Waschi Frage ohne Interesse motiviert nicht zu intellektueller Betriebssamkeit, istehwurstmodus...

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Discostew (1.042 Kommentare)
am 08.05.2017 19:34

Wenn man das zuende denkt bleiben Andreas Gabalier und Helene Fischer übrig. Ob des wirklich des beste ist?

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Gugelbua (32.308 Kommentare)
am 08.05.2017 12:32

da hat Helga Rabl-Stadler recht.
die Kultur von heute ist eine Kommerz Kultur,
"hast du was dann bist du was, kann man es vermarkten dann bist du ein Star"
eine islamistische Kultur nur auf Religion aufgebaut und unsere westliche Lebensart wird sich nie vertragen. Es bleibt die Frage wer wird wen verschlingen?

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am 08.05.2017 14:53

Nein, es ist eine unglaubliche Arroganz, mit der sie Hochkultur elitären Kreisen vorbehalten will aber vor allem vor freier Entwicklung schützen will.

Nein, der Kulturbegriff gehört nicht ihr alleine kann nicht enger gefasst werden!

Es gibt eine Kultur des Essens und Trinkens, eine Christbaumkultur, eine Bakterienkultur, diverse Subkulturen, Kulturtechniken der Landwirtschaft, und Brauchtum, Kultur und Tradition, als eng miteinander verwandte Begriffe beinahe synonym gebraucht werden.

Kulturen müssen sich nicht "vertragen".

Verschiedene Kulturen bereichern sich tatsächlich schon seit Anbeginn der Menschheit!

Regelrecht rassistisch ist die Aussage über das Frauenbild im Islam!

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am 08.05.2017 15:02

Was soll der Blödsinn, dass jetzt verteidigt werden soll, was vor Jahrhunderten in Europa geschaffen worden ist?

Niemand bedroht die alten überlieferten Kulturschätze. Im Gegenteil, europäische Musik wird in der ganzen Welt gepflegt, unsere Bücher überall gelesen, unsere Baudenkmäler locken Menschen aus aller Welt nach Europa.

Natürlich ist es unsere Aufgabe, die materiellen und geistigen Kulturschätze zu pflegen.

Eine Bedrohung unserer Kultur durch den Islam existiert nicht. Gerade die Europäer und ihre Dominanz der westlichen Kultur haben weltweit viel an Kulturen ausgerottet und überwuchert.

Und nein, es setzt sich nicht der Bessere durch. Die darwinistische Rechtfertigung ist eine arrogante Kulturlosigkeit.

Eine wirkliche Hochkultur ist vielfältig und bietet auch Nischen für Seltenes, für besonders begabte Menschen und neue Strömungen,
gerade die Aufnahmefähigkeit neuer Einflüsse zeigt die Vitalität einer Kultur...

Darum blüht den freien Künsten der Tod.

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amha (11.801 Kommentare)
am 08.05.2017 15:06

Geh tuns ihnen net echauffieren bitte

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am 08.05.2017 15:07

Gehts dich an? Nein...

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pepone (60.622 Kommentare)
am 08.05.2017 11:41

im Artikel :

Für mich ist der Turbokapitalismus ein Feind – wie für einen Gewerkschafter.

aber gehen Frau Kulturpräsidentin ...
DANK dem Kapitalismus wird EURE Kultur bezahlt und erhalten !

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am 08.05.2017 15:06

Kunst blüht nur in der Freiheit.

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tja (4.605 Kommentare)
am 08.05.2017 15:59

Das Gegenteil ist zutreffend, Yael!

Die Künstler der Renaissance, des Barock waren (ohne hier einen vollständigen Abriss liefern zu wollen!) von der Inquisition bedroht, wurden von der Obrigkeit argwöhnisch beobachtet. Im österreichischen Biedermeier im Visier von Metternichs Geheimpolizei.

Und bis heute vielfach verboten und verfolgt von China bis Hollywood!

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vjeverica (4.335 Kommentare)
am 08.05.2017 10:58

eine kluge Frau.
Kultur der Minderheiten - das hat bei uns viel mit Toleranz zu tun.
Mir fehlt allerdings immer die Toleranz gegenüber der Mehrheit - auch wen so manches, was die Mehrheit als Kultur ansieht, mir nicht gefällt. Aber ich sag mal - leben und leben lassen.

Meine Kultur ist halt das Dirndl, klassische Musik, Operette, Musical. Und ich kann gut damit leben, wenn jemand anderem Volkstümliches gefällt.

ich mag hingegen nicht die Auslöschversuche unsrer einheimischen Kultur.
Aber damit steht unsereins mehr und mehr auf verlorenem Posten. Nur alles Fremde ist schön und gut - als gäbe es kein friedliches Nebeneinander- und Miteinanderleben.

ICH als Einheimische habe nicht vor mich zu integrieren. Anpassen tue ich mich nur in der Fremde, im Urlaub - um die Gefühle der Einheimischen nicht zu verletzen.

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am 08.05.2017 15:14

In den islamischen Ländern wettern die Theologen über die Verwestlichung.

Es ist ja mehr als grotesk, wenn weltweit sich der Anzug als Businesskleidung durchgesetzt hat, auch dort wo die traditionelle Bekleidung wesentlich besser dem Klima angepasst wäre...

Das ist nur ein winziger Teil, beispielhaft aber für die kulturelle Vormachtstellung Europas.

Es ist hoch an der Zeit, Toleranz für andere Kulturen aufzubringen, was sicherlich kein Aufgeben der eigenen bedeutet und keine Unterdrückung Minderheiten durch die vorgebliche Mehrheit.

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kahuna (215 Kommentare)
am 08.05.2017 06:39

Das mit der Kultur das sagen Sie bitte auch der Glattauerin vom Kurier.

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