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Startschuss für Pflegereform: "Müssen mehr Geld in die Hand nehmen"

Von nachrichten.at/apa, 05. Oktober 2020, 14:56 Uhr
Wifo zu Pflegeregress: Länder verlieren 600 Millionen Euro
Anschober rechnet mit einem Bedarf an 100.000 zusätzlichen Pflegekräften. Bild: colourbox.de

WIEN. Gesundheitsminister Rudi Anschober hat am Montag den Fahrplan für die anstehende Pflegereform skizziert. Dafür erhielt er sowohl Zuspruch als auch Kritik.

Bis zum Jänner sollen die "inhaltlichen Fixpunkte" auf dem Tisch liegen. 2021 sei dann das Jahr der Umsetzung, die in Etappen folgen soll. Ob es im kommenden Budget mehr Geld für den Bereich Pflege geben wird, wollte Anschober nicht verraten.

Er wolle der für Mitte Oktober geplanten Budgetrede von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) nicht vorgreifen, erklärte Anschober bei einer Pressekonferenz am Montag. Klar sei aber, "dass wir künftig mehr Geld in die Hand nehmen müssen, anders wird es nicht gehen". Denn gegenwärtig befinde sich Österreich bei den Pflegeausgaben im europäischen Vergleich im unteren Drittel. Eine Taskforce-Gruppe werde sich daher etwa mit den Finanzströmen im Bereich Pflege auseinandersetzten und diese entflechten müssen. "Wir haben uns viel vorgenommen, aus meiner persönlichen Sicht wird es nicht ohne Neuordnung der Finanzflüsse gehen", so Anschober mit Blick auf die unterschiedliche Finanzierung in den Ländern.

Ziel: Einheitliche Standards

Überhaupt gebe es in Österreich regional sehr unterschiedlich ausgeprägte Standards, nicht nur was die Finanzierung betrifft. Ziel sei, einen einheitlicheren Rahmen zu schaffen. Das soll aber in Konsens und "gemeinsamer Verantwortung" mit den Ländern und Gemeinden geschehen. Überhaupt will Anschober keine Reform "über die Kopfe der Betroffenen" hinweg, sondern vielmehr auf deren Know-how aufbauen. Daher habe man bereits im vergangenen Jänner eine Dialogtour gestartet, mittlerweile sechs Bundesländer besucht und weit über 200 Gesprächsrunden absolviert. Zudem habe man im Sommer eine digitale Informationstour mit einer Online-Befragung gestartet, an der sich über 3.000 Personen - teils Mitarbeiter, pflegende Angehörige oder Betroffene - mittels Fragebogen eingebracht haben. Diese habe ein recht einheitliches Bild über den Status quo und die Reformnotwendigkeiten gezeigt.

Die stv. Leiterin des WIFO, Ulrike Famira-Mühlberger, Steuerungsgruppen-Mitglied der Task Force Pflege, konstatierte, dass es unterschiedliche Bedingungen in den Bundesländern gebe, die weder "rational erklärbar" noch ökonomisch sinnvoll seien. Überhaupt existiere eine Vielzahl an Finanzströmen und die Finanzierungsstrukturen seien "äußerst komplex". Hier brauche es eine Bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, "am besten eine Finanzierung aus einer Hand", so die Expertin.

100.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig

Auch die Rekrutierung von ausreichend Personal werde künftig eine "große Herausforderung" sein. Schätzung gehen davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 zusätzlich 76.000 Vollzeitäquivalente in diesem Bereich brauchen werden wird. Anschober rechnet wegen der Teilzeitlastigkeit in diesem Berufsfeld mit einem Bedarf an 100.000 zusätzlichen Pflegekräften. Famira-Mühlberger betonte, dass es in diesem Zusammenhang "neue Wege" brauchen werden. Etwa werde die klassische, schulische Ausbildung künftig nicht mehr reichen. Neueinsteiger oder Umschulungsteilnehmer bräuchten finanzielle Unterstützung, damit diese ihre Unterhaltskosten bewerkstelligen können. Auch werde der Bedarf nicht allein mit heimischen Arbeitskräften zu decken sein, meinte die Expertin.

Anschober kündigte für den 20. Oktober eine erste große Veranstaltung an, in der alle eingeladen sind mitzureden. Bis Anfang des kommenden Jahres soll dann der Prozess abgeschlossen sein. Im Februar 2020 will der Gesundheitsminister dann in die Umsetzung gehen, "um ein Pflegesystem aus einem Guss zu realisieren". Das Programm sei "sehr ambitioniert", so Anschober, der sich aber sehr viel davon verspricht.

