Fahnenraub im Grenzgebiet
WEGSCHEID. Der Herr Rat August Stierhammer im Königlich-Bayerischen Amtsgericht hätte seine Freud’ mit dem Fall eines gemeinen Fahnenraubes im Grenzgebiet gehabt.
Das Verbrechen gegen Nationalstolz und Fußballerehre trug sich im bayrischen Grenzort Wegscheid zu, während die Nation gebannt vor den Fernsehschirmen hing, um das Team in Frankreich siegen zu sehen. Eigentlich wäre es ein perfekter Abend gewesen, weil die deutsche Nationalelf die Slowaken mit drei Treffern aus der EM feuerten. Nach einem Blick in seinen Garten erstarrte ein 83-jähriger Wegscheider, als er sehen musste, dass seine ansonsten hoch am Fahnenmast wehende Deutschlandfahne entwendet worden war. Schlimmer noch: Am Mast wehte die österreichische Fahne – geschmückt mit Trauerflor.
Komisch fand der bayrische Fußballfan die Aktion nicht und erstattete Anzeige. 100 Euro setzte er für die Ergreifung des niederträchtigen Fahnenräubers aus. "Die entwendete Fahne hat ohne Berücksichtigung des wohl deutlich höheren ideellen Wertes einen materiellen Wert von rund 20 Euro. Wegen der Nähe zu Österreich konzentrieren sich die ersten Ermittlungen zunächst auf einen enttäuschten Fan aus dem Nachbarland", schrieb die Passauer Neue Presse. Polizeisprecher Siegfried Huber stellte dazu folgende Theorie auf: "Es wird vermutet, dass der Täter seinem Unmut über das frühe Ausscheiden der österreichischen Elf freien Lauf gelassen hat. Es könnte aber auch sein, dass der Täter ob der bisher ausgezeichneten Leistungen der deutschen Nationalmannschaft nunmehr ins deutsche Fan-Lager gewechselt ist und die entwendete Flagge nun anstelle der österreichischen benötigt."
Weil unter den Nachbarn auch einige mit österreichischem Migrationshintergrund sind, stieg zuletzt der Fahndungsdruck, sodass die Hoffnung besteht, dass sich der Fahnenräuber reumütig selbst stellt.