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Schneeloch Oberösterreich: Klimawandel macht's möglich

Von Alfons Krieglsteiner   06.November 2014

Der Schnee von morgen liegt in Oberösterreich. Diese Kernaussage einer Studie über die "tourismusrelevante Entwicklung des oberösterreichischen Klimas", die das Umweltressort des Landes und der OÖ. Tourismus bei Herbert Formayer und Helga Kromp-Kolb am Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur in Wien 2009 in Auftrag gegeben haben, gilt auch fünf Jahre später noch. Denn seither hat sich am generellen Trend nichts geändert.

Und der besagt: Im Bereich des Dachsteins und in der Pyhrn-Priel-Region nehmen die Niederschläge in der Wintersaison zu. Und weil sie von kalten Luftmassen aus dem Nordseeraum zu uns verfrachtet werden, gehen sie hier ab 1100 Metern Seehöhe zu mindestens 90 Prozent als Schnee nieder.

Schnee steckt im Nordstau

Da können die Skidorados in anderen Bundesländern nicht mithalten. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg wird ein solcher Schneedeckenaufbau laut Studie erst ab 1300 Metern erreicht, in den südlichen Bundesländern sogar erst ab 1600 Metern. "Das bedeutet, dass die Winterniederschläge in den Nordstaulagen Oberösterreichs bei Temperaturen fallen, die um mehr als ein Grad kühler sind als in Westösterreich und um mehr als drei Grad im Vergleich zu Südösterreich", sagt Formayer.

Herbert Gösweiner, Vorsitzender des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel in Windischgarsten, weiß aus eigener Beobachtung: "Wenn im Winter eine Westfront vom Atlantik kommt, bleiben die warmen Luftmassen in Westösterreich hängen, während bei uns bodennahe Kaltluft aus Niederösterreich oft bis in die Tallagen viel Schnee bringt, der bis um 300 Meter tiefer fällt als etwa in Vorarlberg." Dieser Trend dürfte sich verstärken: "Oberhalb von 1000 Metern können wir auch künftig sicher mit Schnee rechnen." Bis 2020 werde sich an dieser Situation, von der Oberösterreichs "Schneelöcher" profitieren, nichts ändern, sagt Formayer. Bis herunter auf 700 Meter sollten die Bedingungen noch 20 Jahre lang schneetauglich bleiben. Und in "mäßigen Wintern" könne man ja immer noch auf Kunstschnee zurückgreifen.

Ist ab 2050 Schluss mit Skispaß?

Doch bei ungebremster Klimaerwärmung werden sich die Verhältnisse ab 2050 drastisch verschlechtern, warnt Jürgen Schmude, Wirtschaftsgeograph an der Universität München. Bis zu 30 Pistentage pro Jahr könnten Österreichs Skigebiete bis dahin einbüßen, falls die Durchschnittstemperaturen tatsächlich um zwei Grad zulegen. Vor allem kleinere, niedriger gelegene Destinationen würden dann "aus dem Markt ausscheiden". Und der aktuelle Klimavorteil für Oberösterreich wäre auch Schnee von gestern.

Mehr dazu: Extreme Winter in Oberösterreich - ein Rückblick

Grafik: Schneefallgrenzen

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Winter kommt früher und wird stabiler

Eigentlich klingt es paradox: Die Klimaerwärmung könnte Oberösterreich schneereichere, kältere Winter bringen. Doch seit 2007 beobachten die Klimaforscher einen Trend, der dafür die Erklärung liefert, sagt der Boku-Meteorologe Herbert Formayer.
Drei der vergangenen fünf Jahre zeichneten sich demnach bei uns durch einen frühen Wintereinbruch aus. Die Ursache liegt im hohen Norden. Weil es wärmer wird, friert das arktische Eis später im Jahr zu und taut im Sommer immer weiter auf. „Und das offene Meer setzt entsprechend mehr Wärme frei“, sagt Formayer.

Dadurch dürften sich die großräumigen Druckverhältnisse der nördlichen Hemisphäre ändern. Bleibt das Meer länger eisfrei, bilden sich über Grönland stabile Tiefdruckgebiete, an deren Rand kalte Nordwestströmungen nach Mitteleuropa gedrängt werden.

Das hat zur Folge, dass der Winter bei uns früher Einzug hält. Die kalten Strömungen reichern sich über dem Nordatlantik mit feuchter Luft an. Diese staut sich am Nordrand der Alpen und bringt dort reichlich Niederschläge in Form von Schnee.

Der Frühwinter dürfte also auch künftig oft kalt und schneeträchtig ausfallen. Und weil die Wetterlagen generell anhaltender werden, dürften diese für Oberösterreichs Skiregionen günstigen Verhältnisse bis in den Hochwinter hinein relativ konstant bleiben, sagt Formayer: Weil die schwache Sonneneinstrahlung und die im Schnitt niedrigen Temperaturen der Schneedecke kaum zusetzen sollten.     (kri)

 

Drei Fragen an Herbert Gösweiner, Touristiker

Der 40-Jährige ist Vorsitzender des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel, der die Erweiterung des Skigebietes Hinterstoder, Wurzeralm und Vorderstoder anstrebt.

1 Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Klimastudie der Wiener Meteorologen?

Ich schließe daraus, dass bei uns auf absehbare Zeit ein vergleichsweise gutes Klima für den Skitourismus herrschen wird. Das bestärkt uns in den Plänen für ein zusammenhängendes Skigebiet. Bis 2015 werden wir den Masterplan fertig haben, dabei werden wir nicht nur klimatologische, sondern auch regionalwirtschaftliche und Naturschutzaspekte berücksichtigen.

2 Warum halten Sie den Ausbau der Skiregion für notwendig?

Allein schon deshalb, weil mehr als 3000 Jobs davon abhängen. Wir wollen unseren Gästen künftig 80 zusammenhängende Pistenkilometer anbieten. So wollen wir vor allem die stagnierenden Zahlen bei den Mehrtagesgästen wieder erhöhen. Sie bringen pro Tag 125 Euro Wertschöpfung in die Region, viel mehr als die reinen Tagesgäste. Gewinnen kann man sie aber nur, wenn man ihnen Abwechslung bietet. Dazu brauchen wir Pistenkilometer.

3 Sehen Sie sich durch die Entwicklung in anderen Skiregionen bestärkt?

Ja, denn dort wird massiv investiert. Etwa in Schladming oder in Sölden. Dort habe ich schon zehnmal Winterurlaub gemacht, aber nur einmal konnte man auf Naturschnee fahren, sonst war es dafür zu warm oder zu trocken. Da sind wir im Vorteil.

 

 

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26. April 2024