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So bleibt Liebe lebendig: Chat mit Josef Lugmayr von beziehungsleben.at

Von nachrichten.at, 22. April 2014, 13:12 Uhr
Liebe Beziehung Paar
(Symbolfoto) Bild: colourbox.de

Was kann man tun, damit die Liebe lebendig bleibt? Um diese Frage drehte sich der OÖN-Chat mit Josef Lugmayr, Leiter des Zentrums "Beziehungleben.at" der Diözese Linz. Alle Fragen und Antworten zum Nachlesen.

Gast6858: Mein Mann und ich sind seit 19 Jahren zusammen, die Kinder sind mit der Schule fast fertig und sehr selbständig. Bei uns zu Hause ist es sehr ruhig, fast langweilig. Wie können mein Mann und ich unser Leben wieder spannend machen, auch ohne Kinder?
Josef Lugmayr:
Sie befinden sich offensichtlich in einer Phase der Beziehung, wo Sie sich als Paar wieder neu finden müssen. Sie haben auch vor den Kindern gemeinsame Interessen gepflegt und das muss jetzt wieder herausgeholt werden: Was hat uns Spaß gemacht? Was haben wir gerne miteinander unternommen? Was kann unsere Beziehung vertiefen? Nehmen Sie sich genug Zeit, das gut miteinander zu besprechen. Die Bedürfnisse sind meistens nicht dieselben wie vor den Kindern.

olala: Meine Frau und ich sind seit 26 Jahren zusammen, 20 davon verheiratet. In letzter Zeit lässt sich meine Frau sehr gehen, legt kaum mehr Wert auf ihr Aussehen und ihre Figur. Ich verliere die körperliche Lust an ihr, wenn das so weitergeht. Wie kann ich ihr begreiflich machen, mehr für sich zu tun, damit sie für mich begehrenswert bleibt?
Josef Lugmayr
: Finden Sie Anlässe, gemeinsam auszugehen, ins Kino oder ins Theater. Bestärken Sie sie darin, sich hübsch zu machen und vergessen Sie dann auch nicht, ihr Komplimente zu machen!

Tralala: Was halten Sie davon, sich Rendezvous mit dem eigenen Partner als Termin einzutragen?
Josef Lugmayr:
Für Menschen, die beruflich sehr engagiert sind, ist das eine gute Möglichkeit. Man degradiert das Treffen mit der Ehefrau deswegen nicht zu einem Termin. Man muss sich die Zeit reservieren und das ist für Menschen, die viele Termine haben, auch die einzige Möglichkeit. Das gibt der Zeit mit der Partnerin eine Wichtigkeit. Das ist eine fix reservierte Zeit, es kommt kein Termin dazwischen.

maus1: Ich bin frisch verliebt und will diesmal nicht wieder die Fehler machen, die die vorangegangenen Beziehungen scheitern ließen. Wie kann ich es verhindern, dass meine alten zerstörerischen Muster (Eifersucht) wieder zutage treten?
Josef Lugmayr:
Offensichtlich haben Sie in einer früheren Beziehung damit schlechte Erfahrungen gemacht. Erzählen Sie  Ihrem Partner - bevor es zu solchen Situationen kommt-, dass Sie diese Seite an sich kennen Sagen Sie ihm: Ich will Dich nicht kontrollieren, aber das beunruhigt mich. Fragen Sie auch, ob der Partner dieses Gefühl kennt. Reden Sie rechtzeitig darüber, dass es diese inneren Gefühle gibt. Wenn sich das Problem immer wieder stellt, wäre es hilfreich, das in einer Beratung mit einer qualifizierten Begleitung anzuschauen.

