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Niavarani im OÖN-Interview: „Mir bleibt meine Ausstrahlung versperrt“

Von Von Julia Evers, 10. Dezember 2010, 00:04 Uhr
„Mir bleibt meine Ausstrahlung versperrt“
Ja, Michael Niavarani hat einen Lieblingsplatz in Oberösterreich: Graz. Bild: jule

„Einen Caffè macchiato, ein Glas Wasser und ein Packerl Tschick.“ Jetzt ist Michael Niavarani bereit für ein Interview zwischen Auftritten in Wels und Gmunden und einen Bummel entlang der Linzer Landstraße. Die OÖNachrichten sprachen mit dem Kabarettisten, Schauspieler und „Was gibt es Neues?“-Rateteam-Mitglied über Weihnachten, Bildungslücken und Rauchverbote.

OÖN: Den 8. Dezember haben Sie mit einem Einkaufsbummel entlang der Linzer Landstraße verbracht – dabei viele Autogramme gegeben und sich mit Menschen fotografieren lassen. Ist in so einem Fall Popularität Segen oder Fluch?

Niavarani: Das ist ein Segen, weil ich so immer eine Ausrede habe, warum ich kein Geschenk habe. Ich kann sagen, „Kinder, ich habe alles probiert, aber so viele Leute wollten etwas von mir, ich bin immer erst kurz nach 19 Uhr ins Geschäft gekommen.“

OÖN: Sie haben Weihnachtsgeschenke eingekauft?

Niavarani: Nein, ich habe nur für mich gekauft. Zwei DVDs, zwei amerikanische Tschingbumm-Serien, „True Blood“, die zweite Staffel, und das Zweite ist so bedeutungslos, dass es mir jetzt gar nicht einfällt... „Fringe“, das war‘s. Ich schaue sehr gerne Tschingbumm zur Erholung über die Weihnachtsfeiertage.

OÖN: Wie feiern Sie heuer Weihnachten?

Niavarani: Wir diskutieren gerade darüber. Es gibt die Variante, am Bauernhof bei einer Tante meiner Tochter in der Nähe von Linz zu feiern, es gibt die Variante, nach Stockholm zum Konzert einer persischen Sängerin zu fliegen, es gibt die Variante, nach England zu fliegen.

OÖN: Das hört sich nicht sehr traditionell an.

Niavarani: Es war bis jetzt immer sehr traditionell, bei mir zu Hause. Meine Tochter hat beschlossen, dass sie heuer lieber bei ihrer Tante feiert, dadurch eröffnen sich mehr Möglichkeiten.

OÖN: Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Niavarani: Eine heilige Ruhe. Dass mich niemand anruft, dass mir niemand gratuliert, ich möchte mich ein bisschen entspannen.

OÖN: Wie viele Leute beschenken Sie?

Niavarani: Vielleicht werde ich mich heuer auf meine Tochter beschränken.

OÖN: Wirklich?

Niavarani: Nein, stimmt nicht ganz. Tochter, Mutter, Lebensgefährtin, Ex-Frau, Freundin. Also doch alle.

OÖN: Und Sie wünschen sich, dass sich die Leute gegenseitig mit Ihrer neuen DVD beschenken?

Niavarani: Nein, überhaupt nicht. Die DVD-Box (siehe unten) ist natürlich ein typisches Weihnachtsgeschenk. Wenn jemand gar nicht weiß, was er schenken soll – für die haben wir diese Sammel-Box gemacht, für Verzweiflungsgeschenke.

OÖN: Sie beschreiben die Aufnahmen auf der Box als drei Ihrer Lieblingssachen. Wie zeichnen sich Dinge aus, mit denen Sie zufrieden sind?

Niavarani: Lieblingssachen heißt nicht unbedingt, dass ich damit zufrieden bin. Lieblingssachen heißt, dass ich die Umstände, wie und warum es dazu gekommen ist, sehr genossen habe, dass mir die Erstellung großen Spaß gemacht hat.

OÖN: Zufriedenheit bezieht sich nicht auf das Endergebnis?

