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Fall Khashoggi: Kronprinz verurteilte "abscheulichen Vorfall"

Von nachrichten.at/apa, 24. Oktober 2018, 19:43 Uhr
Mohammed bin Salman Bild: (AFP)

WASHINGTON. Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als "abscheulichen Vorfall" verurteilt, nicht aber als "Verbrechen". Unterdes haben die USA und Großbritannien Sanktionen gegen Saudi-Arabien angekündigt.

Bei einem Wirtschaftsforum in Riad sagte der Kronprinz am Mittwoch zu, den Fall aufzuklären. Die Hintermänner würden "zur Rechenschaft gezogen", sagte er. "Die Gerechtigkeit wird siegen."

Der Kronprinz sprach auf Arabisch nicht von "Verbrechen", wie zunächst von manchen Medien vermeldet wurde, sondern von "Vorfall". Seine Äußerungen wurden vom Simultandolmetscher als "Verbrechen" (crime) ins Englische übersetzt. Das von Mohammed benutzte arabische Wort bedeutet aber eher "Vorfall".

Der Kronprinz, der als starker Mann seines Landes gilt, wird von US-Präsident Donald Trump und auch von türkischen Medien verdächtigt, die Tötung des kritischen Journalisten im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul angeordnet zu haben.

"Barbarisch geplanter Mord"

Saudi-Arabien hatte am Samstag nach wochenlangen Dementis unter internationalem Druck erklärt, dass der Regierungskritiker Khashoggi am 2. Oktober während eines Konsulatsbesuchs bei einer "Schlägerei" zu Tode gekommen sei. Diese offizielle Version der Ereignisse wird allerdings international stark angezweifelt. Saudi-Arabiens Verbündeter USA wirft der Regierung eine Vertuschungsaktion vor.

Türkische Medien hatten berichtet, Khashoggi sei am 2. Oktober im Gebäude des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul gefoltert, ermordet und zerstückelt worden. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach am gestrigen Dienstag von einem "barbarischen geplanten Mord", äußerte sich aber nicht zu den näheren Umständen.

Kronprinz Mohammed hat am heutigen Mittwoch erstmals die Tötung des regimekritischen Journalisten öffentlich verurteilt. Zuvor hatte er sich erst einmal zu dem Fall geäußert: In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang Oktober hatte er noch die damalige offizielle Position Saudi-Arabiens vertreten, wonach Khashoggi lebend aus dem Gebäude des Konsulats gelangt war. In den vergangenen Tagen hatten Mohammed und sein Vater König Salman bereits der Familie Khashoggis ihr Beileid ausgesprochen.

Erdogan telefonierte mit bin Salman

Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Regierungsmedien zufolge mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammad bin Salman telefoniert. Es sei um "gemeinsame Anstrengungen zur Aufklärung des Mordes" am saudischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat des Königreichs gegangen, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu am frühen Abend (Ortszeit).

Am Vormittag hatte Erdogan erneut betont, sein Land werde dafür sorgen, dass der "Mord" nicht verschleiert werde. Riad besteht jedoch darauf, dass der Journalist versehentlich bei einer "Schlägerei" starb. Jede Verstrickung des Kronprinzen, der zunehmend die Regierungsgeschäfte führt, weist das Königshaus zurück.

Am Vortag hatte Erdogan in einer landesweit übertragenen Rede zu dem Thema gesagt, er zweifele die Aufrichtigkeit König Salmans nicht an. Kronprinz Mohammad erwähnte er dagegen nicht.

Jamal Khashoggi Bild: MOHAMMED AL-SHAIKH (AFP)

Das saudische Königshaus hatte erst nach massivem internationalem Druck zugegeben, dass Khashoggi Anfang Oktober im Istanbuler Konsulat getötet worden war, als er dort Papiere für seine Hochzeit abholen wollte. An der saudischen Version gibt es jedoch erhebliche Zweifel. Zahlreiche Spuren führen ins direkte Umfeld des Kronprinzen.

USA verbieten Saudi-Arabern die Einreise

Als Reaktion auf die Tötung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi belegen die USA 21 Vertreter des Königreichs mit Einreisesperren. Die mutmaßlich in die Tat verwickelten Verdächtigen sollen nach Angaben des US-Außenministeriums vom Dienstag kein Visum erhalten, bereits erteilte Visa werden entzogen.

"Diese Strafen werden nicht das letzte Wort der Vereinigten Staaten in dieser Angelegenheit sein", kündigte US-Außenminister Mike Pompeo an. Denkbar seien auch Finanzsanktionen gegen Einzelpersonen. Für die US-Regierung sei es nicht hinnehmbar, dass ein Journalist durch Gewalt zum Schweigen gebracht werde, sagte Pompeo. Die Verdächtigen entstammen demnach den "Geheimdiensten, dem Königshof, dem Außenministerium und weiteren saudischen Ministerien".

Nach den USA belegte auch Großbritannien Verdächtige mit Einreisesperren. Den saudi-arabischen Verdächtigen in dem Fall werde das Visum entzogen, erklärte die britische Premierministerin Theresa May am Mittwoch in London. "Wenn diese Personen derzeit über ein Visum verfügen, dann wird es ihnen heute entzogen."

"Es war ein totales Fiasko"

US-Präsident Donald Trump sprach am Dienstag von einer dilettantisch verschleierten Tötung. "Es war ein totales Fiasko". Schon der Tatplan sei "sehr schlecht" gewesen, sagte Trump im Weißen Haus. "Er wurde schlecht ausgeführt und die Vertuschungsaktion war eine der schlechtesten Vertuschungsaktionen in der Geschichte."

