Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Wechsel des Kollektivvertrags: Fronius wird offiziell Industriebetrieb

Von Sigrid Brandstätter   13.August 2019

Dem Industriezulieferer Miba ist es vor einigen Jahren gelungen, mit einem Werk vom Kollektivvertrag (KV) der teureren Metallindustrie ins Gewerbe zu wechseln. Den umgekehrten Weg geht nun Fronius: Ab 2020 gilt für die 3000 Beschäftigten in Wels, Sattledt und Pettenbach der KV der Elektro- und Elektronikindustrie.

Fronius nennt den eigenen Wachstumskurs als Grund für den Wechsel. "Unsere Firmen-Merkmale treffen mittlerweile mehr auf die Industrie als auf das Gewerbe zu", sagt Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß zu den OÖN. Auch auf dem de facto leergefegten Arbeitsmarkt im Zentralraum ist der attraktivere Elektro- und Elektronikindustrie-KV ein besseres Argument. Engelbrechtsmüller-Strauß sagt, dass sich das Unternehmen schon in den vergangenen Jahren am Industrie-KV orientiert habe.

Der Gewerkschaft ist seit langem ein Dorn im Auge, dass große Firmen, wie eben Fronius, Keba, der Großbäcker Resch & Frisch oder Josko mit seinem Hauptwerk, offiziell Gewerbebetriebe sind. Bei der Gewerkschaft spricht man daher auch von einem "Meilenstein". Mit der Lösung zeige man, dass "der Umstieg von einem Gewerbe- auf einen Industrie-KV eine große Herausforderung, aber keine unüberwindbare Hürde ist", sagt Reinhold Binder von der Produktionsgewerkschaft. Karl Dürtscher von der GPA-djp sagt, dass gerade die Elektro- und Elektronikindustrie zeige, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht trotz, sondern wegen der guten Absicherung der Beschäftigten möglich sei. Geholfen haben dürfte den Arbeitnehmer-Vertretern auch, dass Engelbrechtsmüller-Strauß seit zwei Monaten Vize-Präsidentin der Industriellenvereinigung Oberösterreich ist.

Zu Änderungen kommt es vor allem im Rahmenrecht – siehe Kasten – und bei den Vorrückungen. In der Industrie gibt es automatische Erhöhungen alle paar Jahre. Im Gewerbe gibt es jene Erhöhungen, die bei jährlichen Metaller-Lohnrunden vereinbart werden – und jene, die jeder individuell für sich herausschlägt. Auch sind im Industrie-KV der 24. und 31. Dezember ganztags frei, im Gewerbe-KV nicht. Unterschiede gibt es auch bei der Möglichkeit einer Freizeitoption. Welche Mehrkosten auf Fronius zukommen, wollte die Firma nicht sagen.

Gegenüberstellung der Kollektivverträge

Metallgewerbe

  • Facharbeiter-Einstiegslohn
    2205 Euro (Mindestlohn in der Lohngruppe 3)
  • Kündigungsfristen
    bei vier Wochen Betriebszugehörigkeit - eine Woche
    bei einem Jahr - vier Wochen
    bei fünf Jahren - acht Wochen
  • Arbeitgeberkündigung möglich zu jedem letzten Tag der Arbeitswoche (52 Termine)
  • Karenzzeitenanrechnung bis zu 22 Monate insgesamt
  • Überstundenzuschlag für 11. und 12. Stunde und ab 51. Stunde 75 Prozent
  • Kein Jubiläumsgeld


Elektro- & Elektronikindustrie

  • Monatslohn in der Beschäftigungsgruppe D 2206 bis 2405 Euro, später Biennal- u. Triennalsprünge
  • Kündigungsfristen
    bis zwei Jahre - vier Wochen
    fünf bis 15 Jahre - drei Monate
  • Arbeitgeberkündigung möglich per Monatsletzten (12 Termine)
  • Karenzzeitenanrechnung bis zu 22 Monate pro Kind
  • Überstundenzuschlag für 11. und 12. Stunde und ab 51. Stunde 100 Prozent
  • Jubiläumsgeld nach 15 Jahren ein Monatslohn, zwei nach 35 Jahren Betriebszugehörigkeit
copyright  2024
26. April 2024