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Die Solarbranche zittert - Sorgen um Q-Cells

12.August 2011

Beim börsennotierten Unternehmen Q-Cells muss gar ein neues rigoroses Sparprogramm mit möglichem Jobabbau her. Die Sicht in die Zukunft wird angesichts ungewisser Förderbedingungen, Schuldenkrise und einem Überangebot am Markt zum Blick in die Kristallkugel. Nur einige starke Spieler der subventionierten Branche mit einem Schwerpunkt auf ausländische Kunden können sich dem Sog entziehen.

Am Q-Cells-Stammsitz Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt ist die Aufregung groß, Teile der Produktion sollen in Malaysia konzentriert werden. Die Beschäftigten zittern um ihre Jobs, die Region befürchtet angesichts der hohen Arbeitslosigkeit eine Katastrophe, wenn erneut Hunderte Jobs verloren gehen. Bereits 2009 hatte Q-Cells Teile der Produktion stillgelegt, 500 Leute mussten gehen. Vorstandschef Nedim Cen versucht zu beschwichtigen. Es gebe noch keine finale Zahl zum Stellenabbau. Regionalpolitiker sorgen sich auch um die Zulieferbetriebe. Q-Cells mit 2.500 Beschäftigten gilt als einer der großen Leuchttürme in der Region und in Ostdeutschland.

Auf der Arbeitnehmerseite regt sich Widerstand: "Wir machen es nicht mit, wenn Arbeitsplätze in Deutschland, die auch mit hohen Steuermitteln geschaffen wurden, jetzt ins Ausland exportiert werden sollen. Ein solcher Schritt wirft dunkle Schatten auf die Branche und ist inakzeptabel", sagt IG BCE-Chef Michael Vassiliadis. Er setzt auf den technologischen Vorsprung der deutschen Unternehmen. "Einen Wettbewerb über den Preis mit Niedriglohnländern können wir nur verlieren", betont er.

Aber auch am Kapitalmarkt gibt es besorgte Stimmen über den einstigen Stern am Solarhimmel. "Für Q-Cells könnte es eng werden. Die Liquidität könnte ihnen ausgehen", sagt etwa Stephan Wulf, Analyst von Warburg Research. Um das Ruder noch herumzureißen, müsse das Unternehmen wettbewerbsfähiger werden und mehr in Richtung Endkundengeschäft gehen, weil das profitabler sei. "Die Frage ist jedoch, ob sie mit diesem Vorstoß nicht schon zu spät kommen", sagt Wulf. Seiner Meinung nach würde auch ein starker Partner helfen. Es gibt Spekulationen über Gespräche mit einem chinesischen Investor, die Cen aber nicht kommentiert.

Unklare Förderungen und Überangebot schädigen Markt

Die Krise der Branche komm nicht überraschend, findet der Volkswirt Matthias Brachert vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Im vergangenen Jahr hatte eine Sonderkonjunktur durch die Förderbedingungen in Deutschland und auf anderen europäischen Märkten der Solarbranche eine riesige Nachfrage beschert. Dagegen lag der Markt im ersten Halbjahr 2011 fast brach, die Förderung war in vielen Ländern unklar. Dazu kam ein immenses Überangebot, getrieben von asiatischen Herstellern. Die Folge sind drastisch fallende Preise, viele Unternehmen wie zum Beispiel Solon, Conergy und Phoenix Solar schreiben Verluste.

Experten rechnen daher schon lange mit einer Konsolidierung. "Es wird weitere Bremsspuren geben", sagt Frank Asbeck, Chef des Bonner Unternehmens Solarworld. Der Solarkritiker Wolfgang Hummel, Lehrbeauftragter der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, hält eine Marktbereinigung sogar für dringend geboten. "Dann wird vielleicht aus zwei oder drei schwachen ein starker globaler Spieler. Bisher sind wir viel zu mittelständisch geprägt."
 

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