Was sagen die Stimmen in Ihrem Kopf?
Tagung in Linz: Viele Menschen hören Stimmen und Geräusche in ihrem Kopf, auch unter Kindern ist das Phänomen verbreitet. Die OÖN haben mit einer Betroffenen gesprochen-
Manche hören nur eine Stimme, andere 50, die Stimmen können unterschiedlich häufig auftreten, haben ganz verschiedene Charaktere, können flüstern und schreien, drohen oder auch herabsetzen. Sie treten einzeln auf, reden durcheinander oder im Chor. Etwa vier bis sechs Prozent der Erwachsenen ist von Stimmenhören, das in den meisten Fällen durch ein Trauma ausgelöst wird, betroffen. Bei Kindern und Jugendlichen sind es sogar acht Prozent.
Der Verein Exit Sozial veranstaltet anlässlich des Welttages Stimmenhören eine Tagung zum Thema im Linzer Wissensturm (Stichwort), bei der auch Oana I. zu Gast sein wird. Die 29-jährige gebürtige Rumänin, die in Österreich aufwuchs, hört seit ihrem 3. Lebensjahr Stimmen in ihrem Kopf.
OÖN: Wie kann man sich dieses "Stimmenhören" vorstellen?
Oana I.: Generell ist das bei jedem Betroffenen anders. Ich selbst hab mehrere Stimmen im Kopf, manche sind so, wie man sie von realen Personen gewohnt ist, andere sind wie Gedankenstimmen – bei denen ich aber genau weiß, dass es nicht meine eigenen Gedanken sind. Die Persönlichkeiten sprechen direkt mit mir, reden einfach so dahin oder führen untereinander Gespräche. Bei den Gedankenstimmen verstehe ich oft nur Bruchstücke, das kann ein Murmeln oder auch ein Streitgespräch sein. Und dann gibt es noch Geräusche wie Schreien, Wimmern oder Sirenen, die aber nur in meinem Kopf existieren.
Was sagen Ihnen die Stimmen?
Die Persönlichkeiten haben hauptsächlich Beraterfunktion. Sie sind logisch – auch wenn ich es nicht immer gleich merke – und kommentieren etwa den Alltag.
Sind Ihnen die Stimmen wohlgesonnen?
Die Persönlichkeiten im Großen und Ganzen schon, die können sogar manchmal richtig lustig oder sarkastisch sein. Die nicht personifizierbaren Gedankenstimmen versuchen Angst und Paranoia zu verbreiten. Aber wenn ich die Aussagen hinterfrage, kann ich ganz gut damit umgehen.
Hören Sie permanent Stimmen?
Anfangs sind sie gekommen und gegangen, jetzt sind sie immer da. In Stresssituationen wie etwa bei Prüfungen werden sie lauter und schneller und damit belastender.
Wie beeinflussen die Stimmen Ihr Leben?
Ich arbeite seit Jahren stark an mir und an meiner Psyche, sodass ich mit den Stimmen mittlerweile gut umgehen kann. Außerdem habe ich mich schon an die ständige "Hintergrundmusik", die Kommentare, Geräusche und Gespräche der Persönlichkeiten gewöhnt. Aber natürlich gibt es bessere und schlechtere Tage. An schlechten Tagen schaue ich, dass ich alles ruhiger angehe.
Wissen Sie, was dieses Stimmenhören ausgelöst hat?
Nein. Ich war schon von ganz klein auf hochsensibel und sehr mitfühlend und habe auch schon mehrere Traumen erlebt. Vielleicht ist aber auch ein Unfall daran schuld – im Alter von zwei Jahren bin ich aus dem Fenster gestürzt und habe mir den Arm gebrochen. Vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes, an das ich nicht denke ...
Was haben Sie unternommen, um die Stimmen loszuwerden?
Ich habe alles ausprobiert, war lange im Krankenhaus, habe jedes Medikament genommen. Eine Besserung ist erst eingetreten, als ich begonnen hab, täglich an meiner Psyche zu arbeiten. Ich habe angefangen, die Stimmen zu akzeptieren und sie kennenzulernen, um zu erfahren, was sie "wollen" und was ich aufarbeiten muss. Ich habe von Fällen gehört, wo die Stimmen verstummt sind. Ich weiß nicht, ob das bei mir auch so sein wird – aber wenn nicht, ist das auch ok.
Tagung: Wenn Kinder und Jugendliche Stimmen hören
Stimmenhören ist häufig eine Reaktion der Psyche auf Situationen, die mit den gewohnten, rationalen Bewältigungsmechanismen nicht zu meistern sind. Vor allem Kinder erleben oft Kränkungen, Verluste und seelische Erschütterungen, die sie mit ihrem Verstand und ihrer Erfahrung nicht handhaben können. Stimmenhören ist bei Kindern und Jugendlichen deshalb nicht ungewöhnlich. Der Verein Exit Sozial veranstaltet eine Tagung zum Thema „Wenn Kinder und Jugendliche Stimmen hören ...“ im Linzer Wissensturm, eingeladen sind dazu nicht nur Betroffene und Angehöre, sondern alle Interessierten. Eintritt ist frei
Termine: Donnerstag, 15. September, 19–21 Uhr: Öffentlicher Vortrag und Diskussion, keine Anmeldung nötig
Freitag, 16. September, 10–16 Uhr, Fachvorträge, Arbeitskreise, Workshops, Anmeldung:
service@exitsozial.at oder
Tel-Nr.: 0732 / 719 200
Ah was, meine inneren Figuren diskutieren meist friedlich miteinander, manche kenne ich sogar, nur ab und zu schlagen sie sich, dann brummt der Kopf,
aber im Grunde unterhaltens mich gut.
.... spooky....