Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Bitcoin: Beliebt, geheimnisvoll und riskant

Von Alexander Zens   09.September 2017

300 Prozent Rendite in wenigen Monaten: Was sich derzeit bei Bitcoin abspielt, ist für viele Leute verlockend. Doch auch das Risiko dieser Veranlagung ist groß. Als Zahlungsmittel hat sich Bitcoin noch nicht durchgesetzt. Bei Konsumentenschützern und Aufsichtsbehörden ist die virtuelle Währung ohnehin umstritten.

Was ist Bitcoin?

Es handelt sich um eine virtuelle Währung, die im Jahr 2009 entstanden ist. Wer der Erfinder ist, ist noch nicht restlos geklärt. Heute steht die "Bitcoin Foundation" in den USA dahinter, die von Entwicklern des Bitcoin-Systems, Industrievertretern und Einzelpersonen geleitet wird.

Wie funktioniert Bitcoin?

Man kann Bitcoins bei Handelsplattformen im Internet erwerben (mit Kreditkarte oder einem Bon, den es in 4000 Geschäften in Österreich, vor allem Trafiken, zu kaufen gibt). Die Währung wird in komplexen Rechen-Prozessen erzeugt, denen die "Blockchain"-Technologie zugrunde liegt. Die Finanzströme werden in einer globalen dezentralen Datenbank abgewickelt und aufgezeichnet. Keine Einzelperson hat Kontrolle über das Netzwerk.

Wie entwickelt sich der Kurs?

Nachdem sich der Bitcoin-Preis jahrelang nicht über die 1000-Euro-Marke bewegt hat, gibt es heuer ein Kurs-Feuerwerk. Er hat sich in etwa vervierfacht und lag gestern, Freitag, bei knapp 4000 Euro. Grund dafür ist einerseits die weitere Verbreitung von Bitcoin – vor allem in Asien. Zuletzt haben sich etwa auch wesentliche Plattformen in Südkorea gebildet. Andererseits ist es die Spekulation an sich. Auch in Österreich springen immer mehr Privatpersonen auf den Zug auf und investieren in Bitcoin. Die globale Marktkapitalisierung hat sich seit Anfang 2017 von rund 16 auf 77 Milliarden US-Dollar erhöht.

Wird mit Bitcoin auch eingekauft?

Ja, aber als Zahlungsmittel ist die Entwicklung weltweit schwächer als bei der Veranlagung. In Österreich akzeptieren wenige Betriebe Bitcoin. In Oberösterreich sind es elf. Teilweise berichten diese Firmen, dass noch niemand damit bezahlt hat. Es werde deutlich, dass sich Bitcoin nicht unbedingt für den Alltags-Zahlungsverkehr eigne, sagt Johannes Grill, Präsident von Bitcoin Austria, dem Verein zur Förderung von Bitcoin in Österreich. Angesichts dieser Entwicklung sagt Jürgen Fuß, Professor an der FH Hagenberg: "Der Bitcoin-Kurs ist unnatürlich hoch. Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür."

Könnte hier eine Blase platzen?

Diese Gefahr besteht. Viele Beobachter sehen sich an die dotcom-Blase um die Jahrtausendwende erinnert. Als China diese Woche Einschränkungen im Kryptowährungs-Markt verkündet hat, ist der Bitcoin-Kurs deutlich gesunken. Anfang des Jahres hatte sich ähnliches zugetragen. "Der jüngste Anstieg verlief sehr schnell, vielleicht etwas zu schnell", sagt Grill. Korrekturen um mehrere hundert Euro binnen weniger Minuten seien jederzeit möglich. Langfristig könnte Bitcoin aus seiner Sicht aber eine Art Reservewährung werden.

Muss ich bei einem Verkauf als Privatperson Steuern zahlen?

Wenn man seine Bitcoins binnen eines Jahres wieder verkauft und Gewinn realisiert, wird Einkommensteuer fällig. Die Höhe richtet sich nach dem Tarif, den man beim Arbeitseinkommen zahlt. Bis 730 Euro im Jahr gibt es aber eine Steuerbefreiung. Verkauft man nach mehr als einem Jahr, geht man auch steuerfrei. Die Anleger müssen steuerpflichtige Erträge bei der Finanz melden. Die Gefahr, sonst erwischt zu werden, hat sich nach Einführung von Kontenregister, Geldwäsche-Stelle und automatischem Informationsaustausch mit ausländischen Behörden erhöht.

Welche Kritik gibt es an Bitcoin?

Viele befürchten, dass Bitcoin mit seinen anonymen Transaktionen kriminelle Handlungen begünstigt. Notenbanken betonen, dass der Markt keiner Kontrolle unterliegt. Es sei gut, das sich das System entwickelt habe, weil es zeige, was alles möglich sei, sagt Fuß: "Jedoch entzieht sich Bitcoin weitgehend staatlicher Aufsicht." Da Bitcoin laut Gesetz keine Währung, sondern eine Ware ist, "untersteht es nicht unserer Aufsicht", heißt es von der Finanzmarktaufsicht. Das Finanzministerium teilt mit, dass bei der Überarbeitung der EU-Geldwäsche-Richtlinie eine Registrierpflicht für Händler von Kryptowährungen vorgesehen sein wird.

Was sagen Bitcoin-Befürworter?

Ein großer Vorteil sei, dass man von überall auf der Welt, rasch und ohne dritte Partei oder Bank Transaktionen tätigen könne, wird argumentiert. Notenbanken können hier die Geldmenge nicht steuern. Bitcoin sei im Gegensatz zu "Staatsgeld" völlig frei von willkürlichen Einflüssen, sagt Grill: "Das ist vor allem für Leute in Ländern attraktiv, deren Geld- und Bankensystem nicht funktioniert oder die unter hoher Inflation leiden."

 

Kursentwicklung Bitcoin/Euro (PDF):

Weitere Inhalte:

copyright  2024
26. April 2024