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Raus aus der Kohle

Von Hermann Neumüller   17.August 2019

Im Frühjahr 2020 wird in Österreich das letzte Kohlekraftwerk stillgelegt. Das 35 Jahre alte Kraftwerk Mellach muss noch einen Fernwärme-Liefervertrag mit der nahe gelegenen Stadt Graz erfüllen. Der läuft mit der Heizsaison 2019/20 aus. Anfang August schloss der niederösterreichische Versorger EVN sein letztes Kohlekraftwerk in Dürnrohr. Es war 1986 errichtet worden, also wenige Jahre nachdem Österreichs Bürger sich gegen die Nutzung der Kernkraft entschieden hatten.

Im kommenden Frühjahr geht also die Ära der österreichischen Kohlekraftwerke zu Ende. "Das Thema Kohle zur Stromerzeugung ist in Österreich damit erledigt", sagt Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich. Auch europaweit hat die Kohleverstromung aus Sicht Steineckers keine Zukunft mehr.

"International sieht es freilich anders aus. Man könnte fast von einer Renaissance der Kohle sprechen", sagt Steinecker im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Das deckt sich mit den Prognosen der Internationalen Energieagentur. Noch nie hat die Welt mehr Kohle verbraucht als im Jahr 2018, weil der Primärenergieverbrauch schneller wächst als die Stromerzeugung. E-Autos, Klimaanlagen und die Tatsache, dass in Entwicklungsländern die Elektrifizierung voranschreitet, sind Gründe dafür.

Den Luxus, auf Strom aus Kohle zu verzichten, können sich viele Länder im Gegensatz zu Österreich nicht leisten. Das gilt vor allem für Entwicklungsländer. Die Debatte in Deutschland über den Kohleausstieg zeigt, wie schwierig das ist. Die Kohle einfach im Boden lassen, wenn der Stromverbrauch steigt? Österreich konnte das tun dank der Wasserkraft. Mit deren Ausbau an den heimischen Flüssen wurde der Kohlebergbau unrentabel.

Kohlebergbau? Viele von uns erinnern sich nicht mehr daran, dass es allein in Oberösterreich gleich zwei Unternehmen gab: die Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG (WTK) und die Salzach-Kohlenbergbau-Gesellschaft Sakog. Die dort geförderte Braunkohle wurde in Timelkam und in Riedersbach verstromt.

Beide Bergwerke wurden Mitte der 1990er-Jahre geschlossen, gegen den massiven Widerstand der Bergleute. Die Kraftwerke liefen noch bis 2013 (Timelkam III) bzw. 2016 (Riedersbach I). Es gab vor rund 15 Jahren auch noch Überlegungen, im Ennshafen ein Kohlekraftwerk zu errichten. Die Pläne wurden aber bald ad acta gelegt.

Vormarsch der Erneuerbaren

Die Zukunft der österreichischen Stromversorgung sieht erneuerbar aus. Bis 2030 soll es nur noch erneuerbaren Strom in unserem Land geben. Zumindest lautete so der Plan der Regierung, bevor sie über das Ibiza-Video stolperte. Ob dieser Plan weiter verfolgt wird, muss erst die Zukunft weisen. Die Pläne sind wirklich ambitioniert und verlangen einen massiven Ausbau von Photovoltaik und Windkraft.

Was wir nicht tun sollten, ist, mit dem Finger auf jene zu zeigen, die weiterhin Strom aus Kohle erzeugen. Das gilt nicht zuletzt auch für unseren Nachbarn Deutschland, mit dem wir stark vernetzt sind. Da wäre dann auch noch Polen, das mit einem Kohle-Stromanteil jenseits der 80 Prozent vor ungleich größeren Problemen steht, falls das Land einen Weg wie Österreich gehen möchte.

Strom aus Kohle

38 Prozent betrug der Anteil des Energieträgers Kohle an der weltweiten Stromproduktion. Der Anteil sinkt zwar, Kohle liegt aber immer noch deutlich vor dem zweitwichtigsten Energieträger Erdgas mit 23,1 Prozent.

72 Prozent Anteil an der Stromproduktion in Österreich haben derzeit erneuerbare Energieträger, 56 Prozent beträgt der Wasserkraft-Anteil.

3 Jahre ist es her, dass in Oberösterreich das letzte Kohlekraftwerk geschlossen wurde: Riedersbach 2. Derzeit läuft mit Mellach bei Graz nur noch ein Kohlekraftwerk in Österreich. Es soll nach der Heizsaison 2019/20 schließen, nachdem ein Fernwärme-Liefervertrag mit Graz ausläuft.

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