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Der hässliche Plastikmüll stellt die Kunststoffindustrie auf den Kopf

Von Sigrid Brandstätter, Düsseldorf   23.Oktober 2019

"Wie hoch darf der Anteil von Altkunststoff in der Anlage sein?" Diese Frage von Verarbeitern bringt die auf den Kopf gestellte Kunststoffwelt auf den Punkt. Die wichtigste Kunststoffmesse der Welt, die K in Düsseldorf, steht bis heute im Schatten von Plastikmüll in den Weltmeeren und der sich daraus resultierenden Diskussion über Vermeidung und Verbote. Das kleine Österreich ist – gemessen an der Präsentationsfläche – nach Deutschland, China und Italien das viertgrößte Ausstellerland. "Dieses Faktum zeigt eindrucksvoll die Bedeutung der Kunststoffindustrie bei uns", sagte Spartenobmann-Stellvertreter Stephan Kubinger, der eine Delegation der Wirtschaftskammer Oberösterreich begleitete.

Zu den Profiteuren der Wiederverwertungsdiskussion gehört das Ansfeldner Unternehmen Erema, das Recycling-Anlagen für Kunststoffverarbeiter und -aufbereiter baut. Die Erema-Gruppe ist mit mehreren Ständen und einem Zelt vertreten. "So groß wie noch nie", sagt Geschäftsführer Manfred Hackl. Binnen einer Woche werden so viele Aufträge abgeschlossen wie sonst in einem ganzen Quartal. Die mit dem Erweiterungsbau ab 2020 verfügbare Zusatzkapazität von 40 Prozent sei damit schon gut ausgelastet.

Skateboards aus Fischernetzen

Vor drei Jahren – die K findet nur im Drei-Jahres-Rhythmus statt – sei Erema mit seinen Produkt-ambitionen aus Recycling-Kunststoff noch belächelt worden, sagt Hackl. Inzwischen entstehen in Kooperation mit großen Spielern etwa aus Fischernetzen Skateboards. Shampoo-Flaschen aus 100 Prozent Altmaterial ließen sich heute ebenfalls verkaufen.

Den Druck, den die großen Konsumenten-Marken spüren, geben diese an ihre Lieferanten weiter. Selbst die Bauindustrie frage nach, ob Kunststoff-Verbinder für Rohre einen Recycling-Anteil enthalten, sagt Josef Nahringbauer vom Micheldorfer Werkzeugbauer und Spritzguss-Fertiger ifw.

SML aus Redlham, Hersteller von Schrumpffolien für Paletten, kann Folien aus 100 Prozent Altware erzeugen. "Unser Material ist ein wertvoller Rohstoff, das wirft man nicht weg", sagt Geschäftsführer Karl Stöger. Generell fühlt sich die Kunststoff-Industrie zu Unrecht geprügelt: "Es braucht mehr Aufklärung. Kunststoff muss richtig gesammelt werden", sagt Stöger. Kubinger ergänzt: "Die Industrie ist Teil der Lösung, nicht das Problem." Weil Recycling-Kunststoff inzwischen begehrt ist, ist dieser derzeit teurer als Originalware.

Der Maschinenbauer Fill in Gurten macht etwa ein Viertel seines Geschäfts mit Maschinen für Kunststoffverarbeiter. Dort kommt das Thema Wiederverwertung ebenfalls an. So wird eine Anlage präsentiert, die Faserstreifen verlegt und klebt. Wird das von wiederverwertbarem Kunststoff umfüllt, braucht man weniger Material. Diese Composite-Teile – etwa für die Flugzeug-Industrie – sind leichter. "Solche Entwicklungen helfen der Umwelt", sagt Spartenchef Wilhelm Rupertsberger.

Wie andere Aussteller ist Mario Haidlmair vom Nußbacher Werkzeugbauer von der positiven Stimmung auf der Messe überrascht. Er will zusätzlich zum Werkzeugbau für Kisten und Tonnen neue Geschäftsfelder vorantreiben. Vor allem in einer Anspritz-Vorrichtung, die Spritzguss um ein Viertel beschleunigt und fast ein Drittel weniger Druck erfordert, sieht Haidlmair viel Potenzial.

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