"Nullnummer" für FPÖ

FPÖ-Chef Norbert Hofer vermisst konkrete Maßnahmen. Anschober habe ein Dreivierteljahr gebraucht, "um festzustellen, dass das Pflegesystem und dessen Finanzierung äußerst komplex sind". Für einen derartigen Befund braucht man weder eine "Dialogtour", noch sonstige andere Gesprächsrunden, findet Hofer. Offenbar habe der Koalitionspartner auf Anschober abgefärbt, so Hofer: "Inszenierung und Außenwirkung sind der ÖVP bekanntlich mehr als wichtig." Anschober schiebe die Pflegereform wie eine heiße Kartoffel vor sich her. Hofer warb für die Umsetzung des FPÖ-Modells einer Bundesgenossenschaft für Pflege- und Betreuungsleistungen sowie die deutliche Erhöhung des Pflegegeldes gestaffelt ab Stufe 3, für jene, die gepflegt und betreut werden.

Grüne, Volkshilfe und Hilfswerk erfreut

Naturgemäß anders fiel der Befund der grünen Pflegesprecherin Bedrana Ribo aus. Anschober habe unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der Dialogtour in den Bundesländern und der Ergebnisse aus dem digitalen Beteiligungsprozesses "wesentliche Aspekte" für eine zukünftige Pflegereform vorgestellt. Etwa brauche es mehr Personal sowie bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Es brauche aber auch eine Verbesserung für die zu pflegenden Personen.

Auch Volkshilfe und Hilfswerk begrüßten den Fahrplan. Für Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich, habe dieser das Potenzial, eine "wichtige Weichenstellungen" für ein zukunftsfittes Pflege- und Betreuungssystem zu sein. Sacher zeigte sich erfreut darüber, dass die Stimmen der beteiligten Organisationen, der Betroffenen und ihrer Angehörigen gehört werden sollen.

Ähnlich der Präsident des Hilfswerk Österreich, Othmar Karas: "Österreich braucht eine echte Reform in der Pflege, keine Kosmetik und kein Flickwerk, sondern einen großen Wurf, der unser System angesichts der Herausforderungen zukunftsfähig aufstellt." Dafür brauche es eine "nachhaltige Finanzierung, eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Versorgungslandschaft und eine wirksame Personaloffensive".

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Selten (13.716 Kommentare)
am 05.10.2020 17:43

Anschober: "Müssen mehr Geld in die Hand nehmen" - Ob es im kommenden Budget mehr Geld für den Bereich Pflege geben wird, will er aber nicht verraten

Ja erfreut sind s´, die Grünen und die Vereine der Pflegeindustrie.

Denn wenn der Grüne Rudi „Geld in die Hand nimmt“, ist gewiss, wem er es nachschmeißen wird: NGOs und Zuwanderern.

Das passt gut: Da kann man schlecht qualifizierte Fremde in eigenen Schulen, die wiederum von den Vereinen gegen Entgelt betrieben werden, ausbilden und dann zugunsten der immer fetter werdenden Vereinsfunktionäre und zum Schönen der Arbeitslosenstatistik den Alten, chronisch Kranken und Behinderten aufs Auge drücken, die gar nicht erst gefragt werden, ob sie sich nicht lieber von Angehörigen pflegen lassen wollen.

Die Ausgaben werden garantiert steigen, allerdings werden jene, die sich von Angehörigen pflegen/betreuen lassen, weiterhin mit deutlich unter € 10/h abgespeist werden (letzte Marginalerhöhung und fiktiver Anschober Einmalbonus ohne Rechtsanspr

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Selten (13.716 Kommentare)
am 05.10.2020 17:47

uch schon eingerechnet).

Warum ich das glaube?

weil

1. bestimmte Leute jetzt schon frohlocken und beim Verteilen des Kuchens an der Tafel sitzen dürfen

2. Weil die Reform jetzt schon über die Köpfe der Betroffenen, nämlich der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen, hinweg abläuft.

Anschober hat nämlich sein „einheitliches Bild“ der Sachlage in vollem Bewusstsein, dass das Durchschnittsalter pflegender Angehöriger knapp über 60 Jahre ist und viele daher nicht online verkehren, passend gemacht, indem der Fragebogen nur online zugänglich war und er dessen Existenz, entgegen seiner Neigung zu PKs, nicht besonders breittrat, sondern hauptsachlich die Big Player und deren Arbeitskulis wissen ließ.

Ich möchte zu gerne wissen, ob Anschober bei den 200 Gesprächsrunden seiner Tour mehr als einen Dialog mit den von mir angesprochenen in erster Linie Betroffenen geführt hat und wie hoch der Anteil betroffener nichtprofessioneller Privatpersonen an seiner Online-Befragung war.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 05.10.2020 17:47

Und ich gehe jede Wette ein, dass die erste große Veranstaltung am 20.10. und alle folgenden so ablaufen werden, dass die Einladungen an die wirklich Betroffenen mit unhörbarer Stimme und in unsichtbarer Tinte ergehen.

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