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Sorgenkind Texas lastet schwer auf der voestalpine

11.November 2020

Die Auswirkungen der Pandemie machen dem Technologiekonzern voestalpine operativ zu schaffen. Mindestens ebenso schwer lastet jedoch das Erbe von Wolfgang Eder auf den Schultern seines Nachfolgers Herbert Eibensteiner. Aufgrund von Sonderabschreibungen für das texanische Werk in Corpus Christi rutschte das Ergebnis zum ersten Halbjahr 2020/21 (per 30.9.) tief in die roten Zahlen.

Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) drehte von 230 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 215 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres. Nach Steuern schlägt der Verlust mit 276 Millionen Euro zu Buche. Ende Oktober gab der Vorstand bekannt, Sonderabschreibungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro vorzunehmen. Finanzvorstand Robert Ottel präzisierte diese bei der gestrigen Halbjahresbilanz: 168 Millionen Euro entfallen auf Sonderabwertungen für das Werk in Corpus Christi. Damit wurde das Prestigeprojekt aus der Ära Wolfgang Eders bereits um mehr als 300 Millionen Euro außertourlich wertberichtigt und steht nur noch mit 448 Millionen Euro in den Büchern. "Die Sonderabschreibungen für Texas schmerzen. Das Projekt wurde 2012 beschlossen, seitdem hat sich der Markt verändert", sagte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. Er ergänzt aber, dass das Eisenschwamm-Werk eine Rolle beim Weg des Konzerns in Richtung CO2-Reduktion spielen soll.

Auch die aktuelle Krise hat der voestalpine-Mannschaft viel abverlangt. Der Umsatz brach – vor allem mengengetrieben – um ein Fünftel auf 5,1 Milliarden Euro ein. Die Zahl der Mitarbeiter wurde im Vergleich dazu um 6,5 Prozent auf 47.917 reduziert. Dank Kurzarbeit sowie dem Abbau von Urlauben, Zeitguthaben und Leasingpersonal konnte einiges abgewendet werden. In Österreich betreffen die Kündigungen das steirische Werk Kindberg, wo Stahlrohre für die Öl- und Gasindustrie gefertigt werden. Sie ist neben der Luftfahrt jener Bereich, der am schwersten von der Wirtschaftskrise getroffen wurde.

Die Automobilindustrie, einer der wichtigsten Absatzmärkte der voestalpine, hat sich nach dem Absturz im Frühjahr rasch erholt. Geografisch gesehen sei China am schnellsten wieder da gewesen: "Die Zentralregierung hat die Pandemie rigoros eingedämmt und dann die Wirtschaft mit Maßnahmen befeuert", sagte Eibensteiner.

Überall im Konzern wurde gespart, auch bei den Investitionen. Sie waren mit 245 Millionen Euro im ersten Halbjahr historisch niedrig, was kein Dauerzustand sein könne, betonte Ottel: "Es ist nicht nachhaltig, unter den regulären Abschreibungen zu investieren." Letztere lagen bei rund 400 Millionen Euro. Der Finanzchef strich die Finanzkraft des Konzerns hervor: Weil die Schulden im Halbjahr stärker als das Eigenkapital zurückgingen, reduzierte sich der Verschuldungsgrad von 75 auf 66 Prozent. Der operative Cashflow stieg von 200 auf 563 Millionen Euro.

Eines machte der Vorstand allerdings gestern schon deutlich: Für das Gesamtjahr ist unter dem Strich vom zweiten Verlustjahr in Folge auszugehen. (sd)

  • 5,1 Milliarden Euro betrug der Umsatz der Voest im ersten Halbjahr. Das ist um ein Fünftel oder 1,4 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr.
  • -215 Millionen Euro machte das Betriebsergebnis (Ebit) aus, nach 230 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2019/20.
  • 2500 Mitarbeiter sind aktuell noch in Kurzarbeit in den Werken des Konzerns. Zum Höhepunkt im Frühjahr waren es 10.000.
  • 245 Millionen Euro hat die voestalpine investiert. Die Investitionen waren damit im ersten Halbjahr niedriger als die Abschreibungen.
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