Song Contest: Glitzer, Glamour und ein buntes Fest der Homosexualität
Ewige Stunden vor dem Fernseher. Ein Ereignis im Familienkreis, für das man schon einmal länger aufbleiben durfte. Um Menschen zuzusehen, die in seltsamen Kostümen seltsam banale Lieder mit Inbrunst zum Besten geben.
Ewige Stunden vor dem Fernseher. Ein Ereignis im Familienkreis, für das man schon einmal länger aufbleiben durfte. Um Menschen zuzusehen, die in seltsamen Kostümen seltsam banale Lieder mit Inbrunst zum Besten geben. Gemeinsames Kommentieren und Bewerten, Zuhören und Warten. Und ein noch viel längeres Voting, bis man am Ende wusste, dass es für Österreich wieder nicht zum Sieg gereicht hat. So oder so ähnlich verbinden Erinnerungen an den Song Contest viele. Doch das riesige Musikevent hat sich gewandelt, es orientiert sich schon lange nicht mehr am gemütlichen Familiensofa, sondern lieber an einer schrillen Partymeile: Ein fröhliches Fest samt Glitzer, Glamour und überbordender guter Laune, das bedeutet Eurovision heute – in mehr als 40 Ländern Europas.
Dem Spaß bis nach Düsseldorf hinterherzureisen, das nahmen auch heuer wieder zigtausende bunte Menschen, fast alle von ihnen Männer, auf sich. Denn das europäische Wettsingen ist nicht nur Freak-Show und Talentwettbewerb, sondern vor allem auch eine der größten Schwulen-Partys überhaupt.
Gemeinsame Anruf-Aktion
Spätestens jener Tag, als die transsexuelle Dana International 1998 für Israel mit ihrem Song „Diva“ den Sieg errang, gilt als jener Moment, in dem die homosexuelle Community erstmals länderübergreifend in einer konzertierten Anruf-Aktion gemeinsam den Sieg errang. Seitdem zielt so mancher Beitrag mehr als deutlich und verzweifelt in Richtung der vermeintlichen Hauptzielgruppe – da werden ohnehin übertriebene Inszenierungen glitzernder gemacht, Ironie und Spaß mit schmachtenden Pop-Hymnen gemixt oder eine „Life-Ball“-Botschaft im Handgepäck transportiert.
Letztere sollte Österreichs Starter Eric Papilaya vor vier Jahren Sympathie garantieren. Der Laakirchner, der in Helsinki im Halbfinale ausschied, war von der Veranstaltung selbst überrascht: „Der Song Contest hat sich offensichtlich zu einem bunten Fest der Homosexualität entwickelt. Wenn man sich dessen bewusst ist, sieht man dieses Ereignis mit anderen Augen.“
Aufwändig gestylte Männer
Und während Fans aus Österreich zu Eurovision-Partys pilgern, um die Starter ihres jeweiligen Landes oder ihre Favoriten zu bejubeln, gelten Song-Contest Fanclubs in manch osteuropäischen Ländern noch immer als eine der wenigen Möglichkeiten für Schwule, sich offiziell in Vereinen zusammenzuschließen. Ihrer gedacht wird auch heuer wieder. Nicht umsonst hat sich die bekannte britische Boyband Blue gerade erst für ein Schwulenmagazin entblättert.
Und auch am Samstag werden, so wie gestern, wieder hauptsächlich enthusiastisch mitfiebernde und aufwändig gestylte Männer die Fahnen schwingen und in die Kameras jubeln.
ich den ESC noch nie betrachtet?
Vielleicht war das mit dem Tag der Sch(w)ulen dann doch kein Druckfehler.
Dennoch wird diese Veranstaltung von mir ignoriert.
Irritiert haben mich nur die technischen Mega-Vorbereitungsarbeiten, wie das Abtragen des Stadionrasens, wie oft man die Leitungen um die Erde wickeln kann etc. Ein Overkill, der ein gewaltiges Budgetloch beim veranstaltenden Rundfunksender hinterlässt.