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Heimische Molkereien zapfen Fettpolster an

Von Josef Lehner   05.Juli 2019

Josef Braunshofer erledigte zum Urlaubsantritt am vergangenen Montag noch eine seit langem im Raum stehende Aufgabe. Der Generaldirektor der Berglandmilch-Genossenschaft teilte den 15 Mitarbeitern im Molkereibetrieb Rohrbach mit, dass sie künftig in die Zentrale nach Wels pendeln müssten, weil die Erzeugung des einzigen Produkts, des Quargels, im Herbst zur Tochter Tirol Milch nach Wörgl verlegt werde. Braunshofer sagte zwar, dass sich das Management um ein Ersatzprodukt bemühe, doch der Strukturwandel bei den Milchverarbeitern geht weiter.

Selbst der Betrieb Wels, der auf Frischkäse spezialisiert ist, steht zur Diskussion. Dort ist offiziell die Zentrale von Berglandmilch, des größten österreichischen Milchverarbeiters (Marke: Schärdinger) mit 1500 Mitarbeitern und 900 Millionen Euro Jahresumsatz. De facto ist sie seit Jahren im größten Werk, in Aschbach im Mostviertel. Wels ist nur noch auf dem Papier die Firmenanschrift. Da der Standort Wels nahe dem Bahnhof eine hochwertige Immobilie darstellt und die Messestadt unter Mangel an Betriebsgrund leidet, bietet sich eine lukrativere Verwertung an, als Milch zu verarbeiten.

Noch vor Wels soll aber in Garsten zugesperrt werden, wo nur der altbekannte Geheimratskäse erzeugt wird. Es gibt im Vorstand offensichtlich einen groben Zeitplan, der aber geheim gehalten wird. Beim Marktführer steht einiges an. Seit Jahren hält sich das Gerücht, dass das Trockenwerk Ried im Innkreis, das unter dem Namen Alpi gemeinsam mit dem deutschen Meggle-Konzern betrieben wird, zugesperrt werde. "Eben nur ein Gerücht", sagt Braunshofer: "Ried ist in Vollbetrieb, wir haben gerade erst in neue Silos investiert." Es stimme aber, dass wegen der Ausweitung der Käseproduktion mehr Molke übrig bleibe, die sich am besten als Molkepulver für die Lebensmittelindustrie vermarkten lasse. So war schon angedacht, im Käsewerk Feldkirchen bei Mattighofen eine neue Vertrocknung zu errichten, also dort, wo Molke anfällt.

Etwas unrund läuft es derzeit zwischen Management und manchen der bäuerlichen Eigentümer. Es wurde nicht nur der Milchpreis mit 1. Juni wegen des internationalen Preisdrucks um 0,8 auf 34,5 Cent netto (39 inkl. Steuer) gesenkt. Mit 1. Juli wurde außerdem das Bonussystem beim Milchpreis verändert. Profitieren können nur Bauern, die ihren Tieren Weidehaltung bzw. Auslauf gewähren. "Die Konsumenten wünschen sich Tierwohl", sagt Braunshofer Kritikern. Die Gmundner Molkerei hat den Milchpreis der Bauern sogar um zwei Cent gesenkt. Sie will ihre Wettbewerbssituation – wie berichtet – mit der deutschen Privatmolkerei Jäger verbessern, für die sie ein Mozzarella-Werk in Gmunden errichten und betreiben wird.

Auch die Schärdinger-Leute haben zuletzt in den italienischen Käse investiert, in Aschbach und Feldkirchen. Österreichische Molkerei-Fusionen, für die die Bundespolitik 2016 bis zu 50 Millionen Euro Fördergeld ausgelobt hat, sind noch nicht gelungen. Berglandmilch darf aus Kartellgründen nicht mehr wachsen. Andere Verarbeiter, wie NÖM, Ennstaler, Kärntner oder Salzburg Milch, bringen bislang keine Zusammenarbeit zustande, um für die Bauern höhere Milchpreise zu erzielen. Deshalb wird an weiteren Kostenschrauben gedreht.

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26. April 2024