USA schließen Verhandlungen über die Grenzen der Ukraine nicht mehr aus
KIEW/MOSKAU/WASHINGTON. Außenminister Blinken spricht von Gebieten, um die nicht am Boden gekämpft wird.
US-Außenminister Antony Blinken schließt langfristig Verhandlungen über die künftigen Grenzen der Ukraine nicht aus. Die Entscheidung darüber liege aber bei den Ukrainern, sagte er vor einem Parlamentsausschuss in Washington. Jeder Friedensschluss müsse "gerecht und dauerhaft" sein. "Ich glaube, dass es Gebiete in der Ukraine gibt, bei denen die Ukrainer entschlossen sind, am Boden darum zu kämpfen. Und eventuell gibt es Gebiete, bei denen sie beschließen, dass sie versuchen wollen, sie auf anderen Wegen wiederzuerlangen", sagte Blinken.
Beobachtern zufolge ließ Blinken damit durchblicken, dass die USA eine Rückeroberung aller von Russland besetzten ukrainischen Gebiete – vor allem der Krim – durch ukrainische Truppen für nicht wahrscheinlich halten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat unterdessen ein Gipfeltreffen zu seinem Friedensplan in einer europäischen Hauptstadt vorgeschlagen. "Würde das nicht zu Europas globaler Stärke beitragen? Ich bin sicher, das würde es", sagte er beim EU-Gipfel in Brüssel, zu dem er per Video zugeschaltet war.
Mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn gegen die Ukraine hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew zur Steigerung der heimischen Waffenproduktion zu einer aufsehenerregenden Methode gegriffen: Vor Vertretern einer Rüstungskommission zitierte er Sowjetdiktator Josef Stalin (1879 –1953), wie aus einem Video hervorgeht, das Medwedew in sozialen Netzwerken veröffentlichte.
Medwedew gilt als glühender Verfechter des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland. In dem Video ist zu hören, wie er – am Kopfende eines langen Tisches sitzend – aus einem Telegramm Stalins aus dem Zweiten Weltkrieg vorliest, in dem dieser eine Fabrik in der Stadt Tscheljabinsk zur pünktlichen Produktion von Panzerteilen aufruft.
Ungewöhnlicher Auftritt
"Sollte sich in ein paar Tagen herausstellen, dass Sie Ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland verletzen, so werde ich damit beginnen, Sie wie Verbrecher zu zerschlagen", heißt es in dem Schreiben aus dem Jahr 1941 weiter.
Anschließend sagte Medwedew, der mittlerweile Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats ist, in die Runde: "Kollegen, ich will, dass Sie mir zuhören und sich an die Worte des Generalissimus erinnern." Mehrere russische Medien berichteten anschließend über diesen ungewöhnlichen Auftritt.
Russland fehlen militärische Ausbilder
Die russische Armee hat nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten zunehmend Schwierigkeiten, ihre Rekruten auszubilden. Das geht aus dem täglichen Update des Londoner Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg vom Freitag hervor. Demnach wurden kürzlich 1000 Soldaten nach Übungen in einem Lager in Belarus wieder in die Ukraine verlegt.
„Obwohl keine neue Truppenverlegung dorthin festgestellt wurde, hat Russland das Zeltlager höchstwahrscheinlich an Ort und Stelle belassen, was darauf hindeutet, dass sie das Übungsprogramm fortsetzen“, so die britischen Experten.
Die Tatsache, dass Russland sich bei der Ausbildung seines Personals auf die weniger erfahrene belarussische Armee verlasse, sei Anzeichen dafür, dass der Krieg das russische Ausbildungsprogramm aus dem Gleichgewicht gebracht habe. Russische Ausbilder seien weitgehend in der Ukraine im Kampfeinsatz.