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"Es tut mir in keinster Weise leid"

Von Herbert Schorn   29.September 2021

Lukas Resetarits zeigt sein neues Programm "Das Letzte: kein Abschied" morgen in Laakirchen erstmals in Oberösterreich. Im Vorjahr erregte der Kabarettist mit einem Video auf Social Media Aufsehen. Darin beklagte er, dass die Kulturbranche bei den Corona-Hilfen ignoriert wurde, und sagte in Richtung der damaligen Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne): "Blasen wir ihr den Marsch! Geigen wir die gesamte grüne Kultur-Partie heim." Kurz danach trat Lunacek zurück. Das Video bereue er nicht, sagt der 73-Jährige heute: "Es tut mir in keinster Weise leid. Es war unerträglich, wie diese Amtsträgerin mit ihrem Ressort umging."

OÖN: Sie kommen mit dem Programm "Das Letzte" nach Laakirchen. Was ist für Sie das Letzte?

Lukas Resetarits: Das gibt’s vieles. Das Verhalten mancher Impfverweigerer. Auch manche Entscheidungen und fast schon kriminelle Geschichten in der Politik. Ich habe einen großen Gerechtigkeitssinn. Ich bin ein sehr ordnungsliebender Mensch, nicht im Arbeitszimmer, sondern im solidarischen Sinn der Gesellschaft.

Fällt unter die Kategorie "das Letzte" auch der Umgang der Regierung mit Corona?

Auf alle Fälle. Vor allem, dass man nicht Politik, sondern permanent Werbung für sich selbst macht. Dass man oft nur Überschriften produziert und Ankündigungen zurückhält, damit sie der Heiland, der junge Bundeskanzler, bringen kann, das ist das Letzte.

Was kritisieren Sie konkret?

Dass die Maßnahmen oft unklar sind und vage und manchmal nicht stimmen. Die Lichter am Ende des Tunnels stellen sich am Ende als entgegenkommende Lokomotive heraus. Jede Verkündigung enthält irgendwie eine Manipulation, eine kleine leichte Unwahrheit, auch eine Unschärfe ist eine Unwahrheit. Viele Leute sind durch die Werbung im Boulevard verblödet und daher nicht imstande, Informationen, die zwischen den Zeilen zu lesen wären, zu hören. Wer nicht in der Qualitätspresse liest, sondern lieber das Geheul der elenden Boulevardmedien übernimmt, kann nicht differenzieren. Aber genau das ist angesagt: Die Leute sollten mehr differenzieren und kritisch abwägen.

Ihr Video verursachte letztlich den Rücktritt von Ulrike Lunacek bei. War es das, was Sie wollten?

Ich hatte keine politischen Absichten. Es war eine Analyse und Kritik an einer Staatssekretärin, die für ein Ressort und Menschen zuständig war, die sie nicht interessierten und die das kaum verhehlen konnte. Ich wollte sagen: Da sitzt ein Mensch auf einem Platz, auf den sie nicht will oder nicht hingehört. Ich glaube, ich habe Frau Lunacek sogar einen Gefallen getan. Das war erbärmlich. Die Künstler gehören ja nicht zu den Bussi-Bären dieser Regierung und daher ließ man sie in der Anfangsphase unter den Tisch fallen. Und die uns zu vertreten habende Staatssekretärin hat nichts unternommen, wobei man sagen muss, dass es ja auch einen zuständigen Minister gibt. Es war unerträglich, wie diese Amtsträgerin mit ihrem Ressort umging. Insofern tut mir das in keinster Weise leid. Ich habe ja nicht für mich geredet. Es ging mir um all die Tausenden im Kulturbereich Tätigen.

Arbeitet Lunaceks Nachfolgerin Andrea Mayer besser?

Ja, auf alle Fälle. Sie kennt sich im Kulturbereich aus und hat Verständnis für Kunst- und Kulturschaffende. Vor allem ist sie an einem Dialog interessiert. Von Frau Lunacek wurden wir ja nicht einmal ignoriert. Auch die für Künstler nötigen Maßnahmen wurden von Frau Mayer und der Stadt Wien umsichtig und gut organisiert.

Sie sind eine der maßgeblichen Stimmen in der Kultur im Land. Hätten Sie Ihre Kritik nicht anders anbringen können?

Nein. In dem Moment nicht. Es gibt einen einzigen Satz, den ich bis zu einem gewissen Grad bereue, nämlich, als ich sagte, dass die Grünen aus dem Parlament verschwinden sollen. Das ist in der Rage passiert. Ich möchte die Grünen im Parlament haben, aber in Opposition. Da sind sie besser als in der Regierung. Es gibt sicher Ausnahmen, aber die Grünen hängen an der Leine der türkisen Regierung.

Derzeit nur rund 60 Prozent der Österreicher geimpft. Wie kann die Quote erhöht werden?

Es gibt zwei Möglichkeiten: einen GTI oder eine Watschn. Im Ernst: Man sollte bei jedem größeren Event einen Impfbus hinstellen und die Leute wie eine Laufkundschaft zum Impfen holen. Es braucht kreative, lustige Ideen. Für eine große Immunität müssen 80 Prozent oder mehr geimpft sein. Es ist eine wirksame solidarische Maßnahme. Man schützt nicht nur sich selber, sondern auch die anderen. Dann können’s die Türln wieder aufmachen und alle können wieder saufen gehen in den Après-Ski-Stadl.

Tipp: Lukas Resetarits ist am 30. September um 20 Uhr im ALFA Laakirchen, am 20. Oktober um 19.30 Uhr in der Stadthalle Wels und am 28. Oktober um 20 Uhr in der Spinnerei Traun zu sehen.

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