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Von der Nische zum Milliardenmarkt: Das Geschäft mit Pulvern und Kapseln

Von Martin Roithner, 23. März 2019, 00:05 Uhr
Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel? Hobbysportler schwören auf ihre Wirkung, Ärzte und Ernährungsberater ziehen sie in Zweifel. Bild: Colourbox

LINZ/WIEN. Zwei von drei Österreichern nehmen Nahrungsergänzungsmittel, um Gewicht zu verlieren oder die Leistung zu steigern. Ihre Wirkung ist umstritten, der Markt wächst rasant.

In Fitnessstudios gehören sie zur Grundausstattung, Kranke greifen zu ihnen, um rascher gesund zu werden, und auch Schwangere schwören auf ihre Wirkung: Nahrungsergänzungsmittel erfreuen sich steigender Beliebtheit.

Und sie haben sich von einer Nische zu einem Millionenmarkt entwickelt: In Österreichs Apotheken gingen im Vorjahr Nahrungsergänzungsmittel im Gesamtwert von 252 Millionen Euro über den Ladentisch, Tendenz steigend.

Der heimische Markt wächst im Jahr laut Angaben des Marktforschungsunternehmens IQVIA um rund fünf Prozent. Das indische Institut Zion Market Research rechnet damit, dass das weltweite Marktvolumen in drei Jahren 43 Milliarden Euro beträgt – um 60 Prozent mehr als im Jahr 2016.

Das Angebot ist breit gestreut: Pulver, Kapseln und Riegel sind nicht nur in Apotheken, sondern auch in Drogerie- und Supermärkten und per Direktvertrieb im Internet erhältlich. Der Fitnesstrend befeuert den Absatz. Davon profitieren die Anbieter.

Marktführer im deutschsprachigen Raum ist laut eigenen Angaben Sportnahrung.at. Jedes zweite verkaufte Produkt stammt von dem Unternehmen mit Sitz in Graz. 150 Beschäftigte arbeiten in 50 Filialen in Österreich und Deutschland. „Wir sind mittlerweile auch im Lebensmittelhandel, etwa bei Billa und Merkur, sowie an Tankstellen gelistet“, sagt Geschäftsführer Konrad Kreid. Die Produktpalette reicht von Fettverbrennungskapseln über Proteinkuchen bis hin zu Energie-Gels. In Summe vertreibt das Unternehmen etwa 10.000 Produkte, davon ein Drittel Eigenmarken.

Zu den Kunden zählen laut Kreid nicht nur Hobbysportler. „Wegen des starken Fitnesstrends wächst unsere Zielgruppe stetig, zum Beispiel durch ältere Menschen oder Veganer.“

In letztgenannter Schiene versucht auch Daniel Zellan sein Glück. Der Linzer hat sich 2012 selbstständig gemacht und die Firma veganpower mit Sitz in der Landeshauptstadt gegründet. Auslöser dafür war eine Erkrankung: Zellan trainierte in Fitnessstudios und aß große Mengen an Putenfleisch, Eiern und Topfen, um Muskeln aufzubauen. Als sein Körper übersäuerte und einen allergischen Schock auslöste, beschloss der Linzer, seine Ernährung auf vegan umzustellen.

Placebo oder Unterstützung?

„Ich habe auch geschaut, was es an Nahrungsergänzungsmitteln gibt, aber nichts Passendes gefunden.“ Daraufhin gründete Zellan einen eigenen Shop. Bis zum Vorjahr vertrieb er seine Produkte auch stationär, nun nur noch online. Diese enthielten weder giftige Zusatz- oder Farbstoffe noch chemische Süßungsmittel, so Zellan.

Aber helfen Nahrungsergänzungsmittel wirklich, die Leistung zu steigern oder abzunehmen? Kritiker sagen, derartige Produkte seien nur Placebos, und warnen vor gesundheitlichen Folgen – etwa bei einer zu hohen Dosierung. „Wir verkaufen keine Wundermittel“, räumt auch Sportnahrung.at-Geschäftsführer Kreid ein. Nahrungsergänzungsmittel würden in keinem Fall Bewegung und eine gesunde Ernährung ersetzen. „Sie sind, wie der Name sagt, zur Ergänzung gedacht.“ Rechtlich zählen Nahrungsergänzungsmittel zu Lebensmitteln. Die Grenzen zu Arzneiprodukten verschwimmen aber zusehends.

Vorsicht bei Produktursprung

veganpower-Chef Zellan sagt, Zink, Magnesium oder Eiweißpulver könnten etwa beim Muskelaufbau helfen. „Am besten sind aber konsequente Ernährung und konsequenter Sport.“ Viel hänge auch davon ab, woher die Produkte kämen. Vor allem im Internet tauchten ständig neue Anbieter auf, deren Mitteln noch nicht zertifizierte Stoffe untergemischt seien. Hier sei Vorsicht geboten.

Erfolgversprechend ist der Weg des Start-ups Neoh. Im August 2016 kam der von vier Wienern gegründete Fitnessriegel auf den Markt, mittlerweile wurden mehr als sieben Millionen Stück verkauft. Der Riegel enthalte im Gegensatz zu üblichen Süßigkeiten kaum Zucker, sei aber trotzdem geschmackvoll, erklärt Gründer Manuel Zeller. Bald soll eine dritte Sorte in den Handel kommen. Heuer will das Start-up etwa 13 Millionen Riegel verkaufen.

 

Marktdaten

Nahrungsergänzungsmittel im Wert von 252 Millionen Euro wurden im Vorjahr in Österreichs Apotheken verkauft. Produkte, die über Drogerien- und Supermärkte oder im Internet vertrieben werden, sind nicht erfasst. Laut Angaben des Marktforschers IQVIA wächst der Markt jährlich um fünf Prozent.
Zwei von drei Österreichern greifen zu Pulvern oder Kapseln, ergab eine Umfrage des Linzer Market-Instituts. Die meisten wollen ihren Gesundheitszustand verbessern.

 

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Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner
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6  Kommentare
6  Kommentare
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betterthantherest (34.033 Kommentare)
am 24.03.2019 15:41

Allen ihre Optimierung.

Schön wenn man sonst keine Sorgen hat.

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Nachrichtenabonnent (77 Kommentare)
am 23.03.2019 07:45

Neoh schmeckt gut, aber leider zu süß und hinterlässt auf der Zunge einen unangenehmen Nachgeschmack nach dem Verzehr.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 23.03.2019 06:02

Der decordoba hat es auf den Punkt gebracht 🎩, aber nicht jedes Nahrungsergänzungsmittel hat die vorteilhaften Eigenschaften die man sich davon erwartet, man muß sich diesbezüglich auch von einem praktizierenden Arzt beraten lassen, aber das Vitamin D3 braucht jeder Mitteleuropäer!

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 23.03.2019 05:49

Ich nehme Nahrungsergänzungsmittel, um Mangelzustände zu beheben und manche Körperfunktionen "in den Grünen Bereich" zu drehen.
---
Beispiel: Vitamin D3; das braucht eigentlich jeder Mitteleuropäer im Winterhalbjahr; allerdings wissen das die meisten Leute nicht!

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Zonne1 (3.659 Kommentare)
am 24.03.2019 14:46

Stimmt , denn die WERBUNG lügt NIE ! Natürlich brauchen wir das! Weiter so.
und überhaupt : geht's der Wirtschaft gut, dann ...

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tomlet (451 Kommentare)
am 24.03.2019 17:04

heute ist aber noch nicht der 1. April

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