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"Man muss es nur tun!“

Von Barbara Rohrhofer und Claudia Riedler, 14. März 2016, 10:44 Uhr
Man muss es nur tun!"
Felix Gottwald wurde vom Spitzensportler zum bewegten Alltagsmenschen – und gibt seine Erfahrungen jetzt weiter. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Felix Gottwald gibt Tipps, wie Sie mit dem Sporteln beginnen können.

Felix Gottwald ist der erfolgreichste Olympia-Sportler Österreichs – auch in seiner Karriere als Motivations-Coach hat sich der Erfolg eingestellt. Sieben Medaillen, davon drei in Gold, hat der ehemalige Nordische Kombinierer Felix Gottwald, mittlerweile 40 Jahre jung, bei Olympischen Spielen gewonnen. 2007 hat er seine Karriere beendet, 2008 sein erstes Buch geschrieben. „Ein Tag in meinem Leben“ heißt das Erstlingswerk des zweifachen Jungpapas.

Mit dem Buch kamen die Seminare, erzählt er hoch über den Dächern von Linz. „Plötzlich habe ich Anfragen für Vorträge bekommen. Also habe ich versucht, alles auf den Alltag herunterzubrechen, und gemerkt: Die Leute können das annehmen. Die Leute mögen mich und nehmen auch etwas mit nach Hause.“

Damals musste die Karriere nach der Karriere noch einmal warten: 2009 gab Gottwald nämlich ein Comeback. „Dabei habe ich mir selber zugeschaut und dabei sehr, sehr viel gelernt. Diese Erfahrungen teile ich jetzt mit den Seminarteilnehmern.“ Wie auch jene, vom Spitzensportler zum bewegten Alltagsmenschen zu werden.

„Als Sportler hat man den ganzen Tag Zeit, um zu trainieren. Man muss schauen, dass man fit ist, und lernt, dass sich Belastung und Erholung die Balance halten sollten. Wenn du in ein Ungleichgewicht reinkommst, bist du weg: krank, verletzt oder du bringst keine Leistung.“ Wer – wie er – seine Karriere beendet hat, wolle weiter fit wie ein Turnschuh sein, aber nicht mehr den ganzen Tag dafür aufwenden.

„Was kann man tun?“, fragten die OÖNachrichten und bekamen gleich die erste Antwort: „Man kann den Alltag nützen. Zum Beispiel die Stiegen zum Linzer Schloss raufgehen.“

 

  1. Herr Gottwald, als Spitzensportler muss man sich ja täglich motivieren, um weiter zu trainieren, um besser zu werden. Wie macht man das am besten?

    Gottwald: Indem man das tut, was man wirklich will. Dann erledigt sich die Sache mit der Motivation von selbst.
  2. Was würden Sie einem Menschen raten, der wieder zu sporteln beginnen will?

     Am Anfang sollte die Frage stehen: Neige ich zu spielerischen Sportarten, bin ich ein Teamplayer, will ich mich wo zugehörig fühlen oder bin ich ein Einzelkämpfer? Es ist aber auch eine tolle Motivation, sich zu sagen: Jetzt tu ich bewusst etwas für meine Gesundheit. Das Gute daran: Unser Körper ist unser wichtigstes Feedback-Instrument. Er dankt es schnell, wenn wir gut zu ihm sind und keine allzu großen Sünden wie etwa Rauchen begehen.
  3.  Viele, die zu sporteln beginnen, setzen sich große Ziele:Marathon, zehn Kilo Gewichtsabnahme, etc. Ein sinnvolles Unterfangen?

    Die Kunst besteht immer darin, den Sport und die Bewegung in den Alltag zu integrieren. Ich sage immer: Nicht gleich den Riesenmarathon vor Augen haben, sondern lieber die Stiegen in der Firma. Wer statt des Lifts pro Tag 30 Stiegen steigt, hat am Jahresende einen 2000er bestiegen. Ist das nicht großartig? Es sind beim Sport nicht die großen Dinge, sondern die kleinen Schritte, die zum Erfolg führen.
  4. Wo soll ich diese Schritte am besten machen, im Fitnessstudio, in der Natur?

    Das Tolle an der Bewegung an der frischen Luft ist, dass sie wie ein Antidepressivum wirkt, das nebenbei auch noch das Übergewicht reduziert und den Blutdruck senkt. Man muss es nur tun!
  5. Okay, überzeugt: Muss ich jetzt jeden Tag meine Turnschuhe schnüren?

    Nein, gar nicht. Ich empfehle die Kombination Stille und Bewegung. Einen Tag meditiere ich, am nächsten treibe ich Sport. Das hat sich bewährt.
  6. Waren Sie immer schon sportlich?

    Ich hatte von Kindesbeinen an einen enormen Bewegungsdrang: Tennis, Fußball, Voltigieren. Es gibt fast nichts, was ich nicht probiert habe. Mein Tipp: Lassen Sie Ihre Kinder vieles testen. Von einer zu frühen Spezialisierung halte ich absolut nichts!
  7. Wer sportelt, isst auch automatisch gesünder. Ist das auch bei Felix Gottwald so?

    Auf jeden Fall: Wenn du dich bewegst, merkst du, was dir gut tut. Ich esse zum Beispiel seit 2013 kein Fleisch mehr, seit 2010 verzichte ich auch auf Schokolade. Und in der Fastenzeit trink’ ich keinen Alkohol. Asketisch leb’ ich aber nicht. Ich trink auch gern ein Bier oder ein Achterl Wein.
  8. Wen bewundern Sie von den aktiven österreichischen Spitzensportlern derzeit am meisten?

    Mein Respekt gehört Marcel Hirscher. Er trainiert hart, ist ein absoluter Profi und ein Vorbild, das wir brauchen, weil er zeigt: Ich will und kann deshalb jeden Tag ein bisserl besser werden. Er ist zu Recht der beste Skifahrer der Welt.
  9. Sie sind ein erfolgreicher Referent, Vater von zwei kleinen Töchtern. Würden Sie sagen, dass Sie ein Glückspilz sind?

    Glück ist ja an sich nichts Großes, man muss die Gabe haben, es in den kleinen Dingen zu sehen. Das kann ich.

 

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