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Nehammer warnt vor Panik: "Wird natürlich keine Ausgangssperren geben"

Von OÖN, APA   13.März 2020

Der aktuelle Stand:

  • 422 Menschen wurden österreichweit bisher positiv auf SARS-CoV-2 getestet (bei bisher 6582 Testungen, Stand: Freitag, 8 Uhr).
  • 68 Oberösterreicher haben sich bisher angesteckt. Mehr über die Auswirkungen in Oberösterreich lesen Sie hier.
  • Sechs Personen sind bisher genesen, zwei in Tirol, drei in Wien, eine in Niederösterreich.
  • Ein infizierter Patient ist am Donnerstag in Wien gestorben. 
  • Die Regierung kündigte für Freitag weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus an.  Wir übertragen live ab 14 Uhr . >> Zum Livestream

Das Coronavirus breitet sich rasant aus. Die Zahl der Infektionen hat sich zuletzt alle zwei Tage in etwa verdoppelt. Freitagfrüh gab es 422 Krankheitsfälle in Österreich (Stand: 8 Uhr). Die meisten Fälle gibt es mit 132 in Tirol. In Niederösterreich wurden 63 Personen, in Wien 74, in der Steiermark 44, in Oberösterreich 68, in Salzburg 20, im Burgenland sechs, in Vorarlberg (17) und Kärnten vier positiv getestet.

Im Laufe des Donnerstagabend und Freitagfrüh sind in Tirol weitere 31 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei mindestens zwei Personen davon könne ein Zusammenhang mit Ischgl nicht ausgeschlossen werden, teilte das Land mit. Sieben weitere dürften in einem Zusammenhang mit infizierten Personen in St. Anton stehen.

Sieben Personen, die in Innsbruck positiv getestet wurden, weisen einen Zusammenhang mit einer in einem Studentenheim in Innsbruck infizierten Person auf. Zudem wurden zwölf Personen aus dem Raum Innsbruck bzw. Innsbruck-Land und zwei Personen im Bezirk Schwaz positiv getestet.

"Wird natürlich keine Ausgangssperren geben"

Die Regierung will am Freitagnachmittag weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verkünden. Zuvor ist Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Gerüchten entgegengetreten, die Regierung könnte eine Ausgangssperre verhängen oder alle Geschäfte in Österreich schließen. "Es wird natürlich keine Ausgangssperren geben", versicherte Nehammer im Ö1-"Mittagsjournal" und warnte vor "Fake News".

Um 14:00 Uhr will die Regierung weitere Maßnahmen ankündigen. Gesundheitsminister Rudi Anschober und Kanzler Sebastian Kurz hatten aber schon am Donnerstagabend versichert, dass Lebensmittelgeschäfte selbstverständlich weiterhin geöffnet bleiben sollen. Als weitere essenzielle Bereiche nannte Anschober Apotheken, Postinfrastruktur und Kommunikationstechnologie.

"Die Grundversorgung ist natürlich gesichert", betonte auch Nehammer am Freitag. Die konkret geplanten Maßnahmen wollte er noch nicht vorweg nehmen. Wichtige Infrastruktur wie Banken, Apotheken und Supermärkte "bleiben selbstverständlich geöffnet und erhalten". Und: "Es gibt keinen Grund, einen Banken-Run zu machen und Bargeld in Massen abzuheben."

Auch Anschober verwies Donnerstagabend darauf, dass es Teile der Wirtschaft gebe, die nicht so essenziell seien wie andere. Als essenzielle Bereiche nannte Anschober etwa Apotheken, die Postinfrastruktur, die Kommunikationstechnologie und den Lebensmittelhandel. "Und es gibt andere Bereiche, die nicht diese Priorität haben, und wo wir drei, vier, fünf, sechs Wochen auch einmal ohne auskommen können", so der Minister. Auf die Frage, ob es Einschränkungen beim Handel geben werde, meinte Anschober: "Es wird Eckpfeiler unserer Gesellschaft weiter geben müssen und da gehören Teile des Handels dazu."

Auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) betonte, dass die gute Versorgung aller Menschen wichtig sei und sichergestellt werde. Abgeleitet von der Regel, dass nur bis zu 100 Menschen sich in einem Raum aufhalten dürften, gehe es darum, darauf zu achten, dass sich auch im Handel nicht zu viele Menschen aufhalten und der Mindestabstand eingehalten werden. "Öffnungszeiten und Zugänge werden aber bestehen bleiben", betonte Schramböck.

Anschober betonte einmal mehr, dass es darum gehe, die dramatische Kurve der Neuinfektionen abzuflachen, um Zeit zu gewinnen, solange noch die Grippewelle im Gange sei und solange bis ein taugliches Medikament komme. Aber "ich kann heute schon garantieren, dass die 30 bis 40-Prozent-Steigerung bei den Infektionen in den nächsten Tagen anhalten werden", so der Gesundheitsminister.

Video: Gesundheitsminister Rudolf Anschober zu den Maßnahmen.

Erstes Todesopfer

Am Donnerstag ist zum ersten Mal eine betroffene Person gestorben – ein 69-jähriger Mann. Er hat sich im Februar bei einem Italien-Urlaub angesteckt und kam nach seiner Heimkehr mit Symptomen ins Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Wenig später wurde der Patient auf die Intensivstation verlegt, weil ein Lungenversagen eingetreten war. Danach folgte ein Multiorganversagen, wie Christoph Wenisch, Leiter der Infektionsabteilung des Spitals, berichtete. Das Virus sei zum Schluss nicht mehr nachweisbar gewesen, es habe zuvor aber schon zu großen Schaden angerichtet. Der Verstorbene habe einerseits mehrere Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und eine chronische Darmerkrankung gehabt, sagte Wenisch: "Andererseits war er fit. Er war immerhin auf einem Italien-Urlaub."

Der Arzt rechnet mit weiteren Todesfällen in Österreich. Die Ausgangslage sei hierzulande aber deutlich besser als in Italien: "Wir haben die Ausbreitung früher erkannt, und wir haben bessere Diagnosesysteme." Für die Maßnahmen der Regierung, Sozialkontakte zu reduzieren, sei er "dankbar".

Newsroom-Talk: Wolfgang Ziegler, Ärztekammer OÖ

Exponentielles Wachstum

Bei den Infektionen steht Österreich am Beginn eines exponentiellen Wachstums. Dies erfolgt, wenn ein Infizierter mehr als eine Person ansteckt. Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) haben berechnet, dass ein Infizierter im Durchschnitt 1,62 weitere Personen ansteckt, wie gestern Abend bekannt wurde.

Zuletzt verdoppelte sich die Zahl der Krankheitsfälle in Österreich in etwa jeden zweiten Tag. Wenn es nicht gelingt, die Zeitspanne zu verlängern, würde man ausgehend von 200 Fällen nach vier Wochen bei zirka einer Million liegen, berechneten Wissenschafter des Complexity Science Hub Vienna (CSH), eines Forschungszentrums mehrerer österreichischer Unis.

In Singapur lag die Verdoppelungszeit Ende Jänner bei 3,5 Tagen. Nach vielen Maßnahmen sind es mehr als 23 Tage, was nur noch ein lineares Wachstum bedeutet.

Kanzler Sebastian Kurz (VP) sagte gestern im Bundesrat, dass die Zahl der Infektionen in ein paar Tagen an der Tausender-grenze sein könnte, eine Woche darauf bei 10.000. Um den Höhepunkt hinter die Grippesaison zu verschieben und das Leben älterer Menschen zu retten, habe man drastische Schritte wie Einschränkungen an Schulen verfügt. "Es ist nicht möglich, das Virus aufzuhalten, aber eine Verlangsamung zu erreichen, um die Kapazitäten im Land nicht sofort überzubelasten."

>> Coronavirus - die aktuellen Entwicklungen im Liveblog:

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26. April 2024