Diskussion: Wie sich die Welt der Arbeit wandeln wird
LINZ. Mehr Selbstverantwortung, neue Kommunikationskanäle und veränderte Führungskultur.
"Der Angestellte, der sich einfach zurücklehnt und wartet, bis er einen Auftrag erhält, wird ein Nischendasein führen", sagte FH-Krems-Professor Michael Bartz diese Woche bei einem Pressegespräch in Linz. Bartz war Hauptredner beim diesjährigen Forum IC der Wirtschaftskammer-Sparte Information+Consulting (IC), das sich mit dem Wandel in der Arbeitswelt beschäftigte.
Bartz sprach davon, dass der Grad an Selbstverantwortung für die Arbeitnehmer zusehends steigt und sich Organisationsformen verändern würden. "Es gibt Unternehmen, die keinen obersten Chef mehr haben, wo die Organisation oft projektbezogen funktioniert", sagte Bartz.
Einen Wandel in der Arbeitswelt sieht auch der in Spital am Pyhrn aufgewachsene Kulturwissenschafter Roland Girtler: "Die Arbeit wird nicht mehr als das gesehen, was den Menschen primär ausmacht und ihn definiert." Die Menschen hätten heute verschiedene Identitäten und würden sich parallel mit sehr unterschiedlichen Dingen beschäftigen.
"Auch wenn es noch nicht in allen Bereichen wahrgenommen wird, ändert sich die Welt radikal", sagte IC-Spartenobmann Christof Schumacher. Neu sei auch, dass das Wissen nicht mehr nur von den Älteren zu den Jüngeren transferiert wird, sondern oft auch umgekehrt. Daher war zur anschließenden Podiumsdiskussion auch der 14-jährige deutsche Internet-Unternehmer Lorenzo Tural Osorio geladen. "Die Kommunikationskanäle ändern sich, und auch das klassische Büro wird nicht mehr benötigt", sagt Tural Osorio. Bei Veränderungsprozessen müssten Unternehmen genau beobachten, ob der Kulturwandel auch wirklich in den Köpfen der Chefs und Mitarbeiter angekommen ist. Erst dann dürfe man nach außen kommunizieren, um weiterhin glaubwürdig zu bleiben.
Über Veränderungen bei der Mitarbeitersuche sprach Runtastic-Personalchefin Xenia Bossowa: "Der Bewerbungsprozess ist so komplex, dass wir bei der Entscheidung stark auf Empfehlungen unserer bestehenden Mitarbeiter setzen. Auch die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer ist extrem hoch."
Unternehmensberaterin Karin Reiter erwähnte eine neue Leitungskultur in den Firmen: "Es geht ums Umlernen und Loslassen. Die neuen Chefs haben nicht mehr den Anspruch, alles zu wissen und alles steuern zu müssen, sondern überlassen vieles der Selbststeuerung."