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"Wir brauchen mehr Neuburgers und Biohorts im oberen Mühlviertel"

Von Dietmar Mascher und Ulrike Rubasch   19.Oktober 2019

Derzeit wird viel investiert im Mühlviertel, doch unter schwierigen Bedingungen: Einerseits fehlen Fachkräfte, andererseits klagen die Unternehmen über Nerven raubende Bürokratie, von der Lohnverrechnung bis zu arbeitsmedizinischen Kontrollen. Mutige Unternehmen investieren trotzdem – so wie Neuburger in Ulrichsberg 30 Millionen Euro in die vegane Schiene "Hermann Fleischlos" steckt oder der Stauraum-Spezialist Biohort um 50 Millionen Euro seine Zentrale von Neufelden nach Niederwaldkirchen verlegt.

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"Wir brauchen mehr Neuburgers und Biohorts, mehr Mut und Zuversicht in der aktuellen Konjunkturdelle", sagte WKO-Präsidentin Doris Hummer am Donnerstagabend in der WK Rohrbach bei der Veranstaltung "Unternehmen am Wort", die die OÖNachrichten als Medienpartner begleiten und die den Unternehmen die Möglichkeit bietet, direkt mit der Spitze der WKOÖ und den OÖN (auch Chefredakteur Gerald Mandlbauer) in Dialog zu treten.

"Wir brauchen mehr Neuburgers und Biohorts im oberen Mühlviertel"
Einige Vertreter von 3300 Unternehmen des Bezirks Rohrbach

Sich als Betrieb zu vergrößern, ist sehr schwierig im Bezirk Rohrbach, weil die Mitarbeitersuche zum Hürdenlauf wird. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. "Das ist der Preis der niedrigsten Arbeitslosenrate in Oberösterreich", sagt AMS-Geschäftsstellenleiterin Doris Steiner. Die 2,0 Prozent Arbeitslosigkeit bedeuten nur 506 Arbeit suchende Personen und 194 in Schulung. Davon findet ein Drittel sehr rasch, binnen 30 Tagen, wieder Arbeit.

Nachbarn auch vollbeschäftigt

Auch in Tschechien und Bayern herrscht quasi Vollbeschäftigung und wenig Anreiz, im Bezirk Rohrbach zu arbeiten. Viele haben allerdings hier schon einen Job. "Hätten wir keine Tschechen in der Gastronomie, könnten wir den Hochficht zusperren", sagt Bezirksstellenobmann Herbert Mairhofer. Dennoch steigt die Zahl der Betriebe stetig. Es sind 3300 Unternehmen im Bezirk aktiv, 38 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Gerhard Trautner, Gastro-Chef am Hochficht für das Stift Schlägl, bestätigt, dass ohne seine Mitarbeiter aus Tschechien nichts ginge. Derzeit sucht er – bisher vergeblich – vier Mitarbeiter für die kommende Wintersaison. Junge ließen sich kaum mehr für eine Gastronomie-Lehre begeistern.

Auch die Transportunternehmerin Gerda Ranetbauer blickt mit Sorge in die Zukunft. Der eklatante Fahrermangel und das Image des Lkw-Fahrers machen ihr zu schaffen. "Das AMS hat meinem Sohn, der den Betrieb übernehmen will, doch glatt geraten, sich einen anderen Beruf als Lkw-Fahrer zu suchen. Da muss er ja den ganzen Tag sitzen..." Teils treibt die Bürokratie die Unternehmer zur Verzweiflung. "Schon bei zwei Minuten Zeitüberschreitung zahlen wir", klagt Ranetbauer.

Taferl macht den Unterschied

Ein bitteres Lachen aus dem Saal erntete sie, als sie die Frage stellte, wie es sein könne, dass vier ihrer Fahrer, die seit 30 Jahren unter Freistädter Lkw-Kennzeichen fahren, nie behördlich kontrolliert wurden. Seit sie unter Rohrbacher Kennzeichen fahren, würden sie jede Woche kontrolliert... Ein emotional diskutiertes Thema waren auch die Langzeit-Krankenstände bzw. die Ausfallzeiten, die durch Privatunfälle verursacht werden und viele kleinere und mittlere Betriebe stark belasten. Auch dass Mitarbeiter trotz Langzeitkrankenstands vollen Urlaubsanspruch haben, löste bei den Unternehmern einmal mehr verärgertes Kopfschütteln aus. Beim Thema Krankenstand berichtete WK-Abteilungsleiter Erhard Prugger zumindest von einem Teilerfolg für die Wirtschaft in den vergangenen Monaten: "Wir haben die Senkung des Krankenversicherungsbeitrags für Unternehmen durchgebracht."

Zitiert

„Wir suchen gerade vergeblich vier Mitarbeiter für die Gastronomie.“
Gerhard Trautner, Betriebsleiter Gastronomie am Hochficht

„Wir leiden unter dem Mangel an Lkw-Fahrern, an den vielen Kontrollen und Strafen.“
Gerda Ranetbauer, Transportunternehmerin RanTrans in Neufelden

 

„Monatelange Krankenstände durch Privatunfälle sind eine große Belastung für uns.“
Gerhard Scheschy, Tischlerei in Neufelden

 

„Unternehmen werden von der Bürokratie bestraft für soziales Engagement.“
Klemens Mittermayr, Geschäftsführer bei M-Tec in Arnreit

 

„Wir müssen Kinder für klassische Handwerksberufe begeistern.“
Horst Nigl, GF Mühlsteiner Dächer in Rohrbach-Berg

 

Fünf Vorschläge, um das Stauproblem zu lösen

 

Die im Großraum Linz arbeitenden Tausenden Pendler aus dem Bezirk Rohrbach stauen sich jeden Morgen nach und durch Linz und abends wieder zurück. Der Bezirksstellen-Obmann der WKOÖ, Herbert Mairhofer, kennt den Leidensdruck und schlägt zur Lösung Folgendes vor:

 

Busspur: Bei der Einfahrt nach Urfahr sollte die Busspur für Firmentransporte freigeben werden. Montagewagen bzw. Firmen-Kastenwagen sollten Vorfahrt haben.

 

Rudolfstraße: Das Nadelöhr in Urfahr zwischen B127 und der Nibelungenbrücke sollte gänzlich mit Halte- und Parkverbot belegt werden. Dann könnte hier der Verkehr besser fließen, weil nicht jedes über die Mittellinie abbiegende Auto einen Stau verursachen würde. Die Rechtsabbiegespuren zwischen Linz und Ottensheim würden ebenfalls Stau verursachen.

 

Wechselspur: Auch eine "Wechselspur" in der Rudolfstraße wurde von den Unternehmern als Erleichterung vorgeschlagen. Am Morgen könnte eine zusätzliche Fahrspur (in der Mitte) den stadteinwärts fahrenden Autos zur Verfügung gestellt werden. Am Abend wäre sie für die Auspendler gedacht.

 

Mühlkreisbahn: Die Bahn müsse unbedingt attraktiviert werden, so die Unternehmer. Eine Anbindung des Mühlkreisbahnhofs mit Schienen zum Hauptbahnhof sei notwendig. Das Um und Auf für eine moderne Mühlkreisbahn seien Park&Ride (P&R)-Flächen, etwa in Kleinzell. "So ein Knoten wird sehr erfolgreich sein", ist sich Mairhofer, der sich zum Ausbau der Öffis im Mühlviertel bekennt, sicher.

 

Schnellboot: Ein "wirklich leistungsfähiges" Schnellboot mit rascher Taktung und Park- und Ride-Anlage von Ottensheim nach Linz fanden Unternehmer interessant.

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