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Komplizierter Verkauf von Steyr Motors

Von Sigrid Brandstätter   20.April 2019

Der Masseverwalter des Spezialmotorenbauers Steyr Motors, Norbert Mooseder, ist nicht zu beneiden. Denn egal, wie die Versteigerung des Unternehmens im Gläubigerausschuss Ende Mai ausgehen wird, der Anwalt wird mit Kritik an seinem Vorgehen konfrontiert sein.

Denn um den insolventen Betrieb, der 2012 von Rudolf Streicher und Rudolf Mandorfer an den chinesischen Investor Phoenix Tree verkauft worden war, gibt es ein heftiges Gezerre. Mooseder bestätigt, dass es mehrere Interessenten gebe. Er spricht von acht Bietern, die sich teilweise zu Bietergruppen formieren würden. Ab Anfang Mai will der Wirtschaftsanwalt aus der Kanzlei Grassner.Lenz.Thewanger+Partner mit drei Konsortien verhandeln. Die Schwierigkeit liegt darin, die Angebote zu bewerten und vergleichbar zu machen, denn die potenziellen Investoren haben unterschiedliche Pläne.

Da treten strategische Investoren mit industriellem Hintergrund auf, die die Spezialfirma mit Motorenentwicklung und Produktion weiterführen wollen. Die möglichen Käufer sollen aus Österreich und darüber hinaus kommen. Weiters meldeten sich Finanzinvestoren. Diese sanieren üblicherweise radikal, führen das Unternehmen einige Jahre weiter und suchen dann einen Ausstieg. Wieder andere wollen das Engineering übernehmen.

Diese Bietergruppe sind Motorenentwickler. Die Rede ist etwa von AVL List mit Zentrale in Graz, dem britischen Entwicklungsdienstleister Ricardo und der deutschen FEV, ebenfalls ein großer Entwickler von Verbrennungsmotoren und Fahrzeugtechnik. Ihnen ist gemeinsam, dass sie keine Motoren bauen – weil sie nicht in das Geschäft ihrer Kunden einsteigen.

Weil es aber Produktionsaufträge gibt, die die Auslastung von Steyr Motors auf zwei Jahre sichern, kommen Motorenbauer ins Spiel – vor allem ein dänischer. Dieser könnte die Aufträge übernehmen – und nicht in Steyr, sondern in Dänemark abarbeiten, wo er freie Kapazitäten hätte.

Das ist auch der Grund, warum die Kunden eingebunden wurden. Die Wirtschaftsprüfung PwC hat im Auftrag Mooseders diese Woche in Gesprächen mit den Kunden deren Wünsche und Anforderungen abgeklopft. Das Ergebnis: Wo die Motoren fertiggebaut werden, sei nicht so wichtig. Wichtiger sei, dass die Versorgung mit Ersatzteilen langfristig gewährleistet ist. Eine solche Lösung bringt den früheren Miteigentümer Mandorfer auf den Plan, der gegen eine solche Variante mobil macht: "Hier würde die nachhaltige Sicherung des Produktionsstandortes völlig außer Acht gelassen. Es könnte rasch zu einem Ende der Fertigung in Steyr kommen."

Noch dazu deutet einiges darauf hin, dass dies das finanziell lukrativste Offert werden könnte.

Andere Stimmen in Steyr reden einem stärkeren Engagement von AVL List das Wort. Der renommierte Motorenentwickler hat – aufgrund der Nähe zu Kunden wie BMW – bereits Entwickler in Steyr sitzen und könnte diese Experten zusammenziehen lassen und die vorhandenen Prüfstände nutzen. Würde ein Kompetenzzentrum aufgebaut, könnte die Region langfristig mehr davon haben, heißt es.

Mooseder sagt klar: "Ich bin nicht berufen worden, Arbeitsplätze zu erhalten, sondern die Interessen der Gläubiger bestmöglich zu vertreten – wobei das nicht im Widerspruch stehen muss."

Von den rund 150 Beschäftigten ist der Großteil traditionell in der Motorenentwicklung tätig. Etwa 35 Personen fertigen die Motoren. Gläubiger sind primär die Lieferanten. Die Verbindlichkeiten liegen bei mehr als 30 Millionen Euro.

Steyr Motors ist aus den Resten der Steyr Daimler Puch hervorgegangen. Frank Stronachs Magna kaufte das Unternehmen. 2001 kam es zum Management-Buyout von Streicher und Mandorfer.

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