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Pest in China treibt den Schweinepreis: Im Sommer droht ein Rekordhoch

Von Josef Lehner   25.April 2019

Weil in China die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausgebrochen ist, kaufen die ost- und südasiatischen Länder den Weltmarkt für Schweinefleisch leer. Seit Neujahr ist in Österreich der Einstandspreis der Schlachthöfe (Notierungspreis) von 1,35 auf 1,69 Euro je Kilo (Schlachtkörper) gestiegen, also um ein Viertel. Das dürfte zu ähnlich starken Preiserhöhungen im Lebensmittelhandel führen.

Der niederösterreichische Fleischverarbeiter Berger hatte schon vor Ostern angekündigt, dass die Endverbraucher sich auf rund 25 Prozent Preiserhöhung einstellen müssten. Das Ostergeschäft habe Verluste gebracht, weil die Verarbeiter trotz hoher Rohstoffkosten noch zu alten Konditionen liefern mussten.

Spar Österreich teilt auf Anfrage mit, dass es vorerst keine Preiserhöhungen geben werde. Falls China die Schweinepest nicht in den Griff bekomme und auch in Europa verstärkt einkaufe, werde es "aufgrund des Drucks zu Preisänderungen kommen", so Konzernsprecherin Nicole Berkmann.

Bei Rewe (Billa/Merkur/Penny) heißt es, der Preis habe sich in den vergangenen Wochen stabilisiert, weshalb es derzeit noch keine höheren Regalpreise geben werde. Prognosen abzugeben, sei derzeit unseriös.

Rohstoffpreis mal zwei

Das Bewusstsein, dass sich bei den Preisen etwas tun muss, ist in der Wertschöpfungskette da", sagt Rudolf Großfurtner, der Chef des großen Innviertler Schlachthofes mit 600 Mitarbeitern und rund 220 Millionen Euro Umsatz. Wenn der Rohstoff um 30 Cent teurer geworden sei, müsse sich das an der Fleischtheke etwa doppelt so stark auswirken. Großfurtners Betrieb ist für den China-Export zertifiziert. Der Unternehmer erwartet, dass heuer seine Exportquote über 50 Prozent steigen werde. Rund zehn Prozent seines Umsatzes macht er derzeit in Ostasien.

China räumt EU-Markt leer

Es geht aber nicht nur um den Asienexport. Wenn die großen Schweineproduzenten der EU – Deutschland, die Niederlande, Spanien und Dänemark – jetzt mehr Ware in Asien absetzen, eröffnet das für Österreich bessere Verkäufe im Binnenmarkt.

Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse, die in Österreich rund 2,5 Millionen Schlachtschweine im Jahr vermarktet, sieht noch keine Preistreiberei: "Die bisherigen Erhöhungen bewegen sich innerhalb des Preisbandes." Die Bauern hätten die jüngsten Aufschläge auch dringend gebraucht, weil sie mit den Notierungen des Jahres 2018 durchwegs Verluste eingefahren hätten.

Allerdings ist der jüngste Anstieg vor Beginn der Grillsaison unüblich früh. Deshalb könne er einen weiteren Preisauftrieb von rund 20 bis 30 Cent bis Jahresmitte nicht ausschließen, sagt Schlederer: "Wenn es zu Überhitzungseffekten aus Asien kommt, könnte es noch deutlich darüber gehen."

Zwei Euro mehr pro Kilo?

Das würde bedeuten, dass die Schlachthöfe um die zwei Euro je Kilo zahlen müssten, also ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Jahreswechsel. Das wäre ein Jahrhundertrekord. 1,99 Euro wurden zuletzt 2001 bezahlt – aber nur, weil nach dem ersten BSE-Fall in Österreich kein Rindfleisch mehr gegessen wurde. In den Himmel wachsen würden die Schweinepreise trotz aller Nachfrage aus Asien nicht, sagt Schlederer: "Ab einem gewissen Punkt wird dann weniger konsumiert, oder es wird auf Geflügel umgestiegen. Der Appetit auf Schwein ist in China schon jetzt ein wenig gesunken."

Keine Gefahr für Menschen

Die ASP ist übrigens nicht auf den Menschen übertragbar. In Europa gibt es seit Jahren eine eingespielte Seuchenvorsorge. Die gefährlichsten Übertragungswege sind über Wildschweine und über Fleischreste aus Osteuropa, die bei uns von Touristen, Fernfahrern oder Saisonarbeitern achtlos weggeworfen werden.

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