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Aus für Roaming wird das Telefonieren mit dem Handy nicht billiger machen

28.Oktober 2015

Gestern hat das EU-Parlament in einer Abstimmung das sogenannte "Roaming" endgültig abgeschafft. Letzter Schritt bis zur Abschaffung: Ab Mai 2016 dürfen die Roaming-Gebühren fünf Cent (exkl. MWSt.) je Minute für Gespräche und zwei Cent je SMS nicht überschreiten.

Die schlechte Nachricht: An der Höhe der Handyrechnung wird das im Durchschnitt kaum etwas ändern. Sowohl die Telekommunikationsanbieter selbst als auch die Konsumentenschützer gehen davon aus, dass Preiserhöhungen die Folge sein werden. Der EU-Abgeordnete Paul Rübig (VP), der seit Jahren für die Abschaffung des Roamings geworben hat, spricht dagegen von einer "großen Stunde". Preissteigerungen würde es nur geben, wenn kein Wettbewerb herrsche. In Österreich habe man mit dem Einstieg des Diskonters Hofer ("HoT") gesehen, dass mehr Konkurrenz die Preise wieder sinken lasse.

Krammer erwartet Nachteile

Ausgerechnet Mobilfunk-Profi Michael Krammer, der für Hofer das Telekom-Angebot HoT "erfunden" hat, erwartet allerdings "ganz sicher für einen Großteil der Konsumenten Nachteile". Er vergleicht den Eingriff der Politik in den Endkundenmarkt (anstatt den Wettbewerb zu forcieren) mit einer fiktiven Vorschrift, dass Wirte nur noch einen Euro für ein Mineralwasser verlangen dürften. "Selbstverständlich würden diese dann das Bier und das Essen verteuern", sagt Krammer.

AK-Konsumentenschützerin Ulrike Weiß freut sich grundsätzlich über das Ende des teuren Roamings, befürchtet jedoch, "dass diese Verbesserung durch Erhöhung der Grundgebühren oder neuartige Zusatzkosten wieder wett gemacht wird". Es brauche daher einen funktionierenden Wettbewerb unter den Anbietern, damit Preissenkungen weitergegeben werden. Der größte heimische Handynetzbetreiber, Telekom Austria/A1, ist erwartungsgemäß "nicht erfreut" über das Aus für die höheren Auslandsgebühren, will aber noch nicht sagen, inwieweit sich das in Preiserhöhungen auswirken könnte.

Ausgeglichen wird der Einnahmenentfall schon heute zum Teil durch die hohen Kosten für Anrufe aus Österreich ins Ausland. Sie liegen teils schon jetzt über den Roaming-Tarifen (siehe Grafik). So bezahlt man zum Standardtarif für ein Telefonat von Linz nach München mehr als von Budweis nach München.

Der EU-Abgeordnete Josef Weidenholzer (SP) schüttelt darüber den Kopf: "Während auf dem materiellen Gütermarkt die Grenzen abgeschafft wurden, werden sie bei immateriellen Gütern errichtet." Er würde es begrüßen, würden etwa regionale Anbieter grenzüberschreitende Pakete schnüren – etwa für Bayern und Oberösterreich in Konkurrenz zu nationalen Betreibern.

Während Roaming ein Ende bereitet wurde, habe man in Sachen Netzneutralität laut Weidenholzer keinen Fortschritt gemacht. Spezialdienste dürfen in Europa gegen Bezahlung vorrangig durch das Internet gelotst werden. Weidenholzer spricht von der Gefahr eines "Zwei-Klassen-Internets".

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