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"Jeder spielt nach seinen Regeln"

Wirtschaftsakademie: Nicole Brandes über neue Führungskompetenzen und warum wir jetzt statt fachlichem vor allem menschliches Wissen brauchen.

Expertin Nicole Brandes über "Führung der Zukunft" Bild: cityfoto.at

"Die Digitalisierung hat unsere Welt verändert, sie grenzt Menschen aus. Die Komplexität ist größer geworden. Eine Führungskraft kann das allein nicht mehr lösen – schon gar nicht Top-down, also von oben herab", sagte Nicole Brandes am Dienstagabend bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus. Die Schweizerin war in den Führungsetagen internationaler Konzerne wie UBS oder Swissair zu Hause, führte internationale Teams und ist Expertin für Führungsthemen.

"Was es jetzt braucht, ist nicht fachliches, sondern menschliches Wissen", sagt sie. Das ist keine "Kuschel-Kompetenz", sondern ein zentraler Erfolgsfaktor für die Zukunft. Und gerade da stünden Führungskräfte in einer globalisierten Welt vor ganz neuen Aufgaben. "Man muss es schaffen, mit Persönlichkeiten über sämtliche Grenzen, Sprachen, Kulturen und Generationen hinweg einen gemeinsamen Bezug herzustellen. In Teams zu arbeiten bedeutet, die Regeln kennen zu müssen. Deshalb scheitern auch so viele Meetings: Jeder spielt nach seinen eigenen Regeln – und ist sich dessen gar nicht bewusst", sagt Brandes.

Jeder Mensch habe tief verankerte Werte, die seine Regeln bestimmen. "Wir sehen die Dinge aus unserer persönlichen Perspektive: Ein Fotograf sieht in einem Ahornblatt etwas anderes als ein Kanadier oder ein Straßenkehrer", nannte Brandes ein Beispiel. "Man muss sich bewusst machen, dass es diese Regeln gibt und sie erkennen. Denn schon kleine Unterschiede können riesige Störungen bewirken", sagt die Buchautorin und Trainerin, die seit zehn Jahren auch die Lehren des Taoismus studiert.

Das werde vor allem in internationalen Teams deutlich. Sie erklärte Unterschiede anhand von Kulturen: "Rote" Kulturen sind feurig, flexibel, stellen die Beziehung in den Vordergrund und suchen die Berührung (z.B. Südamerika). "Gelbe" Kulturen hören zu, stellen die Harmonie vor die Wahrheit und schrecken vor Streit zurück (z. B. China). Und "blaue" Kulturen sind nüchtern, präzise und streiten für die Wahrheit (Europa, USA). Die Globalisierung zeige allerdings eines: "Die Macht verschiebt sich vom blauen Teil in den großen roten und gelben. Und dennoch glauben wir, wir können immer noch so führen wie im 20. Jahrhundert", sagt die Expertin. Ein Verständnis für die Menschen und ihren Zugang Kommunikation und Zeit sei daher notwendiger als je zuvor.

Das bedeute aber auch, sich selbst zu kennen. "Führungskräfte müssen die Frage nach der eigenen Identität lösen", sagt sie. Viele Manager werden plötzlich komplett ratlos und stürzen regelrecht in eine Krise, wenn sie ihren Job verlieren. "Deshalb muss man schon vorher wissen, wer man ist. Dann kann man auch andere führen", sagt sie.

Buchtipp

In ihrem Buch „WE-Q – Wir-Intelligenz“ schreibt Nicole Brandes über neue Führungskompetenzen und wie man es in der sich radikal verändernden Wirtschaftswelt schafft, Menschen zu motivieren, an einem Strang zu ziehen.
Europa Verlag, 19,99 Euro

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Artikel Elisabeth Eidenberger 04. Juni 2016 - 00:04 Uhr
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