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Mikrokosmos voestalpine: Einblick verweigert

Von Von Sigrid Brandstätter   13.März 2010

Die voestalpine Stahl ist ein eigener Mikrokosmos. Mit rund 8000 Beschäftigten hat sie die Ausmaße einer Kleinstadt. Der hohe Werkszaun hat durchaus Symbolkraft: Einblicke von außen sind nicht wirklich erwünscht. Da mag der Konzern an der Börse notieren und Veröffentlichungspflichten haben – hier gelten eigene Regeln.

Ganz spezielle Regeln hat sich über die Jahrzehnte der Arbeiter-Betriebsrat geschaffen, der in dem ehemals verstaatlichten Stahlwerk noch immer einen gewissen Machtfaktor darstellt. Da darf es unter dem Wohlwollen des Managements traditionell mehr freigestellte Betriebsräte geben, als dies das Arbeitsverfassungsgesetz vorsieht. Obwohl derzeit heftig an einem Sparprogramm gearbeitet wird – beim Betriebsrat wird nicht gespart.

Das würde man auch einsehen, würden die Belegschaftsvertreter ihre Aufgabe wörtlich nehmen. Nur beschäftigen sie sich seit geraumer Zeit vorwiegend mit sich – und der Aufklärung einer Serie von Unregelmäßigkeiten.

Das beginnt bei ungerechtfertigt ausbezahlten Kilometergeldern, üppigen Prämien für Betriebsräte und reicht bis zu jahrelang „versehentlich“ kassierten Geldern. Die OÖN haben über ungerechtfertigt kassierte Gewerkschaftsbeiträge in der Höhe von fast 25.000 Euro berichtet. 12.000 Euro werden an die Metallgewerkschaft zurückgezahlt. Diese hatte bei Abschiedsgeschenken für 989 Pensionisten mitgezahlt, obwohl diese das Werk finanziert hat.

Zu diesem Punkt, der auch gewerkschaftsintern einigen Staub aufgewirbelt hat, gab es erst diese Woche stundenlange Beratungen. Informationen über die Ergebnisse: Fehlanzeige.

Jetzt tauchen neue, ähnlich gelagerte Vorwürfe auf: Der Arbeiter-Betriebsrat der „Stahl“ hat von mehreren Tochtergesellschaften für Schichtkalender kassiert. Auch in diesem Fall war der wahre Zahler die Firma.

An die Betriebsrats-Fonds von Gießerei, Grobblech und Logserv müssen 5000 Euro zurückbezahlt werden. Da sich die Preise für diese speziellen Vier-Schicht-Kalender im Cent-Bereich bewegen, muss es sich auch in dem Fall um eine langjährige Fehlverrechnung handeln. Bei den angesprochenen Abschiedsgeschenken, einer Statue der Bergleute-Schutzpatronin, der hl. Barbara, wurde 15 Jahre doppelt kassiert.

Dass die Fehlentwicklungen bzw. deren Aufklärung „die da draußen“ interessieren könnte, damit kann der Betriebsrat nicht so viel anfangen: Anfragen von Medien sind nur noch schriftlich zu stellen. „Seit wann?“ – „Seit heute.“ Auf eine ausführliche Fragenliste antwortet der neue Arbeiterbetriebsrats-Vorsitzende Manfred Hippold mit einem dürren Mail: „Sie können versichert sein, dass wir Ihre Behauptungen internen Überprüfungen unterziehen.“

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