Niavarani: Ich bin mit dem Endergebnis nie zufrieden, das zu bewerten muss ich dem Publikum überlassen. Ich kann mich selbst ja nicht so wahrnehmen, wie mich das Publikum wahrnimmt, mir bleibt meine Ausstrahlung versperrt. Ich kann das analysieren, was ich da sehe, nicht genießen.

OÖN: Auf relevant.at haben Sie sich Fragen für Interviews ausgedacht. Eine davon lautet „Wann wird es in Österreich den ersten Bundeskanzler mit einem türkischen Nachnamen geben?“. Also?

Niavarani: Ich denke, in einer Generation. Dann wird einem das nicht mehr so auffallen.

OÖN: Eine andere Frage stellen Sie zum Status. Was bedeutet denn Status für Sie?

Niavarani: Der Status nach außen hin bedeutet mir eigentlich gar nichts mehr. Manchmal ist es angenehm, dass man sagt – den kenne ich aus dem Fernsehen, manchmal kann sich da etwas sehr Unangenehmes daraus entwickeln. Die Medaille hat wirklich zwei Seiten.

OÖN: Perser in Österreich sind auffällig oft bei kreativen Projekten beteiligt...

Niavarani: Wie vieles im Leben ist das wahrscheinlich eine statistische Sache. Es gibt mindestens so viele interessante und hochbegabte Inder, die sind nur halt gerade nicht da. In der persischen Kultur misst man dem Schreiben, den Filmen, dem Theater große Bedeutung zu, vielleicht gibt es deshalb eine Affinität dazu.

OÖN: Sie erwähnen des Öfteren, dass es Ihnen peinlich ist, dass Sie keine Matura haben.

Niavarani: Ist mir aber nicht peinlich. Reine Koketterie. Manchmal war es mir peinlich, früher. Es geht mir nicht um den Zettel der Matura, was ich bereue, ist, dass ich damals mit 16, 17 Jahren das Interesse für Sachen wie Physik und Mathematik nicht hatte. Dinge, bei denen ich mir jetzt denke, schade, eigentlich tät ich mich da gern ein bisschen auskennen.

OÖN: Würden Sie Ihrer Tochter erlauben, die Schule abzubrechen?

Niavarani: Selbstverständlich.

OÖN: Was nervt an Ihrem Beruf?

Niavarani: Wie bei jedem Beruf gibt es Momente, in denen man zutiefst bereut, diesen Beruf jemals ergriffen zu haben. Momente, in denen ich mir denke, ich gebe morgen eine Pressekonferenz, auf der ich mit den Worten „Leckts mich olle in Oasch“ zurücktrete. Wenn man müde ist, erschöpft und zu viel arbeitet.

OÖN: Welchen Beruf hätten Sie statt Kabarettist ergriffen?

Niavarani: Pfarrer, Tierarzt und Lehrer für Philosophie, Biologie und Geschichte.

OÖN: Haben Sie Rituale vor einem Auftritt?

Niavarani: In der Garderobe in Wels habe ich mir diese Woche dreimal den Schädel angehaut. Es gibt so Kleinigkeiten, läppische – eine Zigarette zu rauchen oder einen Kaffee zu trinken.

OÖN: Sie erwähnen des Öfteren, dass Sie Ex-Raucher sind.

Niavarani: War ich für neun Monate. Nachdem in Österreich jetzt ein Halb-Halb-Verbot gilt, mache ich das auch so. Ich rauche neun Monate, dann höre ich wieder auf.

OÖN: Wann müssen Sie wieder aufhören?

Niavarani: Vor drei Monaten.

OÖN: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Oberösterreich?

Niavarani: Graz (lacht). Eigentlich der Pöstlingberg. Die Mutter meiner Tochter kommt vom Pöstlingberg. Ich habe dort mit meinem Kind und den Großeltern viel Zeit verbracht.

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 10.12.2010 10:14

der gute Mann steht total daneben !
Er spürt sich selber nicht so wirklich ?

Natürlich hat er selber auch etwas von seiner Ausstrahlung !
Sonst wäre er NICHT so, wie er IST !
Er nimmt sich halt selber weniger bewußt wahr!
Man ist sich selber so gewöhnt, dass man für sich selber normal ist, während Außenstehende halt andere Wahrnehmungen von einem haben !
Das ist gut so, sonst ginge dieses Flair vielleicht verloren !

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