nick12: Ich, weiblich, 39, habe eine sehr gute Freundin, zu der ich mich auch sexuell hingezogen fühle. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder und hatte noch niemals derartige Gefühle. Bin ich wirklich lesbisch? Wie soll ich mich weiter verhalten?
Josef Lugmayr:
Es kommt vor, dass in engen Beziehungen auch andere Gefühle entstehen (bis hin zur körperlichen Ebene). Das muss nicht unbedingt heißen, dass Sie lesbisch sind. Wenn es die Beziehung zulässt, sollten Sie das mit Ihrer Freundin besprechen, dass Sie sich körperlich zu ihr hingezogen fühlen. Wenn es zu sexuellen Kontakten kommen würde, sollten Sie auch mit Ihrem Ehemann darüber reden. Wenn es die Beziehung zu Ihrem Mann zulässt, sollten Sie mit ihm auch darüber sprechen, dass Sie sich zu Ihrer Freundin hingezogen fühlen, dass Sie solche Gefühle hegen.

maus1: Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, mein neuer Freund ist aber das genaue Gegenteil. Er lässt sich treiben (v.a. beruflich geht nix weiter). Von mir motivieren lässt er sich auch nicht (hab alles versucht). Wie schaffe ich, das zu akzeptieren?
Josef Lugmayr:
Das ist sicher nicht einfach. In Beziehungen ist es eine große Herausforderung, die Unterschiedlichkeit zu akzeptieren, weil man den Partner nur geringfügig verändern kann. Innere Grundmuster kann man schwer verändern. Man kann den Partner unterstützen, fragen, was er braucht, ob er Unterstützung braucht, damit er einen Job bekommt, bei der Bewerbung etc. Und den Wunsch äußern, dass man es als Partnerin gerne sehen würde, dass er sich ernsthaft für eine Arbeit interessiert. In punkto Ehrgeiz gibt es sehr unterschiedliche Typen: Manche nehmen es locker, manche sind sehr pflichtbewusst.

Gast6858: Anfangs war der Sex mit meiner Freundin sehr aufregend, jetzt nach vier Jahren hat sie kaum mehr Lust. Was kann ich tun, damit die Lust auch bei ihr wieder zurückkehrt?
Josef Lugmayr:
Wie sich die Beziehung verändert, so verändert sich auch die Sexualität. Am Anfang ist alles spannend und neu, nach drei, vier, fünf Jahren hat man einiges probiert und vieles ist nicht mehr neu. Es ist wichtig, dass man immer wieder über Wünsche und Sehnsüchte redet und nicht davon ausgeht, dass die Partnerin weiß, was man sich wünscht. Das Gespräch kann eine Herausforderung sein: Wenn es schwer gelingt, kann man in der Beratung Unterstützung finden. Die Bedürfnisse beim Sex sind auch unterschiedlich. Frauen haben einen größeren Wunsch nach Zärtlichkeit, Männer sind mehr auf den Höhepunkt hin orientiert. Es kann für ihn auch eine Herausforderung sein, zu entdecken, was sie gerne hätte.

Gast9958: Mein Freund chattet auf einer Singlebörse! Hat unsere Liebe noch eine Chance?
Josef Lugmayr:
Den Freund darauf ansprechen und ihm die Frage stellen, ob er in der Beziehung etwas vermisst. Warum sucht er außen nach Kontakten? Reden Sie mit ihm darüber geben Sie sich nicht mit einer Antwort wie "Ich habe das nur getestet." zufrieden. Konfrontieren Sie ihn damit, dass Sie sich dadurch in Frage gestellt fühlen.

Gast7456: Mein Sohn ist jetzt 21 und hatte noch nie eine Freundin, dafür hat er sehr gute Freunde, mit denen er viel zusammen ist. Manchmal vermute ich, dass er homosexuell ist. Darf ich ihn darauf ansprechen?
Josef Lugmayr:
Wenn das Verhältnis so gut ist, dass über solche Dinge gesprochen werden kann, würde ich das auf jeden Fall machen. Sagen Sie ihm, dass Sie sich freuen, dass er so viele Kontakte hat und dass Ihnen aufgefallen ist, dass das nur Burschen sind. Fragen Sie Ihren Sohn, ob er auch Kontakt zu Mädchen hat. Aber drängen Sie ihn nicht, wenn Sie das Gefühl haben, dass ihm das unangenehm ist! Er wird seinen Weg finden. Lassen Sie ihn im Vertrauen los, dass er seinen Weg machen und seine sexuelle Orientierung finden wird.

