Tagebücher des Ersten Weltkriegs
Arte, ORF und ARD zeigen im Dokudrama "14" private Schicksale der "Urkatastrophe".
"Ma chèrie Marie, ... die schlimme Lage auf dem Land habe ich hier jeden Tag vor Augen, wenn wir ausrücken, da kommen mir die Tränen. Für Deine Liebe und Fürsorge danke ich Dir von ganzem Herzen", so schreibt Paul Pireaud, der Müllersohn aus der Dordogne im Südwesten Frankreichs, seiner Frau Marie. Die beiden haben im Februar 1914 geheiratet, kurz danach musste Paul an die Front des Ersten Weltkriegs. Arte zeigt heute ab 20.15 Uhr die Teile drei, vier und fünf des bemerkenswerten Dokudramas "14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs". Auf ORF 2 läuft die achtteilige Serie ab 20. Mai (22.35 Uhr), in der ARD ab 27. Mai (21.45 Uhr).
Die Geschichte von Paul und Marie beschreibt eines von 14 Schicksalen, dem sich Regisseur Jan Peter widmet. Grundlage seiner Arbeit waren die Tagebücher und Briefe der Protagonisten. Das Filmteam mit Drehbuchautor Yuri Winterberg hat in 71 internationalen Archiven recherchiert, mehr als 1000 Tagebücher und Briefe studiert – dazu kamen hunderte Postkarten und Zeichnungen, außerdem tausende Fotos.
"Lieber sie als wir!" Mit diesem Schlachtruf führt etwa der junge Leutnant Ernst Jünger (gespielt von Jonas Friedrich Leonhardi) 1915 seinen Trupp aus dem Schützengraben zum Sturm auf die französischen Linien. Jüngers Kriegstagebuch mag sich den Autoren aufgedrängt haben, genauso wie das Gegengewicht dazu, jenes der Bildhauerin und Zeichnerin Käthe Kollwitz (Christina Grosse), die bis zu ihrem Tod darunter litt, sich der Meldung ihres Sohnes Peter als Kriegsfreiwilliger nicht widersetzt zu haben. Er fiel in den ersten Kriegswochen in Flandern.
Eine eigene romantische Geschichte ist die der schönen Kosakentochter Marina Jurlowa (Natalia Witmer). Mit 14 folgt sie ihrem Vater in den Krieg, kämpft unerschrocken in einer Reiterstaffel, 1918 muss sie in einem Gefängnis um ihr Leben fürchten.
Jan Peter bedient sich eines Tricks, der die Authentizität verfeinert, aber die historische Wahrheit nie gefährdet: Mitten in den kurzen, nachinszenierten Episoden lässt er seine Darsteller das Gesicht zur Kamera drehen. Sie sprechen ihre Sätze aus dem Tagebuch, während im Hintergrund die Szene weiterläuft. Handlung und Bericht ergänzen einander, sie halten den Zuschauer auf Distanz, ohne die Spannung zu reduzieren. Peter vertieft damit das subjektive Empfinden – von Kämpfern im Schlamm der Schützengräben, von Hausfrauen und Kindern, in jenem Krieg, der als "Urkatastrophe" in die Geschichte eingegangen ist.
"14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs", TV-Dokudrama, Regie: Jan Peter Arte: 6. Mai, ab 20.15 Uhr: Folge 3, 4 und 5. ORF2: 20. Mai, 22.35 Uhr: Folge 1/2.; 23. Mai, 22.45 Uhr: Folge 3/4. ARD: 27. Mai, 21.45 Uhr: Folge 1/2. 28. Mai, 21.45 Uhr: Folge 3/4.