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Wenn das Vergessen droht

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Bild: colourbox

Alltag mit Demenz – im Wechselbad der Gefühle

Als „schwarze Wolken im Kopf“ oder eine „Reise ins Niemandsland“ beschreiben Betroffene ihre Demenz-Erkrankung.  Demenz ist ein Oberbegriff für Krankheitsbilder, die mit einem fortschreitenden Verlust bestimmter geistiger Funktionen wie Denken, Orientierung und Lernfähigkeit, Sprache, Auffassung und Urteilsvermögen einhergehen. Die Begleitung eines Menschen mit Demenz stellt für Angehörige eine enorme Herausforderung dar. Im Verlauf der Erkrankung ändern sich die Symptome und so entstehen mit der Zeit immer wieder neue Herausforderungen im Alltag. Es braucht viel Einfühlungsvermögen, Nerven und oft auch Kreativität, diesen zu meistern. Anfangs kommt die Veränderung schleichend und wird oft lange Zeit kaschiert. Die Tagesverfassung kann sehr unterschiedlich sein und die Betroffenen sind in manchen Bereichen noch sehr kompetent. Gerade das ist für die Angehörigen oft schwierig zu verstehen: Man kennt den Menschen, wie er früher war, doch nun ändern sich die Rollen und es ist für alle Beteiligten extrem schwer, sich in diese neue Situation einzufinden.

Ein Balanceakt

Menschen mit Demenz haben meist schon in einem frühen Stadium der Erkrankung Probleme, Alltagsaktivitäten alleine zu planen und durchzuführen. Demenzkranke behalten die Orientierung, indem sie unter Leute gehen, ihre Interessen und Hobbys weiterverfolgen, sich helfen lassen und ihren Tag gut strukturieren. Im mittleren Stadium gehen die Selbstpflegefähigkeiten langsam verloren. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verlieren die Personen die Fähigkeit zur Reflexion und zur Krankheitseinsicht. Diese Situation erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl, denn es geht einerseits darum, Gefahren für die Betroffenen zu vermeiden, andererseits, deren Selbstwert nicht zu untergraben – ein echter Balanceakt. Grundsätzlich ist zu sagen: Jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist unterschiedlich, daher gibt es kein Patentrezept im Umgang mit Demenzkranken. Dennoch können gewisse Hinweise zum Umgang im Alltag hilfreich sein.  Mehr dazu auf Seite 28.

„Aufgrund der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung ist es wichtig, bereits jetzt einen Schwerpunkt auf die Begleitung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen zu legen.“

Dr. Johann Stroblmair,
Geschäftsführung
Diakoniewerk OÖ

Auch Menschen mit Demenz können glückliche und zufriedene Zeiten erfahren

Wie denken und fühlen, was erleben Demenzkranke? Auch wenn es schwer ist, sollten Angehörige versuchen, die Wahrnehmung und die emotionalen Botschaften der Betroffenen zu verstehen. Der demente Mensch kann sich nicht an seine Umgebung anpassen, daher muss sich die Umgebung sensibel an ihn anpassen.

Bild: colourbox

Hinweise zur Alltagsgestaltung bei Demenz

  • Trainieren Sie nicht das, was nicht mehr gekonnt wird, sondern schaffen Sie Gelegenheiten, dass die vorhandenen Ressourcen zum Einsatz kommen. Nehmen Sie nicht gleich alles ab!
  • Beziehen Sie so bald wie möglich professionelle Unterstützung mit ein.
  • Lebensgeschichtlich tief verwurzelte Fähigkeiten bleiben länger erhalten: religiöse Rituale, Lieder oder hauswirtschaftliche Fähigkeiten zum Beispiel. Schaffen Sie so oft wie möglich Situationen, in denen diese zum Einsatz kommen.
  • Werden Pflegehandlungen abgelehnt, kann man zum Beispiel versuchen, dabei zu singen oder zu plaudern. Schaffen Sie eine angenehme, leichte Atmosphäre und führen Sie die Pflegehandlung so nebenbei durch.
  • Vergessen Sie nicht, gut für sich selber zu sorgen!

Menschen mit Demenz entwickeln ein gutes Gespür für Stimmungen und Gefühle, sind empfänglich für Berührungen, zeigen menschliche Wärme. Im Vordergrund stehen Begegnungen auf emotionaler Ebene, Augenblicke von Nähe, Glück, Freude, Zärtlichkeit und Humor.

„Die Zahl an pflegebedürftigen Menschen wird steigen. Uns muss klar sein:  Wenn wir über die Zukunft der Pflege sprechen, dann sprechen wir auch über unsere eigene Zukunft.“

Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc
GF Caritas  für Betreuung und Pflege

Zitate berühmter Alzheimerpatienten:

„Ich segele in die Dunkelheit.“

Iris Murdoch, britische Schriftstellerin, 1997

„Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt.“

Ronald Reagan, ehemaliger US-Präsident, 1994

„Mir ist die Sprache gestorben.“

Walter Jens, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Rhetorik-Professor 2008