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Intel stoppt Entwicklung von 5G-Chips: 200 Jobs bei Linzer Tochter in Gefahr

Von Martin Roithner   25.April 2019

2011 hieß es bei Intel, die Tochterfirma in Linz spiele ein Schlüsselrolle im Konzern: DMCE (Danube Mobile Communications Engineering) galt bisher als Spezialist für die Entwicklung von Chips für Handys. Weltweit sind mehr als 100 Millionen Smartphones mit Linzer Know-How im Einsatz, sie ermöglichen erst die Kommunikation im Mobilfunknetz. Nun fürchten deren Mitarbeiter um ihre Jobs.

Grund für die Verunsicherung ist eine Aussage des Intel-Chefs Bob Swan: "Im Geschäft mit Smartphone-Modems ist deutlich geworden, dass es keinen klaren Weg zu Profitabilität und positiven Rückläufen gibt." Swan kündigte überraschend an, Intel werde keine Chips für Smartphones mit der neuen Mobilfunktechnologie 5G entwickeln.

Die Planänderung könnte auch den Linzer Standort treffen. "Derzeit hängen alle Mitarbeiter in der Luft. Man weiß nicht, wie es weitergeht", sagt eine Beschäftigte im Gespräch mit den OÖN. Die Nachricht vom Aus der 5G-Chips sei für die Belegschaft "ziemlich überraschend" gekommen. "Das hat sich nicht abgezeichnet", sagt die Mitarbeiterin, die anonym bleiben will. DMCE hat in Linz 200 Beschäftigte und sich zuletzt auf 5G konzentriert.

Auch JKU betroffen

Auswirkungen hätte ein mögliches Aus in Linz auch auf die Johannes Kepler Universität (JKU). Am Christian-Doppler-Labor für "digital unterstützte Hochfrequenz-Transceiver in zukünftigen mobilen Kommunikationssystemen" wird seit 2017 an leistungsstarken Chips geforscht. Die Kosten von 4,7 Millionen Euro teilen sich das Wissenschaftsministerium und DMCE. Der Vertrag läuft bis 2023.

Intel gab sich auf Anfrage zugeknöpft. Das Unternehmen will heute, Donnerstag, bei der Präsentation der Quartalszahlen Details zur Strategie bekanntgeben. "Wir prüfen Optionen für unser Geschäft und unsere Mitarbeiter", sagte eine Sprecherin den OÖN.

Insidern zufolge sind weltweit rund 7000 Beschäftigte betroffen. Fest steht, dass der Konzern an der 5G-Technologie an sich festhalten will – wenn auch nicht an der Chipentwicklung für Handys, sondern an der Netzwerkinfrastruktur. 4G-Chips sollen weiterhin an Hersteller geliefert werden.

Hauptkunde Apple ist weg

Intel tut sich schon seit einigen Jahren schwer, auf dem Smartphone-Markt Fuß zu fassen. Das liegt auch an der Konkurrenz. Just am gleichen Tag, an dem Intel-Chef Swan das Aus für die 5G-Chips verkündete, beendeten iPhone-Hersteller Apple und Zulieferer Qualcomm ihren mehr als zweijährigen Patentstreit.

Apple bezieht die Chips für seine 5G-Handys künftig von Qualcomm. Bisher war Intel der Lieferant, dem nun ein Großkunde wegbricht. Beobachter halten es für möglich, dass Intel das Geschäft mit Mobilfunkchips mittelfristig ad acta legt, zumal künftig alle Handyhersteller nur der 5G-Technologie vertrauen dürften.

DMCE und DICE: Zwei Ableger der Linzer Kepler-Uni

2010 wurde DMCE (Danube Mobile Communications Engineering) in Linz gegründet. Als Ableger der Kepler-Uni (JKU) hat sich die Firma auf die Entwicklung von Chips für den Mobilfunkmarkt spezialisiert. Sie sind in fast jedem Handy drin. DMCE gehört zum US-Chiphersteller Intel und setzt mit rund 200 Mitarbeitern 28 Millionen Euro um.

Die Firmenadresse teilt sich DMCE mit Dice (Danube Integrated Circuit Engineering), die Radarsysteme für Autos entwickelt und zum deutschen Halbleiterkonzern Infineon gehört. Ex-JKU-Rektor Richard Hagelauer gründete Dice 1999. 2010 wurde DMCE aus Dice ausgegliedert und an Intel verkauft. Hagelauer zog sich 2015 operativ zurück, ist aber weiter beteiligt. Für die OÖN war er gestern trotz mehrmaliger Versuche nicht erreichbar.

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