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„Als Feministen würde ich ihn sicher nicht bezeichnen“

Von Hannah Winkelbauer, 28. Dezember 2019, 00:04 Uhr
Elisabeth Nowak-Thaller Bild: hw

Elisabeth Nowak-Thaller über Wolfgang Gurlitts Verhältnis zu Frauen und seine Förderung junger Künstlerinnen.

Die stellvertretende Lentos-Chefin Elisabeth Nowak-Thaller über Wolfgang Gurlitts kompliziertes Verhältnis zu den Frauen

In der aktuellen Ausstellung „Wolfgang Gurlitt: Zauberprinz“ beleuchtet das Linzer Kunstmuseum Lentos die Geschichte seines charismatischen wie streitbaren Sammlungsgründers. Der Name Gurlitt wird oft mit Cornelius Gurlitt (1932–2014) in Verbindung gebracht. 2013 waren in dessen Münchner Wohnung 1280 im Verdacht der NS-Raubkunst stehende Bilder gefunden worden. Wolfgang war der Cousin des Vaters von Cornelius und selbst Sohn eines Galeristen.

1912 übernahm Wolfgang Gurlitt die Berliner Galerie Fritz Gurlitt von seinem Vater. Wie dieser interessierte er sich besonders für Zeitgenossen und stellte vorwiegend junge Talente aus. Er entdeckte und förderte viele neue Künstlerinnen und Künstler, darunter Jeanne Mammen, Lotte Laserstein und Clara Siewert. „Er hat sich als Spürnase empfunden, die Künstler entdeckt, und darunter waren natürlich auch Künstlerinnen“, sagt Elisabeth Nowak-Thaller, Lentos-Vizedirektorin und Kuratorin.

Bei der Durchsicht der Werke sei ihr aufgefallen, dass Gurlitt viele Künstlerinnen erstmals ausgestellt hat, die erst jetzt wiederentdeckt werden. „Es waren auch im Gurlitt-Verlag Frauen vertreten, etwa Charlotte Berend-Corinth, die erotische Zeichnungen der ersten Berliner Nackttänzerin Anita Berber anfertigte.“ Auch die Berliner Künstlerin Jeanne Mammen schuf im Auftrag Gurlitts erotische Lithografien mit lesbischen Liebesszenen. Diese Blätter sind nun im Lentos zu sehen.

1944 übersiedelte Gurlitt von Berlin nach Bad Aussee, wo er zunächst zusammen mit seiner ersten Frau Julia und seinem „Lebensmenschen“ Lilly Agoston lebte. Später, als Berlin zerbombt war, zogen auch seine zweite Ehefrau und die beiden Töchter zu ihm und den anderen Frauen. „Gurlitt hatte eine unglaublich liberale Lebensweise, als Feminist würde ich ihn aber sicher nicht bezeichnen. Durch Aussagen seiner Tochter Maria wissen wir, dass er den Töchtern untersagte, eine Ausbildung zu machen“, sagt Nowak-Thaller. Seine Devise: „Eine Gurlitt arbeitet nicht.“

Gründung der Neuen Galerie

1946 kam es zu ersten Gesprächen zwischen dem Linzer Bürgermeister Ernst Koref und Gurlitt zur Gründung der „Neuen Galerie der Stadt Linz“, die 1947 am Linzer Hauptplatz mit Werken von Alfred Kubin aus dem Besitz Gurlitts eröffnet wurde. Bis 1956 leitete Gurlitt das städtische Museum und zeigte Ausstellungen u. a. von Walt Disney, Marc Chagall, Oskar Kokoschka und Pablo Picasso. Außerdem förderte er Künstlerinnen wie Lisl Engels, Emmy Haesele und Irma Toledo. Besonders aber unterstützte er Margret Bilger und Clara Siewert, von denen bis heute Werke in der Sammlung sind. Bereits seine zweite Ausstellung in Linz trug den Titel „Die schöpferische Frau“. „Das ist schon ein Statement“, sagt Nowak-Thaller.

Die aktuelle Lentos-Schau gliedert Gurlitts Leben und Werk in elf Kapitel und beleuchtet seine Tätigkeit als Kunsthändler und Verleger. Seine Affinität zu Frauen ist in verschiedenerlei Hinsicht präsent. Stolz ist Nowak-Thaller auf die i gezeigten Werke von Lotte Laserstein, die bereits 1931 die erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt hatte. Im Lentos lege man seit Jahren einen Schwerpunkt auf Künstlerinnen, bei Ankäufen und Ausstellungen. Daher sei ihr auch bei dieser Schau ein Fokus auf Künstlerinnen ein Anliegen gewesen, sagt Nowak-Thaller, „und einfach auf Gurlitt als Entdecker“.

Ausstellung: bis 19.1.; Di. bis So., 10–18 Uhr, Do., 10–21 Uhr

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Autorin
Hannah Winkelbauer
Redakteurin Kultur
Hannah Winkelbauer
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