Franziska: Ich bin seit 33 Jahren verheiratet. Ich und mein Mann verstehen uns gut, jedoch ist unser Verhältnis eher geschwisterlich. Wie kann ich ihm zeigen, dass ich noch immer eine Frau bin und auch so behandelt werden möchte?
Josef Lugmayr:
Gratulation zu Ihrer langjährigen Beziehung! Die Herausforderung dabei ist, dass sie auch lebendig bleibt. Auch auf der sexuellen Ebene wird es schwieriger, die Bedürfnisse beider zu befriedigen. Bei älteren Frauen wird das Begehren eher mehr, bei Männern geht es zurück. In der ersten Beziehungsphase ist es eher umgekehrt. Ab 40 etwa kehrt sich das um. Das Spannende daran ist, einen gemeinsam Weg zu finden. Wie kann das vermehrte Verlangen in der Beziehung eine Befriedigung finden? Er braucht ausreichend Zeit, Sie könnten ihn zu Anlässen einladen, wo er nicht an andere Dinge (Arbeit, Ehrenamt, usw.) denkt und wo Ihr Verlangen einen Platz hat.

Gast7456: Mein Freund hält mich für selbstverständlich habe ich manchmal das Gefühl. Wir sind zwar schon seit 3 Jahren ein Paar, aber trotzdem will ich noch begehrenswert für ihn sein!
Josef Lugmayr:
Sagen Sie ihm, was Sie sich von ihm wünschen, was Sie brauchen, damit Sie sich als Frau fühlen können neben ihm und als Partnerin. Zeigen Sie ihm umgekehrt auch, dass er für Sie wichtig ist.

Gast7902: Mein Mann gibt sich vollends seinen Hobbys hin. Er sportelt wie verrückt, trainiert immer für irgendein Ereignis, sitzt abends dann vor dem Computer, um weitere Aktivitäten zu planen. Für mich hat er keine Zeit, obwohl er behauptet, mich nach wie vor zu lieben. Wie mache ich ihm klar, dass ich mehr von ihm erwarte?
Josef Lugmayr:
Wahrscheinlich braucht es eine sehr deutliche Ansage: Ich brauche von Dir mehr Zeit! Zeit, zu reden und um miteinander etwas zu unternehmen. Um eine Beziehung lebendig halten zu können, braucht es gemeinsame Unternehmungen, die für beide Partner gleichsam interessant sind. Daran, ob er sich die Zeit nimmt, sieht man, wie sehr er mich liebt.

Gast9399: Ich bin seit 25 Jahren verheiratet. Wir verstehen uns gut, aber die Routine ist eingekehrt. Jeder Versuch, etwas Besonderes zu unternehmen, wieder Spannung in die Beziehung zu bringen, etc. wirkt irgendwie aufgesetzt und hölzern. Was soll ich tun?
Josef Lugmayr:
Es ist schön, wenn Sie 25 Jahre lang Ihre Beziehung gestaltet haben und wahrscheinlich viel gemeinsam geschafft haben. Trotzdem stellt sich jetzt die Herausforderung, die langjährige Beziehung lebendig zu halten. Die Routine kann nur durch besondere Momente (Jahrestag, Hochzeitstag, etc) unterbrochen werden. Ich würde nicht aufhören, diese zu akzentuieren und meinen Partner zu überraschen und ihn auch einladen, das umgekehrt zu machen. Vielleicht können Sie das in einem längeren Gespräch thematisieren, wie Sie sich gegenseitig überraschen können, damit dadurch wieder eine Spannung in die Beziehung kommt. Sich zeigen, dass man sich mag, ist das Brot in der Beziehung. Es muss nicht immer das alltägliche Brot sein, manchmal darf es auch ein Kuchen sein. Sich diesen gegenseitig zu servieren, das hält eine Beziehung lebendig.

 

josef lugmayr, referat ehe und familie
Josef Lugmayr gab im OÖN-Chat Beziehungstipps. Bild: OÖN/bar

Josef Lugmayr ist Leiter von "Beziehungsleben.at" der Diözese Linz (Foto: OÖN)

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