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Stark wachsendes Online-Geschäft mit Arzneien bedroht die Apotheken

Von Ulrike Rubasch   14.Jänner 2019

Schon jeder zehnte Österreicher kauft rezeptfreie Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel online, hat eine Befragung der GfK Österreich ergeben. 13 Prozent der Befragten wollen diesen Vertriebskanal auch in den nächsten sechs Monaten nutzen. Verkaufsschlager sind Rheumamedikamente, Schmerzmittel, Grippe- und Erkältungspräparate sowie Schlafmittel.

"Wir legen pro Jahr sogar um 100 Prozent zu", sagt Rudolf Mather, Gesellschafter der Versandapotheke Medistore.at, die er von seinem Wiener Apothekenstandort in Ottakring aus betreibt. Mittlerweile macht er online zwei Mal so viel Umsatz wie eine durchschnittliche Apotheke (Median-Wert drei Millionen Euro) in Österreich, nämlich rund sechs Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Mather ist zwar ein eher kleiner Fisch im Online-Handel, aber ein streitbarer Geselle. Er legt sich durch seine Online-Aktivitäten regelmäßig mit der Standesvertretung an. Das habe ihm bereits sechs Disziplinarverfahren eingebracht, zwei seien noch anhängig. Die Österreichische Apothekerkammer, die 1362 Apotheken vertritt, sieht ihre Felle davonschwimmen. Nicht ohne Grund versuchen erst rund 50 österreichische Apotheken ihr Glück im Internet-Handel, sagen Insider. Es werde allen schwer gemacht, in den e-Commerce mit Arzneien einzusteigen.

Konkurrenz aus dem Ausland

"Die in Österreich nicht registrierten Online-Apotheken sind eine Bedrohung für die niedergelassenen Apotheken", sagt die Vizepräsidentin der Kammer in Oberösterreich, Monika Aichberger in Richtung der aus dem Ausland operierenden Online-Marktführer. Die Anzahl der Apotheken in Österreich steige zwar leicht über die Jahre, doch die Gewinnspannen sinken. So ist in den vergangenen zehn Jahren die durchschnittliche Krankenkassenspanne um 20,4 Prozent zurückgegangen. Das ist für die niedergelassenen Apotheken ein Drama, da sie rund 70 Prozent der Umsätze mit rezeptpflichtigen Medikamenten erzielen. Deren Preise und Spannen werden vorgegeben. Werden diese weiter gekürzt, könne man bei den vielen Zusatzaufgaben wie Nachtdienste und ELGA-Einführung wirtschaftlich nicht überleben, warnt Aichberger.

Online-Umsätze bei 12 Prozent

Die Online-Umsätze mit Arzneien dürften deutlich höher liegen, als die Kammer wahrhaben will. Mather schätzt, dass sich Konsumenten online zwischen 20 und 45 Prozent von den empfohlenen Richtpreisen der Hersteller sparen. Marktforscher sprechen von 110 bis 170 Millionen Euro Internet-Umsatz in Österreich. 2017 machten die heimischen Apotheken 4,1 Milliarden Euro Umsatz. Am Geschäft mit freien Arzneien liegt dann der Internet-Anteil bereits bei zwölf Prozent. Die Top-3 Adressen der Österreicher mit Sitz im Ausland sind shop-apotheke.at, vamida.at und apo-rot.at.

Dahinter stecken (außer bei Vamida) nicht-österreichische Konzerne, die sich bemühen, rotweißrot auszusehen und die hier keine Steuern zahlen. So ist eine Klage der Apothekerkammer gegen die im niederländischen Venlo beheimatete shop-apotheke.at anhängig, weil sie den Konsumenten vorgaukle, eine österreichische Apotheke zu sein. "Wir überlegen auch, mit unserem Online-Geschäft ins Ausland zu gehen. Es ist ein Riesennachteil für Online-Apotheken, den Standort in Österreich zu haben", sagt Mather.

Der Markt gilt als äußerst attraktiv: Der US-Internethändler Amazon hat vergangenen Juni mit der Übernahme der Online-Apotheke PillPack bereits den US-Apotheken den Fehdehandschuh hingeworfen.

 

Apotheken in Österreich

 

1362 Apotheken (davon 201 in OÖ) setzten 4,138 Milliarden Euro im Jahr 2017 um.
Ein Drittel macht der Erlös aus nicht rezeptpflichtigen Arzneien aus. Um diesen gewinnträchtigen Markt raufen sich die stationären Apotheken mit dem Internet-Handel. Rund 50 heimische Apotheken sind als Versandapotheken registriert. Die Top-Player sitzen im Ausland. Man erkennt zugelassene Online-Apotheken am Logo des weißen Kreuzes auf grünen Streifen.

 

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