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"Wie gefährlich ist die Totenasche?"

Von Thomas Fellhofer   14.November 2019

Feuerbestattungen und Waldfriedhöfe liegen im Trend. Deshalb plant die Bestattungsfirma Paxnatura einen Bestattungswald in Reichenau im Mühlkreis. Anrainer haben sich in einer Bürgerinitiative zusammengetan, um diesen zu verhindern. Man argumentiert mit unzumutbaren psychisch-emotionalen Belastungen: Man will nicht neben einem Friedhof wohnen. Ins Treffen wird aber auch die Umweltkomponente geführt: „In der Krematoriumsasche enthaltene Schwermetalle wie Chrom VI und Cadmium wirken sich höchst negativ auf Mensch und Umwelt aus“, heißt es seitens der Bürgerinitiative. „Wir sind nicht gegen diese Art der Bestattung, aber warum neben einem Wohngebiet. Es gibt genug alternative Waldflächen“, sagt Sara Gusner, Initiatorin des Widerstandes.

"Schreddergate" in Reichenau

Kritik gibt es zudem am Ablauf einer Bürgerbefragung durch die Gemeinde. Diese sei erst drei Tage zuvor einberufen worden. Außerdem habe man nur drei Stunden Zeit für die Stimmabgabe gehabt. Weil deswegen nicht 25 Prozent der Stimmberechtigten teilgenommen hatten, hat die Gemeinde die Stimmzettel ungesichtet geschreddert. „Die Spielregeln waren im Vorhinein klar ausgemacht. Für uns war die Befragung nicht repräsentativ. Deshalb haben wir sie nicht ausgewertet“, bestätigt Bürgermeister Hermann Reingruber (VP) auf OÖN-Anfrage. Dass sich eine Mehrheit der Bürger, die an der Befragung teilnahmen, gegen das Projekt ausgesprochen haben könnten, räumt Reingruber dennoch ein. Am Wort sei ohnehin der Gemeinderat, der die Umwidmung absegnen muss: „Jeder soll selbst entscheiden. Vorgaben gibt es keine. Es ist auch kein Projekt der Gemeinde. Wenn es durchgeht, passt es, wenn nicht, können wir auch damit leben“, sagt Reingruber. Verwundert über den Stimmungsumschwung in Reichenau zeigte sich auf OÖN-Anfrage Karin Seewald, Geschäftsführerin von Paxnatura: „Die Bürger wurden über die Gemeindezeitung informiert und wir haben zu einer Infoveranstaltung geladen. Dabei wurden einige Kompromisse geschlossen und Missverständnisse ausgeräumt. Eine kleine Gruppe von Gegnern macht nun Stimmung gegen den Waldfriedhof. Das zieht andere mit“, sagt sie.

"Asche ist unbedenklich"

Bezüglich Asche haben die OÖN beim Betreiber des Krematoriums in St. Marienkirchen/Polsenz, Peter Schauer, nachgefragt: „Dass die Krematoriumsasche Schwermetalle enthalten soll, hört man immer wieder. Ich kann versichern, dass die Feuerbestattung die umweltfreundlichste überhaupt ist. Ökologischer geht es fast nicht mehr. Wir verfügen über moderne Filteranlagen und wissen auch, was in der Asche drinnen ist: hauptsächlich Kalk, der die Bäume düngt“, sagt der Experte für Feuerbestattungen, der allerdings in das Projekt in Reichenau im Mühlkreis in keiner Weise involviert ist.

Drei Fragen an ...
Carl Philip Clam-Martin. Der Besitzer der Burg Clam betreibt seit drei Jahren einen Friedwald.

OÖNachrichten: Sie haben vor drei Jahren in Ihrem Forst einen Friedwald eröffnet. Wie ist Ihr Verhältnis zu den Grundnachbarn?

Carl Philip Clam-Martin: Wir hatten eigentlich nie Probleme. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die Anlage nicht direkt an eine Siedlung angrenzt, sondern in einem Natura-2000-Gebiet mit reichlich Abstand zu den Nachbarn liegt. Bei der Zufahrt achten wir darauf, dass es im Sommer nicht zu sehr staubt. Das Projekt in Reichenau kenne ich im Detail nicht. Das macht ein anderer Betreiber.

Wie streng läuft das Genehmigungsverfahren ab?

Es wird natürlich sehr darauf geachtet, dass alles pietätvoll und ordentlich gemacht wird. Daran sind auch schon einige Betreiber gescheitert. Schließlich ist ein Friedwald kein Würstelstand, den man an jeder Straßenecke eröffnen kann.

Wie viele Bestattungen gibt es im Friedwald Clam?

Das sind ungefähr 50 im Jahr, also im Schnitt einmal pro Woche. Größtenteils in sehr kleinem Kreis. Das Einzugsgebiet ist dabei recht groß und reicht bis Wien. Die Waldbestattung bringt es mit sich, dass das Tabuthema Tod durchaus positiv besetzt wird. Selbst renommierte Klöster wie Heiligenkreuz oder Klosterneuburg arbeiten mittlerweile an Friedwald-Konzepten.

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26. April 2024