Nun haben wir ihn, den Buchstabensalat
„Fake News“ oder „Fake-News“ oder doch eher „Fakenews“? Nun haben wir ihn, den Buchstabensalat.
Der „neue“ Duden scheint sich da selbst nicht ganz sicher zu sein und bietet vorsichtshalber alle drei möglichen Schreibvarianten an. Ein anschauliches Beispiel dafür, wie schwierig der Umgang mit der „eigenen“ Sprache geworden ist. Häufig wird das Überhandnehmen von „Anglizismen“ beklagt, zuweilen auch zum Feldzug gegen „Fremdwörter“ geblasen.
Es ist allerdings ein Kampf gegen Windmühlen, denn „unsere“ Sprache sucht sich immer den ihr eigenen Weg durch die Zeit, man kann sie nicht „schützen“. Was man aber tun kann: einen bewussten Umgang mit ihr pflegen und „Fremdwörter“ nur dann gebrauchen, wenn es dafür keinen geeigneten „deutschsprachigen“ Ausdruck gibt. Im Übrigen sind die Menschen in Linz bereits vor 150 Jahren, als es noch gar keinen Duden und kein Österreichisches Wörterbuch gab, auf dem „Trottoir“ (französisch) in die „Apotheke“ (griechisch) gegangen, um sich eine „Medizin“ (lateinisch) zu holen. Sinnigerweise findet sich auf der dem interessanten und aufschlussreichen OÖN-Beitrag über die Duden-Neuauflage gegenüberliegenden Seite ein Artikel über „Paradeiser“.
Was für ein wunderschönes österreichisches Wort! Aber leider nur auf den ersten Blick: Bei näherer Betrachtung stellt sich nämlich heraus, dass es persisch-griechisch-lateinischen Ursprungs ist und somit nicht als „Vorzeige-Austriazismus“ reklamiert werden kann. Im Umgang mit „unserer“ Sprache scheint eines dringend angezeigt: Gelassenheit!
Johann Schnellinger (Lektor/Korrektor), Linz
Unter einen Leserbrief eines Lektors/Korrektors, obwohl durchaus pointiert und originell verfasst, traut sich offensichtlich niemand zu schreiben.