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"Künstlichen Tiefschlaf der Wirtschaft rasch beenden"

Von Susanne Dickstein   27.März 2020

Die Pressekonferenzen von Christoph Badelt, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo, und Martin Kocher, Geschäftsführer des Instituts für Höhere Studien (IHS), haben Tradition. Doch anstatt der üblichen Mittel- und Langfristprognosen präsentierten die Ökonomen gestern kurzfristige Szenarien, wie sich die Corona-Krise auf die Wirtschaft auswirken könnte.

"Wir sind mit täglich veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert. Das heißt, dass auch diese Szenarien mit großer Unsicherheit behaftet sind", schickte IHS-Chef Kocher vorweg in die Präsentation, die per Livestream übertragen wurde. Die Wirtschaftsforscher betonten, dass sie jeweils vom günstigsten Fall ausgegangen seien. Das IHS nahm in seinen Berechnungen an, dass die heimischen Betriebe ab Mitte April langsam wieder hochfahren würden. Auf das Gesamtjahr führe dies dennoch "zu einer klaren Rezession", so Kocher. Er rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zwei Prozent.

Ein Minus von 2,5 Prozent

Das Wifo hat die Schließungsphase mit sechs statt vier Wochen angesetzt, geht also frühestens Anfang Mai von einer schrittweisen Normalisierung aus. Folglich kommt das Wifo auf einen Rückgang von 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Bei der Arbeitslosigkeit sehen beide Institute einen Anstieg von 7,4 auf 8,4 Prozent. Das Staatsdefizit dürfte fünf Prozent erreichen. Ursprünglich waren die Wirtschaftsforscher von einem leichten Überschuss für 2020 ausgegangen. Die Staatsverschuldung werde aus heutiger Sicht von 70 auf 76 Prozent steigen.

Einig waren sich Kocher und Badelt darin, keine Horrorszenarien zu zeichnen: "Das bringt nichts – außer Panik", so Badelt. Er hält die von der Regierung gesetzten Maßnahmen, konkret das Paket im Volumen von 38 Milliarden Euro, für "goldrichtig" zum jetzigen Zeitpunkt. "Es braucht eine massive und rasche finanzpolitische Intervention, so wie sie jetzt passiert."

Und einig waren sich Kocher und Badelt auch darin, dass die Wirtschaft rasch "aus ihrem künstlichen Tiefschlaf" geholt werden müsse. "Wir brauchen ein Lazarus-Comeback", sagte Kocher, sobald die medizinischen Voraussetzungen dafür gegeben seien. Den Zeitpunkt des erneuten Hochfahrens festzulegen, sei schwierig. Halte der Stillstand aber bis Ende Mai an, wäre die Wirtschaft bei fünf Prozent Rezession. "Industrie und Bau müssen rasch wieder funktionieren – gar nicht wegen des Wachstums, sondern um die Versorgung sicherzustellen", ergänzte Kocher.

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08. Mai 2024