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Der Weltklimarat fordert Taten statt Worte

Von OÖN   09.August 2019

Der weltweite Temperaturanstieg hat über den Landflächen bereits 1,53 Grad Celsius erreicht. Das geht aus einem gestern in Genf veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarats IPCC hervor. Unter Berücksichtigung sich langsamer erwärmenden Meeresflächen liege das globale Temperaturplus gegenüber der vorindustriellen Zeit bei 0,87 Grad. Verglichen wurden die Zeiträume 1850 bis 1900 und 2006 bis 2015. 

Video: Ein Viertel der Treibhausgase in der Landwirtschaft

In den kommenden Jahrzehnten werde die Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren, nicht zuletzt rund um das Mittelmeer, zunehmen, warnen die 107 Forscher aus 53 Ländern. In vielen Regionen werden zudem häufiger extreme Regenfälle vorkommen.

Der Weltklimarat empfiehlt in seinem Bericht dringend, im Kampf gegen eine weitere Erwärmung der Erde die Wälder und nicht zuletzt die Moore besser zu schützen. Zugleich sieht der IPCC Gefahren für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln. "Die Stabilität des Nahrungsmittelangebots wird voraussichtlich sinken, da das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen, welche die Lebensmittelproduktion beeinträchtigen, steigen wird."

Es gehe auch darum, die gesamte Kette der Erzeugung und des Konsums von Nahrungsmitteln zu überdenken. Eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse und Getreide setze, könne dazu beitragen, die Kohlendioxid-Emissionen wesentlich zu senken.

<<< Lesen Sie dazu auch den Leitartikel von OÖN-Redakteur Eike-Clemens Kullmann.

"Nicht weitermachen wie bisher"

Die Land- und Forstwirtschaft steuert laut IPCC rund 23 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase bei. "Hier liegt sehr viel Potenzial", sagte die deutsche Co-Autorin des Berichts, Almut Arneth aus Karlsruhe. Generell mache der Bericht deutlich, dass die Ressource Land begrenzt sei. "Wir können nicht weitermachen wie bisher." Sehr skeptisch sei sie, dass die im Bericht auch thematisierten Aufforstungen bis hin zu Bioenergie-Plantagen ein guter Weg seien. Laut IPCC leben rund 500 Millionen Menschen in Gebieten, die von Versteppung bedroht sind. Diese Regionen seien umso anfälliger für Wetterextreme wie Dürren, Hitzewellen und Staubstürme.

Der Bericht steht im Zeichen des Pariser Klimaabkommens. Darin wurde 2015 das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dazu müssten die Staaten den Nettoausstoß ihrer Treibhausgase stark reduzieren. Um das zu schaffen, wollen einige Experten große Flächen für Wälder nutzen, welche die Treibhausgase aus der Atmosphäre binden können. In Verbindung mit dem Ziel der Lebensmittelsicherheit für die gesamte Bevölkerung drohen so Landkonflikte – zusätzlich zu den Entwicklungen, die der Klimawandel bereits jetzt ausgelöst hat.

Die Forscher hatten zunächst eine große wissenschaftliche Analyse erarbeitet, deren Zusammenfassung in Genf seit vergangenem Freitag intensiv beraten wurde. Die vor allem politischen Delegierten einigten sich dabei auf den nun veröffentlichten Bericht, der auch von den IPCC-Mitgliedsländern anerkannt ist. Der Intergovernmental Panel on Climate Change wurde 1988 von der UN-Umweltorganisation (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Seine Aufgabe ist es, die Politik neutral über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Klimaveränderung und über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren. Dem IPCC gehören 195 Staaten an.

Essen Erde buchstäblich krank

Der IPCC-Sonderbericht hat heftige Reaktionen bei Umweltschutzorganisationen hervorgerufen. WWF, Greenpeace, Global 2000, Vier Pfoten und Politiker forderten unter anderem einen Stopp des Raubbaus an der Natur, eine CO2-neutrale Agrarwirtschaft bis hin zur Fleischkonsum-Reduktion. "Wir brauchen eine radikale Trendwende in der Landnutzung und eine naturverträgliche Klimaschutzoffensive. Derzeit führt der menschliche Raubbau an der Natur zu unfruchtbaren Böden, Artensterben und sinkender Ernährungssicherheit", sagte WWF-Klimasprecherin Lisa Plattner. Der Mensch nutze bereits rund 72 Prozent der globalen eisfreien Fläche und verursache dabei 23 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen durch Entwaldung, landwirtschaftliche Nutzung und Tierhaltung.

"Die Klimakrise ist auch eine Krise der Nahrungsmittelproduktion. Die Art und Weise, wie wir Nahrung produzieren, zerstört unsere Umwelt und lässt das Klima kollabieren. Wir essen die Erde buchstäblich krank – vor allem enormer Fleischkonsum und der damit einhergehende Futtermittelbedarf in Westeuropa und Nordamerika führen zur massiven Abholzung von Wäldern", sagte Jens Karg, Greenpeace-Landwirtschaftsexperte.

Video: Der aktuelle Sonderbericht des UNO-Klimarates fordert ein völliges Umdenken in der Landwirtschaft: Weniger Fleischkonsum, viel mehr ungenützte Flächen und mehr Schutz der Wälder inklusive.

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