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„Wir wurden eben in die Luft gesprengt“

Von OÖN, 04. Februar 2012, 00:04 Uhr
„Wir wurden eben in die Luft gesprengt“
Das Haus des Gendarmeriepostens am 5. Februar 1992 nach der Explosion. Bild: OÖN

HAID/RUTZING. Mit einer gewaltigen Detonation begann vor 20 Jahren ein Drama, das schließlich einen toten Gendarmen und zwei lebensgefährlich verletzte Beamte forderte. Ein damals 38-Jähriger hatte einen Gendarmerieposten gesprengt und später auf die Beamten geschossen.

Um exakt 21.04 Uhr am 5. Februar 1992 erschütterte eine Detonation das Haus Adalbert-Stifterstraße 24 in Haid: „Wir wurden soeben in die Luft gesprengt“, funkte ein Gendarm, aus seiner Dienststelle in dem Gebäude Sekunden später an die Leitstelle „Gisela“. Die Explosion hatte die Telefonleitungen zerstört.

Für die Beamten, am Posten – sie kamen nur knapp mit dem Leben davon – war sofort klar: Hinter dem Anschlag kann nur ein 38-jähriger Arbeitsloser stecken, mit dem es kurze Zeit vorher ein Problem gegeben hatte: Gegen 20.15 Uhr war der Mann bei seiner geschiedenen Frau aufgetaucht, diese ließ ihn jedoch nicht ins Haus, sondern alarmierte die Beamten. Die Gendarmen schlichteten und fuhren wieder: Es gab keinen Grund, den 38-Jährigen festzunehmen.

Nach der Explosion von 900 Gramm Gelatine-Donarit in Haid begann sofort die Suche nach dem 38-Jährigen: Ein Zeuge hatte ihn mit seinem Auto wegfahren sehen. Eine Alarmfahndung in Linz und im Bezirk Linz-Land lief an. Auch der 23-jährige Gendarm Erwin Furtner vom Gendarmerieposten Pasching bot seine Hilfe an, obwohl er bereits dienstfrei hatte.

Zusammen mit zwei 26-jährigen Kollegen betrat Furtner gegen 22 Uhr das Gasthaus „Cagitz“ in Rutzing bei Hörsching. Denn dort arbeitete die Freundin des Amokläufers als Kellnerin. Und es war anzunehmen, dass der Gesuchte bei ihr auftauchen würde.

Die Inspektoren fragten sie nach ihrem Lebensgefährten. Die Kellnerin verschwieg ihnen, dass der Mann, der neben ihr stand, der Gesuchte war. Die Gendarmen erkannten Brunnbauer nicht. Die Frau log ihnen vor, ihr Freund werde sie um 23 Uhr abholen.

Der 38-Jährige lief während des Gespräches durch die Hintertür aus dem Lokal und holte einen Revolver des Typs Smith & Wesson, Kaliber 38, aus seinem Wagen, den er im Bereich des Mühlbaches geparkt hatte.

Als die drei Beamten ins Freie traten und im Lichtschein standen, kam ihnen der 38-Jährige entgegen. Einer der Gendarmen vermutete jetzt, dass es sich um den Gesuchten handeln könnte und fragte ihn nach dem Ausweis. Doch der 38-Jährige zog stattdessen den Revolver und schoss auf die Beamten. Erwin Furtner sackte mit einem Brustschuss tödlich getroffen zusammen, seine beiden Kollegen wurden ebenfalls in die Brust getroffen.

Trotz einer lebensgefährlichen Verletzung gelang es einem Gendarmen, mit seiner Maschinenpistole auf den 38-Jährigen zu feuern. Auch der zweite Beamte gab trotz seiner Verletzung noch mehrere Schüsse aus seiner Pistole ab. Der 38-Jährige wurde schließlich von Projektilen an Hand, Unterarm, an der Wade und im Rückenbereich getroffen. Auch er blieb schwer verletzt am Boden liegen.

Zu diesem Zeitpunkt trafen bereits weitere alarmierte Gendarmerie-Streifen und wenig später Rettung und der Notarztwagen aus Linz ein. Die beiden Gendarmen konnten im AKH und UKH gerettet werden, auch der Amokläufer überlebte.

Das Drama ist noch schmerzhaft präsent

Bis heute haben viele Betroffene des Amoklaufes die Ereignisse vor 20 Jahren nicht völlig verarbeitet. Niemand, von den Beamten, die dabei waren, wollte im OÖNachrichten-Gespräch offiziell reden.

„Aus unserer Sicht darf der Mann nie wieder in Freiheit kommen. Es ist einfach nicht abzuschätzen, was er mit dem ganzen aufgestauten Hass anrichten könnte“, sind sich viele Gesprächspartner aus Polizei und Justiz einig. Denn: Bereits beim Prozess 1992 behauptete der damals 38-Jährige, er hätte nur „Warnschüsse in die Luft“ abgegeben, der Gendarm sei von einem eigenen Kollegen erschossen worden. Das Gutachten ergab jedoch ein völlig anderes Bild: Erwin Furtner war aus „10 bis 25 Zentimeter“, seine Kollegen aus „25 bis 50 Zentimeter sowie einem Meter“ angeschossen worden. Dass es sich um Projektile aus einer Dienstwaffe der Gendarmerie handelte, war auszuschließen.

Einer der überlebenden Beamten musste übrigens seinen Dienst quittieren und in Pension gehen, der zweite Beamte ist zwar noch heute bei der Polizei, aber nur im Innendienst einsetzbar. Beide wollten keine Interviews geben, und auch der Besitzer des Gasthauses wollte nur noch einen Satz sagen: „Ich bin froh, dass ich die Erlebnisse übertaucht habe. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn der Mann plötzlich in der Tür stehen würde“.

Noch immer stellen sich viele Beamte auch die Frage, ob das Drama nicht verhindert werden hätte können: Die Gendarmen waren damals nicht mit schusssicheren Westen ausgerüstet, hatten im hektischen Funkverkehr entscheidende Details der Fahndung nicht hören können.

Erwin Furtner bezahlte mit seinem Leben

Mit zwei Gottesdiensten wird in Pasching und Waidhofen an der Ybbs des ermordeten Gendarmen Erwin Furtner (23) gedacht.

„Es ist für uns noch immer unfassbar, was vor 20 Jahren passiert ist“, sagen Kollegen und Freunde von Erwin Furtner. „Ich habe noch am Tag seines Todes mit ihm am Posten Pasching Dienst gemacht“, erinnert sich Gisbert Windischhofer (43), am bei der Mordgruppe des Landeskriminalamtes. „Um 19 Uhr hat unser Dienst geendet und der Erwin ist am Posten geblieben, weil er am nächsten Tag wieder im Einsatz gewesen wäre.“ Als die Fahndung nach dem Sprengstoffanschlag kam, ging Furtner sofort wieder in den Dienst und bezahlte dies mit seinem Leben. Der Gedenkgottesdienst in Gaflenz wird am Sonntag um 9.30 Uhr sein.

 

 

Lebenslange Haft

Wegen des Sprengstoffanschlages und den Schüssen auf die Gendarmen wurde der 38-Jährige am 10. Dezember 1992 in Linz wegen Mordes und zweifachen Mordversuches sowie Gefährdung durch Sprengmittel zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mann ist heute noch in Haft, möchte jedoch wieder in Freiheit kommen. Bis heute meint der Mann, die Gendarmen hätten den Kollegen selbst erschossen.

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