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Damit unsere Neujahrsvorsätze nicht sofort wieder Schnee von gestern sind

Von Barbara Rohrhofer   05.Jänner 2022

Warum taucht der Wunsch, sich verändern zu wollen, eigentlich immer ausgerechnet rund um den Jahreswechsel auf?

"Weil hier etwas Neues beginnt und viele diesen Wendepunkt nutzen, um Schlechtes hinter sich zu lassen und voller Elan durchzustarten", sagt Bernadette Holzmann-Weißengruber, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin am Klinikum Freistadt. Mit dem Rauchen aufhören, ein paar Kilo abnehmen, weniger Zeit am Handy verplempern – die Psychologin kennt die guten Vorsätze, deren Erfüllung bekanntlich sehr schwer ist, nur allzu gut. "Ich persönlich spreche ja lieber von ,Jahresvorsätzen‘ als von ,Neujahrsvorsätzen‘", sagt sie. Dass Menschen gerade zu Jahresbeginn ihr Leben in andere Bahnen lenken wollen, sei eine willkürliche Entscheidung. Im Prinzip stünden 364 andere Tage zur Verfügung, um sich neue Ziele zu stecken. "Aber es ist natürlich ja durchaus löblich, schlechte Gewohnheiten abstreifen zu wollen", sagt Holzmann-Weißengruber.

"Allerdings werden wir Menschen zu 80 Prozent von unseren Emotionen und von unserem Unterbewusstsein gesteuert. Und genau hier liegt die Schwierigkeit." Unser Kopf wisse nämlich ganz genau, dass es uns guttun würde, gesünder und weniger zu essen – das Unterbewusstsein übernehme in schwachen Momenten aber flott das Ruder und schon greife man zur Schokolade und nicht zum Apfel. Alle Umfragen besagen, dass es zwei Drittel der Menschen nicht schaffen, ihre guten Vorsätze langfristig einzuhalten. Bei 27 Prozent klappt es aber immerhin mehr als zwei Monate. "Größere Chancen auf Erfolg hat man jedenfalls, wenn die Ziele konkret formuliert werden und erreichbar sind, da sonst die Motivation rasch wieder verloren geht", sagt die Psychotherapeutin.

Ein Ausrutscher ist ganz normal

"Am besten überlegt man schon im Vorhinein, wie man mit möglichen Stolpersteinen umgeht, und macht sich klar: Ein Ausrutscher ist noch lange kein Versagen. Zwei Schritte vor und einer zurück – das ist durchaus üblich", sagt die Psychotherapeutin. Behält der innere Schweinehund jedoch die Oberhand oder stellt sich Misserfolg ein, sei es wichtig, gut zu sich zu sein und nicht in Selbsthass zu verfallen. Nur dann kann der nächste Tag als neue Chance verstanden werden. Verhaltensänderungen würden ihre Zeit brauchen, bis sie sich im Bewusstsein verankert haben. "Seien Sie geduldig mit sich selbst – und auch mit Ihren Mitmenschen."

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26. April 2024