Trump sprach nach eigenen Angaben am Montag mit dem saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und mit dem König. Der Kronprinz habe dabei bekräftigt, dass "er nichts damit zu tun hat" und dass eine "untere Ebene" verantwortlich sei, sagte der US-Präsident.

Die Außenminister der G-7-Staaten forderten Saudi-Arabien am Dienstag gemeinsam zu weiterer Aufklärung im Fall Khashoggi auf. Die bisher von Riad gebotenen Erklärungen ließen "noch viele Fragen unbeantwortet", hieß es in der Erklärung des deutschen Außenministers Heiko Maas (SPD) und seinen Kollegen aus Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien und den USA.

Saudi-Arabien müsse eine "glaubwürdige, transparente und zügige Untersuchung" ermöglichen und zulassen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden, forderten die Minister.

US-Vizepräsident Mike Pence kündigte an, seine Regierung werde weitere Antworten von Riad verlangen. Für die US-Regierung ist der Fall wegen der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Saudi-Arabien und dem gemeinsamen Vorgehen gegen den Iran überaus delikat.

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11  Kommentare
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Liberandum (128 Kommentare)
am 24.10.2018 20:48

Wenn man diese Berichte liest, weiß man dass da einiges nicht stimmt.
Methode war fast ärger,als die der Mafia.
Dieses Land mit ihren äusserlich tollen Sachen,hinkt am letzten Platz in punkto Ideologie!!

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GunterKoeberl-Marthyn (17.959 Kommentare)
am 24.10.2018 19:02

Ich kann es nicht bestätigen, aber es kommt mir vor, Zeit verschoben wiederholt sich die Geschichte und die Muslime befinden sich im 30- jährigen Krieg, so wie wir damals diesen absurden Krieg zwischen evangelische und katholische Menschen hatten! Schade dass wir zwischen den unterschiedlichen Kulturen unser Erfahrungen nicht austauschen können! Sunniten und Schiiten sollten aus unseren Verlusten lernen, immer die selben Fallen tun sich zwischen den Menschen auf, so auch zwischen Hutu und Tutsi und das ist eine Bildungsangelegenheit auf die wir in Zukunft mit noch mehr Sensibilität nachgehen müssen, denn diese Kriege führen zu den Flüchtlingsströmen und die Förderungen gehören daher nicht halbiert sondern verdoppelt! Ich vermute im Mord an den Journalisten Jamal Khashoggi, dass Feinde des Kronprinzen hier seine Macht stürzen wollen, denn das Gesicht von Kronprinz Mohammed bin Salman schaut nach meinem Gefühl sauber aus!

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am 24.10.2018 18:28

Kronprinz verurteilt.....
Das wäre gut.
Aber traue nie einen Araber.

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strasi (4.410 Kommentare)
am 24.10.2018 16:56

Das sind doch alles Peanuts gegen die Milliarden-Rüstungsgeschäfte.
Und diese Mörderbande wird ohnehin nicht versuchen in die USA zu
reisen, denn der türkische Kalif würde sofort internationale Haftbefehle ausstellen.
Also viel obsoleter Lärm um nichts.

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am 24.10.2018 13:53

Die Saudis habe offenbar
ein brasilianisches Nachwuchstalent

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am 24.10.2018 11:18

Nachdem es ja das Privileg der USA ist, unschuldige Menschen zu foltern und zu ermorden, zeigen die Reaktionen, dass man über die Aktion der Saudis ganz schön beleidigt sein muss.

Oder handelt es sich doch wieder nur um die schon bekannte Hypokrisie und Bigotry der US-Amis?

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am 24.10.2018 10:12

Einreiseverbot !

Das wird aber den Betroffenen
ziemlich am Arsch vorbeigehen.

Oder hatten die Mörder und Helfershelfer
einen unaufschiebbaren Termin in der Saudischen Botschaft?

Aber der König und sein Prinzregent
sind sicher jederzeit herzlich willkommen,
falls sie mit den nötigen Petrodollars
zu Geschäftsabschlüssen kommen möchten!

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.10.2018 11:46

> Einreiseverbot !

Gilt nur von der Medienkanzel herunter fürs betende Volk

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herst (12.768 Kommentare)
am 24.10.2018 08:18

Auch in Russland, China und anderen gewissen Staaten verschwinden kritische Bürger auf Nimmerwiedersehen in Lagern oder sterben an den Folgen eines "ungeklärten" Ereignisses. Aber die sind halt nicht so "prominent" oder bekannt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.10.2018 08:30

> Auch in Russland, China und anderen gewissen Staaten verschwinden kritische
> Bürger auf Nimmerwiedersehen in Lagern oder sterben an den Folgen eines
> "ungeklärten" Ereignisses.

Die alten Priester hatten das Privileg, als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen dienen zu dürfen.

Die Journalisten haben die Priesterfunktion übernommen für den neuen Gott "Öffentlichkeit" bzw. "Öffentliche Meinung". Sie gelten als "Geweihte" und "Unantastbare" auch für die Politiker.

Dass in Riad jährlch hunderte Regimekritiker vom Gericht geköpft werden ist ganz normal aber Kashoggy war ein Priester der Öffentlichen Meinung, ein Journalist!

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laskpedro (3.410 Kommentare)
am 24.10.2018 07:39

was für unfassabr drakonische bestrafungen ..da werden die saudis jetzt zu kreuze äh ich meine halbmond kriechen ...

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