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Ein Stahlstadtkind als Chef der voestalpine

Von Dietmar Mascher   29.Juni 2019

Ein Jahr lang konnte sich Herbert Eibensteiner auf seine neue Funktion vorbereiten. Kommende Woche erfolgt der Wechsel offiziell. Der 55-jährige Oberösterreicher wird neuer Vorstandschef der voestalpine und damit einer der einflussreichsten Manager Österreichs.

Mit Eibensteiner folgt ein gelernter Techniker und Betriebswirt mit postgradualer Ausbildung in der Linzer Management-Akademie (Limak) dem Juristen Wolfgang Eder, der den Konzern 16 Jahre führte.

Während Eder noch in der Verstaatlichten sozialisiert wurde und die Abnabelung des Konzerns vom Einfluss der Politik erfolgreich betrieben hat, machte Eibensteiner in einer bereits privatisierten voestalpine Karriere.

Während vielleicht manche kritisieren, dass dem Oberösterreicher Eder der Oberösterreicher Eibensteiner nachfolgt, entspricht das Prozedere der in der voestalpine schon länger gelebten Praxis. Seit dem Börsegang unter Peter Strahammer, selbst ein Urgestein des Unternehmens, wurden Eigengewächse mit den wichtigsten Führungsaufgaben betraut. Das war schon bei Franz Struzl so, und auch Wolfgang Eder galt als logischer Nachfolger.

Ein Stahlstadtkind als Chef der voestalpine
Herbert Eibensteiner wird kommende Woche voest-Chef

Bei Herbert Eibensteiner war die Nähe zur voestalpine wenn schon nicht genetisch bedingt, dann zumindest familiär vorgelebt. Sein Vater war in der Instandhaltung tätig. Er selbst begann nach seiner Ausbildung als 26-Jähriger ebenfalls seine Laufbahn im Konzern.

Davor hatte der Ebelsberger zunächst die HTL absolviert und dann in Wien Maschinenbau und Wirtschaft studiert. Schon vor Jahren hat Eibensteiner eingeräumt, dass er als junger Techniker vom Wachstum des Konzerns profitiert habe und Karriere machen konnte. Er hat als Betriebsingenieur für Instandhaltung begonnen, leitete Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit und ergriff die Möglichkeit, in Krems die Karriereleiter weiter nach oben zu steigen. Seine Lehrmeister waren der frühere Technikvorstand Horst Haider sowie der langjährige Chef der Profilform-Division in Krems, Wolfgang Spreizer. Dort hat er nach eigener Aussage auch die Konsequenz gelernt, die man als Chef eines so großen Konzerns mitbringen muss.

Als Eibensteiner 2014 zum neuen Chef der Stahl-Division bestellt wurde und damit in dieser Funktion Wolfgang Eder nachfolgte, haben das manche schon als Fingerzeig gesehen. Schließlich ist die Stahl-Division mit dem Schwerpunkt in Linz nach wie vor das Flaggschiff im Konzern.

Mit Eibensteiner übernahm damals ein junges Team mit der Finanzerin Pauline Seidermann, dem Vertriebsprofi Wolfgang Mittendorfer und dem Technikchef Hubert Zajicek das Ruder.

Konsequent, dass mit Zajicek einer aus diesem Team Eibensteiner als Stahl-Chef nachfolgt. Wieder einer mit Stahlgeruch, denn auch seine Eltern waren Voestler gewesen.

Anspruchsvolle Rahmenbedingungen

Eibensteiner übernimmt die voestalpine in keiner einfachen Zeit. Zuletzt erlitt das Unternehmen Rückgänge beim Ergebnis um ein Drittel, was sich auch bei den Investoren in Dividendenkürzungen bemerkbar machte. Die Ursachen lagen in der Entwicklung der Weltwirtschaft, aber auch internen Angelegenheiten.

Eibensteiner führt künftig einen Konzern mit mehr als 51.000 Mitarbeitern in 50 Ländern. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte die voestalpine 13,6 Milliarden Euro um. Wie er die voestalpine künftig ausrichten wird, darüber wollte er vor dem Wechsel noch nicht reden. Tatsache ist, dass Eibensteiner bei etlichen Innovationen federführend dabei war. Etwa bei der Entwicklung des hochfesten Stahls phs oder beim Wasserstoff-Projekt, das gemeinsam mit Siemens und dem Verbund in Linz entwickelt wird.

Freunde bezeichnen den vierfachen Vater, der vor zwei Jahren den Tod seiner Frau verkraften musste, als unprätentiös und Mann mit Handschlagqualität. Das Motto des begeisterten Mountainbikers lautet "bewegen statt bewahren".

Wer waren die Chefs der voestalpine?

Lange Zeit hieß es, die Manager der VÖEST seien nur so mächtig, wie es die Betriebsräte und die SPÖ im Hintergrund zuließen. Unabhängig davon hier ein Überblick, wer offiziell den Konzern führte.
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit hatte die VÖEST AG, wie sie damals hieß, mit Hans Malzacher, Karl Krebs, Friedrich Kuretschka, Heinrich Richter-Brohm sowie Walter Falkenbach eine Reihe von Vorstandschefs. Walter Hitzinger war von 1952 bis 1961 der Erste, der die Geschicke über einen längeren Zeitraum lenkte. Unter Herbert Koller (1961-1977) wurden VÖEST und Alpine zusammengelegt.
Unter Heribert Apfalter durchlebte der Konzern seine schlimmste Krise, die in die Ablöse des gesamten Vorstands mündete.
Richard Kirchweger (1985–1986) sowie die beiden Deutschen Herbert Lewinsky (1986–1988) und Ludwig von Bogdandy (1988– 1992) leiteten den Konzern nur kurze Zeit.
Der Börsegang fiel in die achtjährige Amtszeit des legendären Peter Strahammer (1992– 2001), der dem Konzern seinen Stempel aufdrückte und die Weichen für die Zukunft stellte.
Nach seinem tragischen Tod bei einem Bergunfall übernahm Franz Struzl (2001–2003), der erst kürzlich verstarb.
2003, in der heißen Phase der Vollprivatisierung, übernahm mit Wolfgang Eder (2003–2019) ein Urgestein des Konzerns die Führung. Er übergibt nächste Woche an seinen Vorstandskollegen Herbert Eibensteiner.

 

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