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Der kluge, gelassene Revolutionär

Von Peter Grubmüller, 19. April 2016, 00:04 Uhr
Der kluge, gelassene Revolutionär
Peter Donke (1960-2016) Bild: gsto

"Willi Warma"-Mastermind und Kulturarbeiter Peter Donke starb im Alter von 55 Jahren.

"Wir sind alle draufgekommen, dass das Einzige, was uns noch Energie gibt, nach wie vor das Musizieren ist. Als Youngsters haben wir die ganze Energie in die Musik hineingesteckt und verbrannt, bis es nicht mehr gegangen ist. Heute ist es umgekehrt. Was uns am Leben erhält, ist die Energie, die wir aus dem Musizieren beziehen." Das sagte Peter Donke 2010 im Gespräch mit den OÖNachrichten. Bis zuletzt war es die Musik, die den Rhythmus des vor Kreativität sprühenden Kopfes der ehemaligen Linzer Punkrock-Band "Willi Warma" bestimmte. In der Nacht auf gestern starb Peter Donke um Jahrzehnte zu früh im Alter von 55 Jahren nach kurzer Krankheit.

Schüleraustausch-Reisen nach England hatten den Sohn eines Kinderarztes mit Platten der Ramones, der Sex Pistols und von The Clash konfrontiert. Erstmals erlebte er dort AC/DC live, und nichts konnte ihn aufhalten, diesem damals öden und seine Jazz- wie Symphonic-Rocker verwaltenden Linz Rasanz zu verpassen. Zusammen mit Kurt Holzinger, Donkes Klassenkameraden aus dem Peuerbach-Gymnasium in Urfahr, eiste er von der Band "Kasperltheater" Solo-Gitarrist Julius Zechner los, dazu kam Schlagzeuger Christian Unger, und die Band war komplett – nur der Name fehlte. Also deutschten sie den 1977 in einem Londoner Sexshop aufgestöberten Peniswärmer mit der Bezeichnung "Willie Warmer" ein.

"Ich sprenge alle Ketten", "Stahlstadtkinder" und "Niemand hilft mir" wurden zu Hymnen einer desillusionierten Jugend, die endlich ihr Sprachrohr hatte und ins abgewetzte Café Landgraf zu den Live-Ereignissen pilgerte. Schauspielerin Sophie Rois, Donkes ehemalige Partnerin, erläuterte im Herbst 2015 in den OÖN den Zauber der Band: "Sie waren keine großartigen Musiker, aber bis heute kenne ich keine Band mit größerem Sexappeal. Und Peter war jener Mann, der mich künstlerisch und intellektuell am meisten geprägt hat." Donke war obendrein einer der maßgeblichen Initiatoren der Rockhaus-Bewegung, aus der sich der Linzer Posthof entwickelte, von 1989 bis 1995 werkte er in der Linzer Stadtwerkstatt.

Trotzdem badete er nicht in Legenden. Auch als der Hype um die Szene jener Zeit mit dem Buch/Film "Es muss was geben" von Andreas Kump neu angezündet werden sollte, plauderte er klug, selbstreflektiert und niemals im "Früher war alles besser"-Ton über die kleine Linzer Kulturrevolution. Stattdessen schob er das feine musikalische Projekt Donke/Zigon mit seiner Frau Christine Zigon an. Der Lärm der Vergangenheit war ihm irgendwann zu viel geworden.

Peter Donke fehlt schon jetzt.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 20.04.2016 09:03

Hallo Peter!
Ich habe gerade in den letzen Monaten die Willie Warma-CD Stahlstadtkinder rauf und runter gehört (http://www.hoanzl.at/stahlstadtkinder.html, http://www.musicaustria.at/mica-interview-peter-donke/ und mich direkt in mein Linz der frühen 80iger Jahre zurückkatapultiert und jetzt sowas. Kaum zu glauben.
Der Gitarrist von WILLI WARMA und DYNAMO URFAHR JULIUS ZECHNER ist ja bereits mit 33 Jahren verstorben (21.7.1958 - 30.6.1992)
Ihr fehlt uns! Ich hoffe ihr macht oben im Himmel weiter gute Musik.
Dokumentarfilm "Es muss was geben": https://de.wikipedia.org/wiki/Es_muss_was_geben

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 19.04.2016 23:38

Wenn man schon wieder etwas von "revolutionär" hört oder liest, dann stellen sich einem schon die Haare auf. Wenn sich dann auch noch herausstellt, dass es sich um "Punk" handeln soll, dann ist man voll im Bilde und weiss, dass es sich dabei um nichts erbauendes handeln kann.

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freshman (110 Kommentare)
am 19.04.2016 20:28

Willi Warma, Dynamo Urfahr, Peter Donke - never forget

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amha (11.322 Kommentare)
am 19.04.2016 19:09

RIP Peter - und grüß mir den Julius!

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nadjap (117 Kommentare)
am 19.04.2016 12:29

Wir wussten zwar, wer wir waren, kannten uns allerdings mehr oder weniger nur vom Grüßen, mehr ist sich irgendwie nie ausgegangen, bewegten wir uns doch in nur teilweise überschneidenden Kreisen. Tiefen Respekt vor deiner Arbeit und deinem nie endenden kreativen Output.

Viel, viel zu früh traurig(

Mein Mitgefühl an seine Frau und allen anderen nahestehenden Menschen.

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Inmediasres (802 Kommentare)
am 19.04.2016 08:17

Lieber Peter, es ist ein Drama, dass du so früh gehen musstest. Meine Erinnerung an dich ist, dass ich zu Schulzeiten mit dir so richtig großartig plaudern konnte. Nicht irgend ein blabla, sondernd Spannendes.

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